Informationstechnologie 01.08.2003, 18:26 Uhr

Der „Depp vom Dienst“ soll es weiterhin regeln

Bei der Systemadministration an Schulen sind IT-Profis Mangelware. Professionelle Service- und Supportangebote stehen bundesweit nur für einen kleinen Teil der Schulen zur Verfügung.

Einen Computerraum mit Altgeräten vom 486er bis zum Pentium II soll Wolfgang R., Lehrer an einer bayrischen Grundschule, ab dem nächsten Schuljahr betreuen und auf den neuesten Stand bringen. Unentgeltlich, wohlgemerkt, denn für die Systembetreuung an Grundschulen stehen keine Anrechnungsstunden zur Verfügung. Macht er sich damit zum „Guerilla und Deppen vom Dienst“, wie ein Kollege im Forum für Systembetreuer von schule.bayern.de, klagt?
Nun, an Arbeit mangelt es den nebenamtlichen Systembetreuern nicht. Die Ausstattungsinitiativen der letzten Jahre haben Früchte getragen, das Verhältnis Rechner pro Schüler sinkt ständig. So können die rund 200 000 Schüler in Mecklenburg in 667 allgemein bildenden Schulen von Mecklenburg-Vorpommern an mittlerweile 13 916 PCs arbeiten, der Großteil multimediafähig und mit Internetverbindung. Noch stattlicher liest sich die bayrische Statistik. 192 661 Rechner führt das Kultusministerium derzeit auf, je nach Schultyp unterschiedlich verteilt. An Realschulen sind durchschnittlich 62 Schülerarbeitsplätze vorhanden, an Gymnasien sind es rund 50, an Berufsschulen gar 123. Doch die Erfolgsbilanzen, in denen auch manch 286er sein Ehrenplätzchen findet, werfen eine entscheidende Frage auf: Wie kann der IT-Einsatz in Schulen dauerhaft gesichert werden?
Denn je mehr Rechner und je ambitionierter die Konzepte und Systeme, desto weniger greift die bislang praktizierte innerschulische Lösung, einzelnen Lehrern oder engagierten Eltern die IT-Betreuung zu überantworten. So attraktiv, da kostengünstig, diese in der Vergangenheit auch sein mochte: Als langfristiges Konzept trägt sie nicht. Fehlt der Lehrer oder verlässt er die Schule, fließt das meist undokumentierte Wissen völlig ab, muss mühsam nach Ersatz gesucht werden. „Vor dem Hintergrund der Aufwendungen für Qualifizierungsmaßnahmen, IT-Infrastrukturen und Stundenermäßigungen ist dieser Ansatz nicht nachhaltig“, heißt es dazu im aktuellen „IT-Works“-Länderbericht „Bestehende Ansätze zu Systemlösungen für den IT-Einsatz in Deutschlands Schulen“.
Doch systematische und professionelle Service- und Supportangebote stehen bundesweit erst für einen kleinen Teil der Schulen zur Verfügung. „Der Ist-Zustand ist nicht befriedigend“, resümiert Arno Scholten, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei IT-Works und Autor der Studie. Allerdings habe sich gegenüber dem Vorgängerbericht einiges zum Besseren gewendet. „Inzwischen ist das Thema Wartung und Support durchaus im Bewusstsein der Schulträger und Länder.“
Herausgekommen ist eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze und Lösungen. Das Konzept Schul-Support-Service etwa, wie es von den Städten Frankfurt, Bremen oder Hamburg praktiziert wird. Kern der Projekte ist eine eigenständige Trägergesellschaft, die zum einen ein täglich besetztes Call-Center betreibt wie auch einen Vorort-Service für komplexere Probleme, die telefonisch nicht gelöst werden können. Auf ein komplett vorkonfiguriertes Netzwerk setzt die rheinland-pfälzische Landesinitiative „Modulares Schulnetz“ (MSN), das bislang an 70 Schulen installiert wurde. Im Rahmen eines BMBF-Förderprogramms soll es künftig um Funktionalitäten zur Fernwartung oder zur zentralen Softwareverteilung erweitert werden. Damit geht das Projekt einen entscheidenden Schritt in Richtung schulischer IT-Zukunft. Denn, so die Studie, „Einigkeit herrscht bei den Befragten darin, dass technologisch fortgeschrittene Systemlösungen für Schulen erhebliche Einsparungen für Beschaffungs- und Wartungskosten bedeuten.“ Doch von einer einheitlichen Stoßrichtung bei der schulischen IT-Administration kann bislang nicht die Rede sein. Das breite Spektrum an Konzepten hat auch gravierende Schattenseiten. „Die Folge ist das Verursachen vermeidbarer Doppelentwicklungen, mehrfacher Kosten und divergierender Standards“, heißt es im Bericht weiter.
Dabei ist es gerade die Finanzierungsfrage, die den Schulen den Weg in die Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts erschwert. Denn zahlen müssen für die IT-Ausstattung und Wartung bisher bundesweit ausschließlich die Schulaufwandsträger, sprich die Kommunen. Anders als beim Lehrpersonal werden bei der Einstellung von Technikbetreuern keine Landeszuschüsse gewährt. Die Zurückhaltung rechnet sich. So beschränkte sich etwa der Freistaat Bayern beim Computereinsatz an Schulen auf ein derzeit bereits auslaufendes Anschubprogramm mit rund 24,5 Mio. €. Der Beitrag der bayrischen Kommunen übersteigt diese Summe um ein Vielfaches. Hochgerechnet eine halbe Mrd. € sind innerhalb eines Technikzyklus, der zwischen drei und sechs Jahre umfasst, von ihnen aufzubringen. Dazu kommt ein dreistelliger Millionenbetrag für den laufenden Betrieb und die Instandhaltung, rechnete der Bayrische Städtetag während seiner diesjährigen Jahrestagung 2003 vom 11./12. Juli vor.
Kosten, an denen sich das Land beteiligen muss, so die Forderung der Kommunalvertreter. Den Verweis auf die derzeitige Gesetzeslage will Städtetagreferent Manfred Riederle nicht gelten lassen. „Man löst ein Problem nicht dadurch, dass man es hin- und herschiebt. Die Frage ist doch, ob ein Gesetz aus den Zeiten von Griffel und Tafel heute noch greift.“ HERTA PAULUS

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