Softwarebewertung aus Kundensicht
VDI nachrichten, Düsseldorf, 17. 8. 07, pek – Dass Analysten und Marktforscher Anbieter von kaufmännischer Standard-Software (ERP) bewerten, ist nichts Neues. Es gibt aber auch Portale und Marktstudien, in denen die Anwender selbst die Anbieter der Lösungen, die sie einsetzen, bewerten können. Experten sind sich einig, dass diese Ratings zwar Hinweise geben können, aber nicht als alleinige Richtschnur für die Auswahl einer Lösung dienen sollten.
Das Rating-Portal Benchpark.com hat kürzlich seinen zweiten „Marktmonitor 2007“ für ERP-Software-Anbieter veröffentlicht (s. Kasten). Die Gesamtzufriedenheit der Anwender ist nach Angaben von Bettina Voigt, Redakteurin des Portals, im Vergleich zum vorherigen Quartal gesunken, doch die Anbieter „kleinerer“ Lösungen (Gruppe B) konnten ihre Kunden besser zufriedenstellen als die Anbieter „größerer“ Lösungen (Gruppe A). Die Kunden kritisieren in beiden Gruppen die Dokumentation und das Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Schnitt am besten schlossen die Kriterien Funktionalität und Flexibilität ab.
Bestätigt habe sich der Trend, wonach kleinere Anbieter im Durchschnitt bessere Noten erzielen als größere Anbieter. „Hier können wir die Ergebnisse anderer Zufriedenheitsstudien bestätigen, wonach sich die geringere Komplexität der Lösungen und Projekte kleinerer Anbieter auf die Gesamtbewertung durch die Kunden auswirkt“, erläutert Voigt. Vergleichbare Studien bietet etwa die Trovarit AG. Auch würden sich die kleineren Anbieter, so Voigt weiter, aufgrund ihrer Unternehmensstruktur und -kultur durch eine sehr viel größere Nähe zum Kunden und höhere Serviceorientiertheit auszeichnen. „Das dokumentiert, dass die kleineren Anbieter nicht ihre Agilität eingebüßt haben“, meint Ralf Korb, Analyst der Hewson Group.
Dass ausgerechnet ein Open- Source-Anbieter wie die Seat-1 GmbH, die in der Trovarit-ERP-Marktstudie 2006 nicht einmal auftaucht, die ersten Plätze der Gruppe B belegt, macht Experten wie Korb stutzig. Wichtig sei es, die abstimmende Anwenderschaft zu erfahren. Nach Voigts Angaben kommen die Anwender aus Mittelstand und Großunternehmen, zu etwa zwei Dritteln aus Geschäftsführung und IT sowie zu einem Drittel aus den Fachabteilungen. Die gültigen Wertungen stammen von 808 registrierten Nutzern des Portals, zuvor seien allerdings rund 60 % der abgegebenen Wertungen von den Branchenexperten der Infosoft Herstellerneutrale Softwareberatung AG als ungültig abgelehnt worden.
„Zufriedenheitsstudien können eine wertvolle Orientierungshilfe bei der Auswahl bieten, wenn sie richtig erstellt und richtig genutzt werden“, meint Karsten Sontow, Vorstand der Marktforschungsfirma Trovarit. „Der Software-Suchende sollte natürlich zusätzlich auch weitere Quellen befragen“, empfiehlt der Unternehmensberater Wolfgang Schwetz. „Dazu gehört vor allem der Besuch eines oder mehrerer Referenzkunden.“
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