Microsoft macht seine kaufmännische Standardsoftware bedienerfreundlich
VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 9. 08, pek – Mit Dynamics AX 2009 bringt Microsoft eine neue Version seiner ERP-Software für den gehobenen Mittelstand und international aufgestellte Großunternehmen. Sie soll der SAP ERP Business Suite hinsichtlich des Funktionsumfangs und der Benutzerzahl Paroli bieten. Besonderer Wert wurde auf die bedienerfreundliche, rollenbasierte Benutzerführung gelegt.
Dynamics AX unterscheidet sich erheblich von seinem kleineren Bruder Dynamics NAV (vormals Navision). Während sich Dynamics NAV (früher Axapta) nach Angaben von Philipp Rüdiger aus dem Microsoft-Produktmarketing an kleine und mittelgroße Mittelständler mit bis zu 1000 Mitarbeitern und 150 PC-Arbeitsplätzen richtet, können die Benutzerzahlen bei AX bis zu 3000 und mehr erreichen. Das bringe auch eine unterschiedliche Verwaltung der Installation mit sich. „Bei NAV wird jede Installation separat für ein Land vorgenommen“, so Rüdiger, „doch bei AX 2009 ist eine zentrale Installation möglich, die sich weltweit ausrollen lässt.“
Während AX 2009 wie jede kaufmännische Standardsoftware (ERP: Enterprise Resource Planning) die Grundfunktionen eines Unternehmens unterstützt, so kommen nun als Schwerpunkte die Unterstützung internationaler Ausrichtung, die Datenauswertung und Compliance hinzu.
AX 2009 bietet international aufgestellten Firmen eine Reihe von Werkzeugen für die standortübergreifende Nutzung von Geschäftsdaten und Prozessen. Diese sollen ihnen die Steuerung niederlassungsübergreifender Prozesse im Umfeld der Lieferkette sowie des betrieblichen Rechnungswesens erleichtern und zugleich eine fundierte Entscheidungsfindung auf allen Ebenen eines Unternehmens verbessern.
So gestattet es die Software etwa, ausgewählte Stamm- und Bewegungsdaten für eine Niederlassung innerhalb eines Unternehmens zu verwalten und Prozesse niederlassungsbezogen zu steuern. Über so genannte „Shared Service Center“ können Niederlassungen als zentrale Bearbeitungsstelle für andere Niederlassungen fungieren, so etwa für die Zahlungs- und Rechnungsbearbeitung.
Nutzt man zusätzlich zu AX 2009, das auf dem Windows Server 2008 läuft, auch die Datenbank SQL Server 2008, so kann man deren Berichtswesen und Datenauswertung heranziehen. Die Transparenz der Betriebstätigkeit lässt sich mit dem Office PerformancePoint Server durch Planungsszenarien ergänzen. Excel hat somit ausgedient. Ein weiteres Instrument der unternehmensinternen Kontrolle ist das so genannte „Compliance Center“. Es bietet den Prozessverantwortlichen, meist ist es der Finanzvorstand (CFO), einen integrierten Überblick über die internen Kontrollmechanismen und Kennzahlen zur Einhaltung von Gesetzen und Regelungen. AX 2009 enthält dabei länderspezifische Funktionen für 36 Staaten, die Anwendern bei der Einhaltung lokaler Richtlinien helfen.
Gartner-Analyst Jeff Woods mahnt (in „Modernizing ERP“ vom 21. 3. 2008), dass die ERP-Hersteller ihre Lösungen nur dann zukunftssicher machen können, wenn sie sie benutzerorientiert gestalten. „Eine weitere Säule unserer Innovationen“, erläutert Philipp Rüdiger daher, „ist die rollenbasierte Benutzerführung.“ Während frühere Versionen noch transaktionsorientiert gewesen seien, habe man nun einen Durchbruch im Design erzielt, der langes Suchen nach Funktionen überflüssig mache. Die rollenbasierte Benutzerführung sorgt für eine stets relevante Präsentation der Arbeitsumgebung, gleichzeitig aber auch für Sicherheit im Zugriff auf Daten und Funktionen.
Der Benutzer arbeitet in AX 2009 nun genau wie mit seiner vertrauten Microsoft-Office-Umgebung. Er kann aber auch, so Rüdiger, über das Unternehmensportal und den Dynamics Client auf AX-Funktionen zugreifen. Auf diese Weise sollen die Mitarbeiter ihre Produktivität steigern. Industriespezifische Erweiterungen würden ähnlich wie bei SAPs Enhancements Packages die Kernfunktionen von AX ausweiten, so etwa um digitale Signatur und Lean Manufacturing.
In Westeuropa ist Microsoft nach Angaben der Gartner Group die Nummer vier hinter SAP, Sage und Oracle. Platzhirsch SAP hatte 2007 einen Marktanteil von 32,6 %, Sage 9,9 %, Oracle 9,3 % und Microsoft 5,1 %. Doch die Redmonder wachsen schneller als die Walldorfer, nämlich mit 20,7 % gegenüber 16,2 %. Das ist nur wenig gegenüber dem fast 70 %igen Wachstum Oracles zwischen 2006 und 2007. Auf dem internationalen ERP-Parkett wächst nur Infor mit 98,1% schneller.
Die großen fünf teilen fast 60 % des globalen ERP-Markts unter sich auf. Dieser wächst zurzeit mit 16,7 %, werde aber bis 2011 um rund 25 % pro Jahr steigen und einen Umfang von 25,16 Mrd. $ erreichen. so die Gartner-Auguren. MICHAEL MATZER
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