Oma ruft die Feuerwehr
Zum 80. Geburtstag bekommt unsere Großmutter ein Handy. Sie soll von unterwegs anrufen können, wenn etwas fehlt oder wenn es ihr nicht gut geht. Das sei in ihrem Alter wichtig, meinen zumindest ihre Kinder.
Das Handy für Oma wird mit Sorgfalt ausgewählt: übersichtliches Display, große Tasten und nichts Kompliziertes. Möglich einfach eben! Extra für Oma wird eine Bedienungsanleitung mit großen Buchstaben und wenigen, einfach verständlichen Sätzen geschrieben: „Um das Handy einzuschalten, drückst Du zwei Sekunden lang auf den roten Knopf rechts oben, dann …. .“
Als der große Tag gekommen ist, stehen alle gespannt um die Großmutter, die mit freudiger Erwartung vor ihrem kleinen Päckchen sitzt. Als sie das Handy sieht, fragt sie nur, was sie mit einem solchen neumodischen Ding anfangen solle und legt es beiseite. Aber irgendwie neugierig ist sie doch und gefallen tut es ihr auch. Dann kommt ihr erster Anrufversuch. Und gleich dieser geht gründlich daneben. Sie schaltet die Tastensperre ein, anstatt aus. JETZT GEHT NUR NOCH DER NOTRUF. Sie tippt langsam und mit angespannter Miene mit ihrem Zeigefinger die Telefonnummer ihrer Tochter ein: 03803/8 112 1. Genau nach Bedienungsanleitung drückt sie dann auf den grünen Knopf und hält das Handy an ihr Ohr. Ihr stolzes Lächeln aber, das um ihre Lippen spielt, als sie die gewohnten „Tut-Töne“ aus dem Handy schallen hört, verschwindet, als sich eine dunkle, kräftige Männerstimme meldet. Mit entsetztem Gesichtsausdruck und gedrückter Stimme flüstert sie: „Ich habe die Feuerwehr gerufen“ und hält das Handy weit von sich weg.
Seit diesem Versuch hat meine Großmutter einen gewaltigen Respekt vor dem Handy und hat es nie mehr angerührt. Hatte aber auch was Gutes, denn sie hat es mir geschenkt.
Runa Heger, Kleinmachnow
Dieser Beitrag ist eine Leserzuschrift im Rahmen der Handy-Geschichten der VDI nachrichten.