Toll Collect macht Fortschritte
VDI nachrichten, Hannover, 28. 5. 04 -Nach ersten Fehlversuchen scheinen jetzt die technischen Probleme bei der Lkw-Maut behoben. Erfolgreiche Tests mit neuer Software für die Komponenten in den Fahrzeugen stimmen die Verantwortlichen optimistisch.
Beim zweiten Anlauf soll alles gut werden mit der LKW-Maut. „Ein Scheitern des Großprojektes kann sich Verkehrsminister Manfred Stolpe nicht leisten“, meinen nicht nur die Politiker der Opposition, sondern auch Betroffene wie Klaus Peter Röske, Inhaber eines Transportunternehmens für Papier- und Medienlogistik. Für Toll Collect, die als Betreibergesellschaft den Aufbau und Betrieb des neuen Mauterhebungssystems verantwortet, gilt es deshalb jetzt das Vertrauen der Nutzer wiederzugewinnen.
Die Erfahrungen mit der Technik waren beim ersten Startversuch niederschmetternd. „Nichts funktionierte, wie es sollte“, erinnert sich Röske. Die Onboard-Units (OBUs) reagierten nicht auf Eingaben, machten falsche Angaben über gemessene Strecken und ließen sich dann noch nicht einmal ausschalten. Toll Collect schob die Schuld auf die Zulieferer der Industrie. Die beklagte schlechtes Projektmanagement und Zeitdruck.
Inzwischen hat die zuliefernde Hard- und Software-Industrie ihre Hausaufgaben erledigt. Siemens-Chef Heinrich von Pierer erklärte die von Siemens VDO verantwortete Softwareentwicklung für die OBUs sogar zur Chefsache. „Das Problem der Schnittstellen zwischen den dezentralen Komponenten im Fahrzeug für die Erfassung und Übertragung der Daten per Mobilfunk zu den Hintergrundsystemen bei Toll Collect ist inzwischen gelöst“, so ein Toll-Collect-Sprecher.
Für eine exakte Ortung der Fahrzeuge sind zudem mehr Baken aufgestellt, mit denen die Fahrzeugortung per Satellit unterstützt wird. „Auch in kritischen Bereichen, wo z. B. eine Bundesstraße parallel zur Autobahn verläuft, sind alle Schwierigkeiten behoben“, heißt es von der Telekom-Tochter T-Systems.
Transportunternehmer Röske bestätigt als Teilnehmer an beiden Feld-Tests die erfolgreiche Runderneuerung. „Die OBUs laufen einwandfrei.“ In Testfahrzeugen mit OBUs der beiden Hersteller Grundig und Siemens fuhren Gutachter für Toll Collect nahezu jeden der 5136 mautpflichtigen Autobahn-Kilometer in Deutschland ab.
Das gemessene Ergebnis stellt die Betreiber zufrieden: 99,2 % aller Autobahnabschnitte erfasste das automatische Mautsystem korrekt. Sogar an den rund 6000 Ein- und Ausfahrten arbeitete das System mit einer Erkennungsquote von 98,9 % erfolgreich.
Adolf Zobel, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterverkehr und Logistik, hat dennoch Zweifel an der Einführung der Maut bis zum Januar 2005: „Die Zeit ist verdammt knapp.“ Schließlich müsse noch das Bundesamt für Güterverkehr seine Zustimmung zum Gesamtsystem geben.
Und die ist nicht vor Dezember zu erwarten. Bis dahin sollen mehr als eine halbe Mio. Fahrzeuge mit den neuen OBUs ausgerüstet sein. Die Personalisierung mit eindeutigen Kennungen wird dieses Mal von einer zentralen Vergabestelle übernommen. Die Servicestationen vor Ort beim Kunden sind lediglich für den Einbau zuständig. „Das reduziert die Fehlerquote und geht einfach schneller“, hofft T-Systems.
Transportunternehmer Röske sieht mögliche Probleme in der Belastbarkeit der Hintergrundsysteme, die ihre Qualität im Regelbetrieb mit mehr als einer halben Millionen Nutzern unter Beweis stellen müssen. Der neue Toll-Collect-Chef Christoph M. Belmer gibt sich realitätsbewusst: „Es liegt in der Natur der Sache, dass so ein System nicht ohne Risiko ist.“DORO WENDELN
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