Mobilfunk 11.10.2002, 18:22 Uhr

Hoffnungsträger MMS

Der Mobilfunkbranche fehlt es an guten Nachrichten. Wäre da nicht Hoffnungsträger Multimedia Messaging Service (MMS), der wie einst die SMS zu einem Selbstläufer werden könnte, weil er einfach Spaß macht.

Wie gewohnt, fehlen auch diesmal die Handys, die für den neuen Dienst gebraucht werden. Sie müssen MMS-Software im Betriebssystem, GPRS für die Datenübertragung und ein Farbdisplay an Bord haben. Und damit kann seit April 2002 erst das Sony Ericsson T68i aufwarten. Im Juli stieß das Nokia 7650 hinzu, und seit kurzem bieten Vodafone und T-Mobile das Sony Ericsson T300 mit einer ansteckbaren Kamera für attraktive 98,00 € bis 99,95 € an.
Preise, die an frühere Prepaid-Aktionen erinnern, auch wenn ein Zwei-Jahres-Vertrag oder eine Vertragsverlängerung erforderlich sind. T-Mobile versucht damit den Vorsprung einzuholen, den Vodafone durch den MMS-Start im April 2002 noch hat. Statt hoher Preise wie beim WAP-Start gab es bei den Düsseldorfern netzinterne MMS fünf Monate lang zum Nulltarif.
Mit gutem Erfolg: „Bisher haben sich 30 000 Vodafone-Kunden ein MMS-Handy gekauft“, freut sich Pressesprecher Heiko Witzke. Und das trotz eines Startpreises von 498 € für das Sony Ericsson T68i mit Kamera. Mittlerweile kostet das Set bei Vodafone und T-Mobile nur noch 299 €, wie auch das neuere Nokia 7650, das eine Kamera und ein noch besseres Farbdisplay eingebaut hat. Auch T-Mobile hat gut verkauft: „Rund 25 000 Handys“, verrät Pressesprecher Philipp Schindera.
Kamera und Farbdisplay spielen bei MMS eine große Rolle, denn die Multimedia-Botschaft wird aus frisch geschossenen Fotos, einem Text und programmierten oder aufgenommenen Tönen zusammen gestellt. 30 kByte reichen für ein Foto, einen kurzen Text und ein gehauchtes „Ich liebe Dich“ und kosten 39 Cent. 100 kByte werden mit 99 Cent berechnet. „1 s Ton ist etwa 1 kByte, ein Foto 3 kByte bis 10 kByte“, rechnet Vodafone-Mann Witzke vor.
Die stark komprimierten Daten werden über die neu eingerichteten MMS-Zentralen der beiden führenden Netzbetreiber an MMS-Handys geschickt. Dazu wurden Ende September die Zentralen miteinander gekoppelt, denn bisher waren nur netzinterne MMS möglich. Allerdings sei die Testphase noch nicht beendet, betont T-Mobile-Sprecher Phillip Schindera.
Die MMS-Zentralen erkennen, ob der Empfänger schon ein MMS-Handy besitzt. Ist das nicht der Fall, wird eine SMS generiert, die dem Empfänger mit einem PIN mitteilt, unter welcher Internetadresse die Nachricht zum Abruf hinterlegt ist. Es funktioniert – wenn auch zurzeit noch mit jeder Menge Tücken. Wird z.?B. von T-Mobile eine MMS an ein nicht MMS-fähiges Handy ver-
sendet, kann es passieren, dass der dazu passende Vodafone-Kunde keine Benachrichtigung erhält. Die gleiche Gefahr droht, wenn die MMS von Vodafone zu E-Plus versendet wird. Ende Oktober soll – das versprechen die beiden großen Mobilfunkunternehmen – jedoch alles funktionieren.
Die beiden kleineren deutschen Netzbetreiber rüsten langsam nach. O2 bietet ab Ende Oktober netzinterne und 2003 externe MMS an. Auch E-Plus kann sich dem Trend nicht entziehen. Zwar bemängeln beide E-Netz-Betreiber, dass die MMS-Standards noch nicht völlig klar und noch zu wenige Handys im Markt seien. „Vor diesem Hintergrund plant E-plus die Einführung von MMS zum Jahreswechsel/1. Quartal 2003“, verrät Pressesprecherin Christiane Kohlmann.
T-Mobile ist schon zwei Schritte weiter und bietet für das Nokia 7650 Video-Botschaften an. Dazu muss die Handy-Software erweitert werden. Bis zu 15 s, natürlich nicht in der Qualität eines Camcorders, lassen sich aufzeichnen und versenden.
Das verspricht viel Spaß am Handy, auch wenn die fotografierte oder gefilmte Botschaft vom ausländischen Strand noch ein paar Monate entfernt ist. Denn nur wenige Länder haben ihre Netze bereits mit GPRS und MMS aufgerüstet und lassen GPRS-Roaming zu. Doch das ist nur eine Frage der Zeit. 20 Mrd. Dollar Umsatz mit MMS versprechen die Consultants der Gartner-Group den westeuropäischen Mobilfunknetzbetreibern für das Jahr 2004. Auch Vodafone-Chef Jürgen von Kuczkowski gibt sich optimistisch: „In einem Jahr haben wir mindestens 1 Mio. MMS-Kunden.“ F. WEIDELICH

Ein Beitrag von:

  • Friedhelm Weidelich

    Technikjournalist Friedhelm Weidelich schreibt seit vielen Jahren über Verkehrsinfrastruktur, Eisenbahnen und Fahrzeugbau für verschiedene überregionale Zeitungen, Online-Medien und Fachmagazine.

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