Software 11.02.2000, 17:24 Uhr

Klangmanipulation mit dem Computer

Die modernen leistungsfähigen PC sind bestens für die Klangbearbeitung geeignet. Mit so genannter Mastering-Software stehen dem Anwender erschwingliche Mittel zur Verfügung, die an die professionelle Tonstudiotechnik erinnern.

Disco-Samples für die Fete oder die „Rettung“ der noch weitgehend knisterfreien Schallplattensammlung auf CD-R und noch viel mehr lässt sich heute per Mausklick mit dem Computer erledigen. Möglich macht das eine Mastering-Software, auch Wave-Editor genannt. Erhältlich sind solche Programme ab etwa 100 DM, die obere Grenze liegt etwa bei 900 DM. Noch teurere Programme gehören eher in den Profi-Bereich (Testkandidaten s. Kasten „Sounddesign“).
Vor der Bearbeitung durch die Software muss die Musik erst im Wave-Format auf der Festplatte gespeichert werden, entweder durch Einlesen von CD-Titeln per CD-Rom-Laufwerk oder durch digitales Überspielen der Musik über eine Digitalkarte.
Beim digitalen Kopieren von verschiedenen CDs – etwa für die Erstellung eigener Musiksampler – treten oft deutliche Lautheitsunterschiede auf. Ihr Ausgleich, das so genannte Remastering, erfolgt in zwei Schritten. Zuerst müssen die Titel in der Lautheit einander angeglichen werden, dann ist der Signalpegel möglichst optimal in den 16-bit-Quantisierungsbereich zu platzieren. So lässt sich der volle Signal/Rauschabstand digitaler Audiosysteme ausnutzen (s. Kasten „Nutzbare Dynamik“). Leider löst kein Wave-Editor diese Aufgaben optimal.
Die Normalisierungs-Funktion nahezu aller Editoren arbeitet lediglich mit Spitzenpegeln. Optimal wäre eine Anpassung an die Lautheit, also an die Größe, die das tatsächliche Empfinden des Gehörs beschreibt.
Sound Forge 4.5 ist die einzige Software, mit der sich die mittlere Lautstärke (RMS) des Signals ermitteln lässt. Sie gleicht die Pegel wesentlich besser an als die Spitzenpegelmethode. Zu hohe Werte für die RMS-Normalisierung (oder etwa gar 0 dB) sind natürlich sehr riskant. Dann können die Spitzen im Signalpegel übersteuert werden.
Die Vorschau-Funktion und der Aussteuerungsmesser von Sound Forge 4.5 erlaubt es, das Auftreten solcher Fehler vorher zu beobachten und die Verstärkung entsprechend zu reduzieren. Außerdem bietet Sound Forge die Option, Clippen durch Zuschalten eines Kompressors zu verhindern.
Mit der Kreuzblenden-Funktion bekommt man eine CD-R hin, die sich anhört wie ein Disco-Mitschnitt, denn damit lassen sich Überblendungen (Fades) zwischen den gespeicherten Musiktiteln erzeugen. Hier zeichnet sich der Red Roaster mit mehreren virtuellen Aufnahmespuren aus. In diese werden die Wave-Files übertragen. Indem man die optisch untereinander stehenden Musiktitel verschiebt, lassen sich die Überlapp-Bereiche festlegen und durch Ziehen und Anfassen die Fades erzeugen.
Damit Fehler keine bleibenden Probleme bereiten, lassen sich Missgeschicke bei den herkömmlich direkt mit Wave-Files arbeitenden Programmen Sound Forge 4.5 und Sound Forge XP 4.5 mit Undo- und Redo-Funktionen beheben. Mit genügend Speicherplatz auf der Festplatte sind sämtliche Bearbeitungsschritte, sogar der komplette Musikmix, reversibel. Eine andere Philosophie bildet die Basis für den Red Roaster, für Wavelab 3.0 und Get It On CD. Hier gibt es das nicht destruktive Editieren, wobei die Original-Wave-Datei beibehalten wird, so dass sich blitzschnell alle Bearbeitungsschritte aufheben lassen.
Wer den Knistersound alter Schallplatten entrauschen und entknacken will kommt mit Klangbearbeitungsprogrammen nur bedingt weiter. Das Entrauschen bietet nur der Red Roaster, für Wavelab und Sound Forge 4.5 müssen Plug-Ins hinzugekauft werden. Das Entfernen von Knacksern und Klick-Geräuschen ist nur über Plug-Ins für die drei Programme möglich. Für interessierte Anwender gibt es speziell ausgestattet Restaurierungssoftware.
Als Filter stellen die Programme unterschiedliche Module bereit, die von einfachen graphischen Equalizern über parametrische bis hin zu paragraphischen Typen reichen. Die größte Auswahl bieten Red Roaster und Sound Forge 4.5, nämlich jeweils alle drei verschiedenen Arten.
Nützlich – aber ohne Einfluss auf den Klang – sind Stapelverwaltungs-Module. Wenn die Einstellungen für die Klangbearbeitung gefunden sind, können diese Module automatisch nacheinander abgearbeitet werden. Danach lassen sich dann die Titel mit den Programmen – außer Sound Forge XP 4.5 – gleich auf die CD-R brennen.
Die Software-Pakete bieten viele Funktionen für die Klangerzeugung. Es lassen sich Sounds bearbeiten und in einen Synthesizer laden. Dazu kommen Effekte wie Flanger, Phaser, Pitch Control, Hall und Echo.
Ein Trost für Einsteiger: Die Vielfalt der technischen Möglichkeiten wirkt sicher etwas abschreckend, doch bereits die Grundeinstellungen erlauben es, quasi mit einem Mausklick sehr überzeugende Ergebnisse zu erzielen. Später kann man sich dann an die Feinheiten herantasten. REINHARD PAPROTKA
Musik- und Sounddesign am PC: Software zur Klangbearbeitung hilft, am Bildschirm CD-Sampler selbst zu erstellen.

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