Software-Fehler werden teuer
Knapp 60 % aller Projekte, bei denen IT-Lösungen eingeführt werden, erreichen ihr Ziel. Das Testen von Software kann die Erfolgsquote verbessern.
Das Testen von Software gehört auf die Managementebene – wegen der Kosten und der Bedeutung fehlerhafter Computerprogramme für ein Unternehmen“, fordert Rudolf van Megen, Mitgründer und CEO der Kölner SQS Software Quality Systems AG. Mit der Qualitätssicherung von Computerprogrammen sollten sich aber nicht nur die IT-Manager befassen. „Wichtig ist das Thema auch für die Leiter der Fachabteilungen, weil sie als Anwender verantwortlich sind für die Folgen fehlerhafter Software.“
Mangelhafte Programme in der Flugsicherung, bei Stellwerken der Bahn oder Signalanlagen können Menschenleben gefährden und verheerende Schäden verursachen. Nur eine Stunde Systemausfall im Börsenhandel geht beträchtlich ins Geld und koste das betroffene Unternehmen schon mehrere Mio. US-Dollar, wie van Megen erklärt. Auch z. B. beim Kreditkartensektor oder Katalogverkauf seien die Kosten enorm.
Kosten spielen aber auch bei der Softwareentwicklung eine große Rolle. So hat SQS Methoden entwickelt, um diese in den vier Verfahrensschritten Anforderungen, Design, Implementierung und Test so gering wie möglich zu halten. „Jeder einzelne Schritt verursacht einen eigenen Kostenblock. Je frühzeitiger und systematischer wir mit dem Testen beginnen, um so mehr sparen wir Zeit und Geld bei den folgenden Arbeiten“, verdeutlicht der SQS-Chef. Das Vorgehen gleiche dem Arbeiten eines Architekten, der durch exakte Planung und Ausführung spätere Korrekturen und Ausbesserungen vermeide.
Überraschungen kann es nicht nur mit fertiger Software, sondern auch bei der Einführung neuer IT-Lösungen geben. Aber welche? Die Kölner Qualitätsexperten und das Londoner Marktforschungsinstitut Aspect International haben dies untersucht. Aus der Befragung von 75 deutschen IT-Managern geht hervor, dass nur 57 % aller begonnenen IT-Projekte überhaupt zu Ende geführt werden. Nach der jetzt vorliegenden Studie werden 40 % aller Projekte zu spät fertig, davon die Hälfte mit über einem Jahr Verzögerung. Etwa ein Drittel (35 %) der Vorhaben kosten mehr als veranschlagt.
Jeder dritte deutsche IT-Chef rechnet damit, dass nicht getestete Software zu überteuerten Projekten führt. Daher will keiner der Befragten in Zukunft auf das Prüfen von Computerprogrammen verzichten. Sie nennen als die wichtigsten Gründe für das Testen: die Funktion sicherstellen und Probleme erkennen (45 %), den Systemcrash vermeiden(13 %) und Risiken mindern (11 %). Aber auch über die Nachteile von Softwaretests sind sich die Manager im Klaren: an erster Stelle der hohe Zeitaufwand, dann die Kosten und der Druck auf die eigenen Ressourcen.
Aus der Studie gehe auch hervor, sagt SQS-Chef van Megen, dass deutsche Unternehmen durchschnittlich etwa 20 % bis 30 % ihres IT-Budgets für die Prüfung von Software ausgeben, aber jedes dritte wisse nicht, wie hoch der finanzielle Aufwand sei. „Die Unternehmen investieren nicht zu wenig ins Testen, aber sie könnten mehr Nutzen erzielen durch externes Testen“, so van Megen. Bei sehr komplexen Projekten überprüfen SQS-Mitarbeiter die Software direkt beim Anwender, weniger komplexe Aufgaben können im Testlabor der Kölner gelöst werden und mit automatisch ablaufenden Test-Suites nehmen die Kunden ihre Programme selbst unter die Lupe.
Nach Berechnungen des European Information Technology Observatory (Eito) sowie der SQS wird der deutsche Markt für externes Softwaretesten und Qualitätsmanagement im Jahr 2002 bei ca. 250 Mio. $ liegen. Er soll in nächster Zukunft um etwa 20,2 % im Jahr wachsen, also stärker als der für allgemeine IT-Beratung. M. GROTELÜSCHEN
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