Mobilfunk 09.05.2003, 18:25 Uhr

Drahtlos überwacht – vom Bahnwaggon bis zur Lkw-Maut

die Logistik.

Normale Pulsfrequenz, also gut im Schuss für das Rennen am kommenden Sonntag: Soeben hat Scheich Abdul Hamad sein Rennkamel „geortet und abgefragt“. Die Million « teuren Tiere tragen am Halsband ein winziges, zwischen 10 g und 18 g schweres GSM-Modul von Siemens, auf dessen Platine ein GPS-Receiver eingebaut ist. Über das Mobilfunknetz halten sich so Kamelbesitzer auf dem Laufenden.
Dieses Prinzip wird mehr und mehr auch in der Logistik eingesetzt. Orten, Überwachen und Lieferketten optimieren, darum geht es.
„Momentan fahren mehr Waggons mit GSM-Modulen durch die Welt, als Postboten ihre Pakete mithilfe des Mobilfunknetzes ausliefern“, ist Martin Butz, Director Sales Industry bei Siemens im Bereich Wireless Modules, überzeugt.
Nach zweijährigem Test geht gerade eine größere Machine-to-Machine-Lösung (M2M) bei der Deutschen Bahn in Betrieb. Dazu wurden 13 000 Güterwaggons mit Siemens-GSM-Modulen, GPS-Receiver, einer sechs Jahre wartungsfreien Batterielösung und Ladezustandssensoren ausgerüstet. Zudem hat das Telematikunternehmen Transportdata das DB Cargo Kunden Service Zentrum in Duisburg mit einem zentralen Daten-Server ausgerüstet. „Per SMS wird die Duisburger Zentrale alarmiert, wenn es Verspätungen gibt“, erläutert Rolf Portier, Vertriebsleiter bei der Transportdata.
Marktforscher sagen der mobilen, drahtlosen M2M-Kommunikation eine rosige Zukunft voraus. Auch wenn sie derzeit nur „1 % im Vergleich zum Handymarkt“ ausmacht, wie Ditmar Prigge, Vorstand der Cep AG und Leiter des Sony Ericsson Kompetenzzentrums für drahtlose Funkmodule in München, schätzt. Dennoch gebe es ein Wachstum von jährlich 30 %.
Auf zweistellige Wachstumsraten verweist auch Ralf Bennemann, deutscher Sales Manager des französischen Funkmoduleherstellers Wavecom. „80 % unserer Module sind in Handys, 20 % in M2M-Anwendungen.“
Größtes Wavecom-Einsatzgebiet ist derzeit das bundesweite Lkw-Maut-System rund um die Betreibergesellschaft Toll Collect mit 400 000 Modulen. Auf den Einbauplatinen für die Lkw-Geräte sind dabei laut Bennemann nicht nur GPS-Receiver und GSM-Gateways, sondern auch ein spezieller Prozessor, der die Wege der Lkw berechnet. Im Vergleich zu „normalen“ Handymodulen sind die Anforderungen, so Bennemann, bei den M2M-Modulen weitaus höher, denn schließlich muss ein störungsfreier Betrieb gewährleistet sein.
Gerade das Lkw-Mautsystem werten alle Modulhersteller als Stimulanz für den M2M-Markt. Durch die hohen Stückzahlen werden die Preise der Module fallen. Um weitere Kosten zu sparen, bietet Siemens seit kurzem ein javafähiges Modul, das es Kunden ermöglicht, ihre Anwendungen in Java zu programmieren und dann in das Modul herunterzuladen: „Externe Speicher oder Controller entfallen“, so Butz.
Der Handyhersteller SonyEricsson setzt ebenfalls auf neue „intelligente“ Module, die selbst programmierbar sein sollen und damit die Hardwareentwicklung auf Kundenseite überflüssig machen.  
  NIKOLA WOHLLAIB

Ein Beitrag von:

  • Nikola Wohllaib

    Freie Journalistin in Berlin. Scherpunktthemen: Telekommunikation, Medien, Medienpolitik.

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