Tarnanzüge für Mobilfunkantennen
Auch der Mischkonzern Pfleiderer spürt die depressive Stimmung im Mobilfunkmarkt. Schließlich gehört das Unternehmen zu den Top-Lieferanten für UMTS-Sendemasten. Hier haben die Oberpfälzer jede Menge zu bieten, wie z.B. die Camouflage-Technik, mit der die Optik verbessert wird.
UMTS kommt nicht mit einem Paukenschlag“, das steht für Ralf H. Bufe, Vorstandschef von Pfleiderer aus dem oberpfälzischen Neumarkt, fest. Pfleiderer selbst, groß geworden mit dem Kerngeschäft Masten, hat sich in den vergangenen Jahren mit der Business Unit Telekommunikation einen Namen als Systemlieferant, als so genannter Turnkey-Anbieter, gemacht. Das Angebot reicht von der Standortakquisition über die Lieferung von glasfaserverstärkten Kunststoff- und Betonmasten über die technische Ausstattung bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe und dem After-Sales-Service. In diesem Geschäft beansprucht der Mischkonzern einen Marktanteil von 10 % bis 20 % und liegt damit nach eigenen Angaben in dem eher mittelständisch geprägten Zuliefergeschäft unter den Top 6.
Der Umsatz im laufenden Jahr, der noch vor zwei Jahren auf 80 Mio. € berechnet wurde, soll lediglich auf 50 Mio. € steigen. Nachdem sich Mobilcom und Quam zunächst aus dem UMTS-Geschäft verabschiedet haben, werde es auch bei den Zulieferern zu Umsatzeinbrüchen kommen, heißt es. Hoffnungen setzt Pfleiderer auf die anderen vier Mitbewerber. Erste Anzeichen würden dafür sprechen, dass Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone D2, E-Plus und O2 „aufs Tempo drücken“.
Störfeuer für die Branche kommt auch aus der Bevölkerung, die sich zunehmend kritisch mit den vorhandenen und geplanten Sendeanlagen beschäftigt. „Fehlende Informationen, bislang unbekannte Techniken und damit auch unbekannte und ungewisse Auswirkungen erregen Angstgefühle und damit Skepsis bei den Bürgern“, bringt Immo von Fallois vom eigens gegründeten Informationszentrum Mobilfunk (IZMF) die zusätzliche Problemfront auf den Punkt.
Vielfach herrsche Unwissenheit etwa darüber, dass Immissionen durch leistungsstarke Rundfunk- und TV-Sendeanlagen noch im Abstand von mehreren Kilometern stärker ausgeprägt sein können als die Felder von unmittelbar benachbarten Mobilfunksendeanlagen. Die Entfernung zur Mobilfunkanlage ist allein kein zuverlässiges Kriterium für die Größe der elektromagnetischen Felder. Vielmehr seien Faktoren wie die Antennenausrichtung, Montagehöhe und der Neigungswinkel („Downtilt“) der Antennen, Dämpfung durch Bewuchs und Bebauung sowie die relative Höhe der Immissionsorte bezüglich der Mobilfunkantenne entscheidend.
Ungeachtet der Aufklärung für mehr Akzeptanz hat Pfleiderer optische Lösungen für Sendemasten vorgestellt. Konventionelle Basisstationen würden z.?B. in einer historischen Altstadt oder in einem städtischen Park das Auge erheblich stören.
Für solche sensiblen Stadt- oder Landschaftsbilder hat der Systemzulieferer Masten in der neuen Camouflage-Technik entwickelt, bei denen Sendeanlagen z.?B. in ein Kirchturmkreuz oder eine Straßenlaterne integriert sind. Eine weitere Neuheit ist der immergrüne „Baummast“, der optische Störungen im Park verhindern soll.
„Entscheidend ist“, so Detlef Obierai, Vertriebsleiter Telekommunikation bei Pfleiderer, „dass die elektromagnetischen Eigenschaften ungestört funktionieren.“ Daher dürfen z.?B. die Plastikblätter am Baum keinen Draht beeinhalten. Müssen Antennen in denkmalgeschützte Fassaden eingebaut werden, kommen gleich mehrere Qualitäten der Oberpfälzer zum Tragen. Das Unternehmen erstellt Negativabdrücke von der Wand oder dem Kupferdach, bevor die Außenhaut herausgeschnitten wird. Dann wird die Antenne eingebaut und mit einer passenden glasfaserverstärkten Form verkleidet, die den Sender nahezu unsichtbar macht.
Doch gerade dieses Verbergen scheuen Mobilfunkbetreiber angesichts der aktuell schwebenden Elektrosmog-Debatte, weiß Obierai. Anders dagegen in den USA. Dort hat z.?B. die Modellvariante Palme schon jede Menge Abnehmer gefunden.
THOMAS TJIANG
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