Mit Otelo wird Arcor zur unangefochtenen Nr. 2
Nicht Mobilcom, sondern Arcor hat das Telekommunikationsunternehmen Otelo gekauft und strebt jetzt bei Telefonminuten einen Marktanteil von 5 % an.
Am Heerdter Lohweg in Düsseldorf halten Arcor-Manager Einzug. Einzelne Abteilungsleiter machen Bestandsaufnahme beim Telekommunikationsunternehmen Otelo. Denn Mannesmann Arcor hat das Unternehmen rückwirkend zum 1. April für 2,25 Mrd. DM gekauft. Damit wurde die erste größere Fusion im deutschen Telekommunikationsmarkt besiegelt. Weitere Zusammenschlüsse werden folgen, da sind sich Branchenexperten sicher. „Insbesondere regionale und lokale Gesellschaften müssen nun überdenken, ob sie alleine auf dem hart umkämpften Markt bestehen können“, glaubt Michael Schatzschneider von der BHF-Bank. Gerüchte ranken sich um die börsennotierten Gesellschaften Teldafax und Drillisch.
An Größe dürfte so schnell allerdings keiner der künftigen Deals das Arcor-Otelo-Geschäft übertrumpfen. Arcor-Chef Harald Stöber: „Damit positioniert sich Mannesmann unangefochten als Nummer 1 unter den privaten Wettbewerbern der Telekom.“ Schon jetzt streiten sich Arcor und Mobilcom um den zweiten Platz hinter dem Ex-Monopolisten. Mit einem geplanten Marktanteil von 5 % aller Telefonminuten können Arcor und Otelo eindeutig die Spitzenposition erreichen. Gemeinsam plane man für 1999 eine Umsatzsteigerung auf über 3 Mrd. DM und schwarze Zahlen für das Jahr 2001.
Mehrere Bonbons enthält der Deal: So verfügt Otelo z.B. über 1000 Großkunden, darunter Bahlsen und die Dresdner Bank. Außerdem konnten die Düsseldorfer Ende März 400 000 Privatkunden zählen, Tendenz mit 60 000 Anmeldungen pro Monat steigend. Weiteres Mitbringsel: Die Otelo-Tochter germany.net mit 600 000 Internet-Kunden. Geschäftsführerin Michaela Merz ist zufrieden: „Ich bin zuversichtlich, daß der weitere Ausbau des Onlinedienstes nun noch schneller umgesetzt werden kann.“
Vielleicht war es aber auch das Glasfasernetz von Otelo, das die Arcor-Strategen lockte. Wenn auch teilweise von Strom- und Gasgesellschaften angemietet, so ist die Qualität doch so überzeugend, daß Arcor es als Overlay-Netz einsetzen möchte. Aber, so Stöber „Otelo ist und bleibt ein Netzbetreiber“, und ein eigenständiger dazu, denn Arcor setzt auf eine Zwei-Marken-Strategie. Ähnlich wie große Waschmittelkonzerne sollen die Marken Arcor und Otelo ihr Erscheinungsbild, Tarifmodelle und Kundenbeziehungen beibehalten.
Völlig offen ist bislang noch, was aus den Otelo-Beteiligungen wird, die nicht zum Festnetz oder zu germany.net gehören, wie z.B. dem Kabelnetzbetreiber Telecolumbus, dem Satellitenmobilfunknetz Iridium und der Mobilfunkgesellschaft E-Plus.
zel/rb