Mit schnellem Klick zum richtigen Arbeitgeber
Hinter „Jobanova“ steckt eine Suchmaschine der neuen Generation, die nur echte Stellenangebote präsentiert und auch Schreibfehler toleriert.
Die schrägen Dachfenster im sechsten Stock eines Bürohauses eröffnen unerhoffte Aussichten auf das Wahrzeichen Münchens. Der Blick geht auf die zwei Türme der Frauenkirche. „Die Aussicht ist einmalig“, freuen sich die fünf Mitarbeiter von Jobanova, einer jungen Firma im Herzen Münchens, die etablierten Internet-Jobportalen Konkurrenz machen will.
Wer schon mal nach einer Stelle mit einer gängigen Suchmaschine fahndet, braucht Geduld. Informationen liefert sie zuhauf, aber die qualifizierte Selektion ist oft Mangelware. „Meist lässt die Treffergenauigkeit zu wünschen übrig, und bei Schreibfehlern geht gar nichts“, erklärt Franz Guenthner, Lehrstuhlinhaber am Centrum für Informations- und Sprachverarbeitung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und Jobanova-Gründer.
Dabei muss es nicht einmal ein ausgefallener Beruf sein. „Koch“ beispielsweise ergibt zwar zahlreiche Treffer. Doch bei genauerem Hinsehen wünscht sich die Firma einen Maschinenbauer. Bei der Eingabe „Controller“ werden tatsächlich entsprechende Stellen aufgeführt, aber eben auch ein „32-Bit-Controller“, der wohl eher im Inneren eines Rechners zu finden ist. „Das liegt daran, dass die meisten Suchmaschinen eine Volltextsuche machen. Sie unterscheiden nicht zwischen den unterschiedlichen Abschnitten der Stellenanzeigen, sondern untersuchen jedes Wort im Text, ob es mit der Anfrage übereinstimmt. Unsere Entwicklung analysiert die relevanten Textfelder und liefert deswegen korrekte Ergebnisse“, erläutert Informatiker und Firmenmitgründer Wolfgang Flury.
Die Eingabemaske von Jobanova besteht aus einer Zeile, in die der Interessent Beruf und wahlweise den Arbeitsort einträgt. Selbst bei falscher Schreibweise (etwa Vertriebsingeneur statt Vertriebsingenieur) zeigt Jobanova bereits während des Schreibens eine übersichtliche Auswahl der Treffer mit gesuchtem Job, Postleitzahl, Ort und Anzahl der offenen Stellen.
Hinter der Anwendung stecken unterschiedliche Technologien, neben Datenbanken auch die noch recht junge Disziplin Computerlinguistik. Diese versucht, linguistische Strukturen so zu modellieren, dass menschliche Sprache von Computern verarbeitet und verstanden wird. „Die präzise Extraktion von Information aus den Webseiten ist unsere Stärke“, umschreibt es Franz Guenthner.
Rund anderthalb Jahre Arbeit haben die Informatiker dafür investiert. Denn damit ein Programm eine solche Leistung erbringt, muss man ihm die Welt „erklären“ und das Wissen in Lexika ablegen. „Natürlich nicht das Weltwissen, sondern alles rund um Berufe“, lacht Wolfgang Flury. „Aber auch Orte oder Firmennamen gehören dazu.“ Ebenso wie der Computer wissen muss, dass C++ eine Programmiersprache ist oder SAP entweder eine Firma oder ein Software-Produkt sein kann. Dann galt es, entsprechende Algorithmen zu programmieren, die alle gängigen Ausdrucksweisen für Stellenbeschreibungen auch erkennen können.
Bis jetzt hat sich die Firma allein aus privaten Mitteln finanziert. Die Geschäftsidee der Gründer ist, die Suchmaschine als Portal zu vermarkten, bei dem Unternehmen ihre Stellenanzeigen für den deutschen Markt aufgeben. Auch Werbung gehört dazu, allerdings bezogen auf Beruf und Karriere. Für die Nutzer ist das Portal kostenlos, und sie haben den Vorteil, dass Jobanova sowohl die Datenbank der Bundesagentur durchstöbert als auch künftig die Webseiten von Unternehmen, die offene Stellen nur auf der eigenen Internet-Präsenz veröffentlichen.
Die Mitarbeiter tüfteln bereits daran, die Suchmaschine um weitere nützliche Eigenschaften zu erweitern. An Ideen herrscht kein Mangel: beispielsweise ausgefeiltere geographische Suchmöglichkeiten, etwa nach Postleitzahlen, und gezielte Alternativvorschläge, wenn der gesuchte Job nicht existiert. Schließlich will man mit den etablierten Jobportalen gleichziehen. An potenziellen Auftraggebern mangelt es nicht. Kein anderes deutsches Ballungszentrum bietet eine derartige Ansammlung und Bandbreite unterschiedlichster Unternehmen.
Jobsuche für Ingenieure
EVDOXIA TSAKIRIDOU
Die meisten Jobportale arbeiten mit einer Volltextsuche