Drehscheibe für neue DSL-Angebote
Das DSL-Angebot der Deutschen Telekom AG wird runder. Jetzt verfügt das Unternehmen auch über eine Verteil- und Abrechnungs- plattform für neue Services wie Video auf Abruf oder Software zur Miete. Parallel dazu bauen die Bonner ihre Breitband- Infrastruktur weiter aus.
Hoch oben im kühlen Norden der Republik schmiedet die Deutsche Telekom AG ein heißes Eisen. Am Standort Elmshorn der T-Systems Nova, dem Innovationsdienstleister der Deutschen Telekom, trägt das TK-Unternehmen dem wachsenden Privat- wie Geschäftskundeninteresse an breitbandigen Diensten Rechnung. Solche Services sind jedoch nur über eine hochintegrierte Plattform inklusive Zugangs-, Verteilungs- und Abrechnungs-diensten sinnvoll anzubieten. Um das Zusammenspiel von Hard- und Software zu testen, betreibt die Telekom in Elmshorn ein entsprechendes Referenzlabor.
Aber auch die nötigen schnellen Kunden-Zugangsmöglichkeiten müssen vorhanden sein. Hierbei setzt die Telekom auf Geräte des US-Herstellers Unisphere Networks, einer 100%igen Siemens-Tochter. Der Anbieter liefert genau die Geräte im Internet-Netzwerk der Telekom, an denen die Verbindungs- und Nutzungsinformationen der Nutzer an die gewünschten Zieladressen durchgereicht – geroutet – werden. Durch den Siegeszug des Internets hat die Routertechnik enorm an Bedeutung gewonnen hat, denn sie sorgt für nichts geringeres als die Regelung des Internetverkehrs. Heute sind neueste Geräte in der Lage, die Verkehrsinformationen von bis zu 32 000 T-DSL-Nutzern gleichzeitig zu verarbeiten.
Im Zusammenspiel mit der Softwarekomponente von Unisphere sorgt die Elmshorner Lösung dafür, dass neben der reinen Verbindung eine große Vielfalt unterschiedlichster Services über das Netz angeboten beziehungsweise genutzt werden kann. Zu den Administrationsaufgaben der Diensteanbieter gehören Arbeiten wie Abonnentenmanagement, dynamische Netzwerkzuteilung, dynamische Service-auswahl oder die Integration der Abrechnungssysteme der Dienste-
anbieter. Des weiteren ermöglicht die Betriebssoftware den Zugriff auf die Plattform von jedem beliebigen Mobilfunk-, Festnetz-, Kabel-TV- oder Internet-Zugang.
Potentielle Nutzer der Plattform sind Telefongesellschaften, Internet Service Provider, Kabelnetzbetreiber oder andere Firmen, die auf ihren Netzen nicht mehr nur „Sprache und Daten“ anbieten und von „Konvergenz“ reden, sondern endlich Integrationslösungen anbieten wollen wie z. B. Filmsequenzen via Internet, Software im Mietverfahren, interaktive Schulungsprogramme oder netzbasierte Spiele.
T-Systems-Nova-Projektleiter Torsten Chudobba zu den Funktionen, die eine diesen Anforderungen gemäße Hintergrundtechnik zu erfüllen hat: „Bis zu welcher Stufe sind die Geräte in der Lage, den Internetverkehr zu differenzieren oder Regeln auf den Verkehr anzuwenden? Vor allem: Wie groß sind die Schnelligkeitseinbußen, wenn die Technik mehrere hundert Datenströme gleichzeitig handhaben muss – inklusive Aufrechterhaltung der Servicequalität und Beibehaltung der Sicherheits-Funktionen?“
Von der Leistungsfähigkeit der Unisphere-Technik überzeugt, erteilte die Deutsche Telekom der Siemens-Tochter Anfang Oktober den Folgeauftrag für den Ausbau ihres Internetnetzes mit zusätzlichen Unisphere „ERX-1400 Edge Routern“. Mit diesen Produkten wird der Ausbau des bislang größten DSL-Projekts in Europa fortgesetzt.
„Mit 40 % der gesamten DSL-Anschlüsse in Europa ist die Deutsche Telekom der europaweit führende Anbieter von Breitband-DSL-Netzverbindungen. Auf diese Weise kann sich die Deutsche Telekom bis Ende 2001 unter den ersten drei Anbietern auf dem globalen DSL-Markt platzieren, knapp hinter Marktführer Korea Telecom“, erläutert Ian Cox, Analyst für Paketnetze und Services in Europa bei der US-Marktforschungsgruppe RHK Inc aus San Francisco. KONRAD BUCK