Simulation strafft die Logistik vom Lager bis zur Fertigung
Angesichts steigender Teilevielfalt und weltweitem Wettbewerb kann sich kein Unternehmen mehr zeitraubende wie kostentreibende Transportwege leisten. Welche Leistungsreserven aber noch in der eigenen Betriebslogistik stecken, zeigt Computersimulation. Diesen Baustein der Digitalen Fabrik können sich jetzt auch kleinere und mittelständische Unternehmen leisten.
„Fabriksimulation zur Anlagendimensionierung bzw. -steuerung hat sich in den letzten Jahren in der Industrie etabliert,“ ergänzte Prof. Wilfried Krug, Direktor IT Management des Dresdner Unternehmens Dualis IT Solution im Gespräch mit den VDI nachrichten. Der Nutzen aus den Simulationsanwendungen werde gerade bei komplexen betrieblichen Fertigungs- und Logistikabläufen am deutlichsten. So führe das Dualis-Simulationstool „Speedsim“ eine komplette Fabrikplanung unter logistischen Gesichtspunkten durch: Es ermittle die optimale Dimension von Arbeitsplätzen, Lagerflächen oder Puffern, die nötige Anzahl von Transportsystemen im Fahrzeugpool wie auch der Taktzeiten der Transport- oder Produktionsbänder.
Über visualisierte Prozessketten könnten dabei die Fahr- und Transportwege innerhalb des Produktionsablaufs dargestellt werden. Auf diese Weise lasse sich laut Dualis auch durchspielen, ob man mit einem Stapler weniger auskommt. Gleichzeitig werde der Nutzer in die Lage versetzt, seinen gesamten logistischen Prozess von der Anlieferung über die Zwischenlagerung bis hin zur Verarbeitung der Teile abzubilden, hebt man in Dresden hervor. „Damit wird die digitale Fabrikplanung vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen im Anlagen- und Maschinenbau möglich,“ schilderte Dualis-Geschäftsführerin Heike Krug.
Zum Kundenkreis der Dresdner zählt auch der mittelständische Anlagenbauer Wächter Packautomatik. Die Visualisierungssoftware „3DVideo“ ermöglicht dort im Anschluss an die Simulation einen animierten Flug durch die Produktionsanlage. Innerhalb weniger Minuten könne Wächter in einer 3-D-Darstellung das fertige Layout der gewünschten Anlage inklusive dem Materialfluss visualisieren, so die Softwareentwickler. Auch die Auslastung der simulierten Ressourcen einschließlich vorhandener Arbeitsplätze, Puffer und Lagerflächen erschließe sich so per Mausklick. „Änderungen im Ablauf lassen sich zeitnah simulieren, ohne dass dafür ein realer Produktionsprozess stillstehen muss. Kostenintensive Stillstandszeiten können so entscheidend verringert werden,“ ergänzte Heike Krug.
Spürbare Fortschritte durch Simulation von Logistikprozessen erzielte auch die J. C. F. Kaufmann GmbH in Wuppertal, ein Hersteller von Zulieferteilen für Eisenbahnwagons und Triebwagen wie Fensterrahmen, Müllbehälter, Gepäckablagen oder Trennwände. Das Wachstum des Unternehmens führte zu einer Größe, bei der die bisherige innerbetriebliche Organisation und Technik nicht mehr effizient funktionierten.
Der unstrukturierte Materialfluss verursachte dort erhebliche Aufwendungen für den innerbetrieblichen Transport. „Die Fertigung glich einem überlaufenden Trichter, in den jeder Fertigungsaufträge rein wirft,“ schilderte Detlef Spee vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), dass von Kaufmann mit der Reorganisation der logistischen Abläufe und des Materialflusses beauftragt wurde. Für die Optimierung des Fertigungslayouts erfolgte eine Materialflusssimulation, um neben der statischen Auslastung der Betriebsmittel und der Pufferplätze auch die dynamische Auslastung zu ermitteln. „Im Ergebnis konnten alle Engpässe bestimmt und beseitigt werden“, hob Spee hervor. E. LANGE/KIP
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