Telekommunikation 24.11.2000, 17:27 Uhr

Flache Sprüche

Geschickter konnte sich der sonst so mutige Chef der Regulierungsbehörde (RegTP) nicht aus der Affäre ziehen. Klaus-Dieter Scheurle überlässt es der Telekom und ihren Mitbewerbern, sich über eine angemessene Flatrate-Bezahlung zu verständigen.

Enttäuschung aller Orten bestimmt das Bild. Lautstarke Kampfansagen, Klagedrohungen und wachsweiche Reaktionen bei den Konkurrenten folgten prompt der Flatrate-Entscheidung vom 15. November. Und einzelne Journalisten, die brav das Klagelied der Telekom mitsingen, bejammern auch jetzt, dass der viel zu früh mit dem Pauschaltarif gestartete Rosa Riese nun für die habgierigen Mitbewerber in die falsche Technik investieren müsse. Denn eigentlich gehöre die Zukunft dem Breitbandnetz, und das sei noch nicht so weit. Und die Telekom suggeriert subtil, dass stundenlange Internet-Sitzungen ihr ISDN-Netz zusammenbrechen lassen würden. Es ist die Zeit der Halbwahrheiten.
Zunächst ist nur eines klar: Ab dem 15. Dezember soll Internet-by-Call nach dem Willen der Regulierer rund um die Uhr dasselbe kosten. Das betrifft zunächst nur die Abrechnung zwischen der Telekom und den Internet-Providern. Weil die Minute tagsüber 0,65 Pf teurer ist als abends, berechnen viele Anbieter ihren Kunden vor 18.00 Uhr, oft sogar bis 21.00 Uhr höhere Preise. Jetzt gilt im Ortsnetz der Durchleitungspreis von 1,53 Pf/min, nichts anderes als der Durchschnitt der bisherigen Preise.
Damit ist der Weg geebnet für einen Minutenpreis rund um die Uhr. Doch wie bisher wird es wahrscheinlich Anbieter geben, die hier weiter aus marketingtechnischen Überlegungen einen Unterschied machen, wie etwa Compuserve, die bisher gegen den Strom schwamm: tagsüber billig, abends teuer.
Die Flatrate-Kalkulation bringt der neu regulierte Preis aber nicht weiter, weil die Konkurrenten der Telekom einen Großhandelspreis fordern und nicht nach Verbindungsminuten bezahlen wollen. Denn damit rutschten sie in Richtung Pleite. Ab dem 1. Februar 2001, verlangt die Regulierungsbehörde, muss es den Großhandelstarif geben. Doch Telekom-Chef Ron Sommer droht: „Wenn die Telekom den Wettbewerbern eine Großhandels-Flatrate anbieten muss, weil T-Online für die Endkunden eine Flatrate von 79 DM hat, stellen wir sie ein.“ Ganz logisch ist das nicht.
Bei den Mitbewerbern will nach dem Regulierungsverfahren so recht keine Freude aufkommen. „Da wir nicht wissen, ob, wann und wie die Deutsche Telekom den Beschluss der Regulierungsbehörde umsetzen wird, können wir noch nicht genau sagen, mit welchen konkreten Angeboten wir auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren werden“, reagiert Friedrich-Wilhelm Stachowiak, Vertriebsleiter von Versatel Deutschland. Die Dortmunder Firma, ehemals VEW Telnet, hatte ihre „Sonne“-Flatrate kurz nach dem Start zurückgenommen. Bei der Hamburger Tiscali soll eine Flatrate erstmals geprüft werden, sobald Telekom die Konditionen vorgelegt hat. Auf einen „Preis nach den Markterfordernissen“ hofft NGI-Chef Stefan Hackl. Der Internet-Provider war als Letzter wegen öffentlich nie ganz geklärten Gründen von der Telekom abgehängt worden. Auch Addcom wartet auf einen günstigen Preis. Doch ob der unter dem 79-DM-Angebot von T-Online liegen wird, erscheint fraglich.

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Engpässe im ISDN-Netz von der Telekom provoziert

Derweil entzündet sich der Streit auf einem Nebenkriegsschauplatz, den Investitionen ins Netz. Denn die Behauptung der Telekom, sie müsse nun ihre Ortsnetze für die Quasi-Standleitungen von Flatrate-Nutzern ausbauen, verhallt nicht ungehört. Weil die Ortsvermittlungsstellen nur für 10 % Datenverkehr auf den Telefonanschlüssen kalkuliert seien, gäbe es Engpässe, wenn Internet-Nutzer stundenlang im Netz bleiben. Doch genau das hatte die Telekom mit ihrem Flatrate-Angebot zu 79 DM für ISDN-Anschlüsse provoziert. Für viele war das der Anstoß, ISDN-Kunde zu werden und den Internet-Zugang intensiv zu nutzen. Das Netz brach nicht zusammen. Doch schon Monate später hatte die Telekom eine neue Marketing-Idee und umwarb ihre ISDN-Kunden: Die Flatrate mit T-DSL-Anschluss und zwölffacher Geschwindigkeit kostet 30 DM weniger, ein Schleuderpreis für soviel Leistung. Die Digital Subscriber Line (DSL) belastet die ISDN-Leitungen nicht. Doch liefern kann die Telekom die in vielen Ländern seit Jahren bewährte Technik nicht oder nur nach monatelangen Wartezeiten. Erst sehr spät, Ende 2001, sollen 90 % der Bevölkerung DSL-Zugriff bekommen. Selbst in Großstädten gibt es entgegen den vollmundigen Versprechungen nur punktuell Anschlüsse.
AOL-Geschäftsführer Uwe Heddendorp, der zu den Initiatoren der Flatrate-Regulierung gehörte, plädiert deshalb für den zügigen Ausbau der ISDN-Netze. „Die Breitband-Technologie wird trotz intensiver Investitionen noch Jahre benötigen, um flächendeckend zur Verfügung zu stehen – und dann mindestens doppelt so teuer sein“, glaubt Heddendorp. Man könne sehr wohl die neue ADSL-Technik fördern, ohne auf das bewährte ISDN zu verzichten.
Eine günstige Flatrate steht jedoch weiter in den Sternen. Einmal mehr erweist sich die Telekom als Innovationsbremse. FRIEDHELM WEIDELICH

Ein Beitrag von:

  • Friedhelm Weidelich

    Technikjournalist Friedhelm Weidelich schreibt seit vielen Jahren über Verkehrsinfrastruktur, Eisenbahnen und Fahrzeugbau für verschiedene überregionale Zeitungen, Online-Medien und Fachmagazine.

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