IT-Sicherheit 30.08.2002, 18:21 Uhr

„Den Computer auf gar keinen Fall trockenlegen“

Sie heben abgesoffene Computer und Datenträger aus den Schlammfluten. So schlimm ein verdreckter PC aussieht – die Chancen, an die Daten wieder heranzukommen, sind recht hoch. Selbst im Safe ereilte ein Unternehmen in Niederösterreich der Datengau: Die Back-up-Bänder zur Datensicherung versanken in den Fluten, das Hochwasser drang durch die Lüftungsschlitze des Safes. Zurzeit sitzen die Datenrettungsspezialisten von Ibas in Norwegen an den ersten der rund 500 Bänder des Unternehmens.

Peu à peu trudelten letzte Woche die ersten Fälle verschlammter und überfluteter Computer und Datenträger aus den vom Hochwasser betroffenen Gebieten bei den Datenrettungsspezialisten ein. „Wir haben bis heute 25 Kunden aus den vom Hochwasser betroffenen Gebieten“, erläutert Kerstin Fechner, Leiterin Presse und PR bei der deutschen Ibas-Zentrale in Hamburg. Bei der Konkurrenz ist es ähnlich.
„Der Peak der Nachfrage dürfte erst dann erreicht sein, wenn die Leute an die Rechner herankommen. Das dauert mit Sicherheit noch bis zu zwei Wochen“, glaubt Franz-Wilhelm Kubasch, General Manager bei Vogon in München. Und beim Wettbewerber Convar aus Pirmasens erläutert Pressesprecher Peter Wagner: „Die Leute haben bislang erst einmal ganz andere Sorgen gehabt.“
In über 80 % der Fälle geht der Münchner Vogon-Chef Kubasch davon aus, dass die Daten vollständig rekonstruiert werden können – wenn der Kunde die Datenträger richtig behandelt (s. Kasten). „Viele der im Reinraum geöffneten Festplatten aus den Hochwassergebieten waren innen fast trocken“, sagt Enrique Herrera, Datenrettungsmanager bei Ontrack in Böblingen. „Bisher haben wir nur drei Fälle, in denen wir die Daten nicht vollständig, sondern nur zu 60 % bis 70 % herunterholen konnten“, so Herrera.
Völlig fehl am Platz sind eigenmächtige Rettungsversuche. Einpacken und losschicken zu den Datenrettern, ist die Devise. „Wichtig ist: Die Computer auf gar keinen Fall trockenlegen“, so Wagner. „Die Systeme sollen feucht bleiben. Wir haben schon einen Kunden gehabt, der hat einen Computer auf niedriger Temperatur im Umluftherd getrocknet.“ Doch allein schon die im Wasser enthaltenen Salze und organische Stoffe können die Aluminiumlegierung der Festplattenplatter angreifen.
„Das Problem ist weniger, dass die Datenträger nass, als dass sie auch schmutzig sind“, beschreibt Ontrack-Manager Herrera das Schadensbild. Was den wenigsten Anwendern bewusst ist: Auch eine Festplatte, die komplett unter Wasser war, muss nicht zwangsweise innen nass sein. „Festplatten haben Druckausgleichsöffnungen“, erläutert Ibas-Sprecherin Fechner. Dadurch könne Wasser ins Innere eindringen, muss es aber nicht, das hänge auch davon ab, wie die Festplatte eingebaut sei.
Die Datenrettungsfirmen haben sich darauf eingestellt, dass ihre Kunden zurzeit knapp bei Kasse sind und gewähren Abschläge auf die Datenrettung zwischen 20 % und 25 %. „Wir versuchen auf die akute Situation der Kunden flexibel zu reagieren und Lösungen zu finden“, erläutert Enrique Herrera. „Wir versuchen zurzeit mit Partnern vor Ort Anlaufstationen zu bieten, damit den Betroffenen schnell und reibungslos geholfen werden kann.“ In Leipzig arbeitet Convar mit dem Dienstleister it-consulting zusammen, der die Datenträger verpackt und verschickt. „Ob dieses Modell auf andere Städte übertragbar ist, prüfen wir.“
In den Datenrettungslabors wird je nach Art des Datenträgers eine spezielle Sanierung durchgeführt, bevor man mit dem Auslesen beginnen kann. „Es sind in erster Linie Festplatten, dann folgen optische Speichermedien und auch Magnetbänder“, benennt Franz-Wilhelm Kubasch die Häufigkeit der bei Vogon eintreffenden Datenträger.
Speziell bei Bändern erfolgt ein diffiziler Reinigungsprozess, der auch recht lange dauert. „Die DLT-Bänder, die wir bekommen haben, enthalten pro Kassette rund 550 m Bandmaterial. Man kann das Band nur Stück für Stück behandeln. Das kann pro Band durchaus ein paar Tage dauern“, so Karin Fechner. Der Auftrag aus Niederösterreich dürfte also die Kollegern in der Ibas-Zentrale im norwegischen Kingsvinger gut einen Monat beschäftigen.
STEPHAN W. EDER

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Wasserschäden – Sonderkonditionen
Erreichen die Aufräumarbeiten endlich die im Schlamm versunkenen Computer, geben die von den VDI nachrichten befragten vier einschlägigen Datenrettungsspezialisten übereinstimmend zwei Tipps:
Erstens: Gehen Sie nie davon aus, dass Daten rettungslos verloren sind.
Zweitens: Lassen Sie alles so, wie es ist. Versuchen sie keinen Start der Geräte, sondern schicken Sie alles luftdicht und stoßgesichert verpackt an die Experten.
Sonderkonditionen für Flutopfer sind die Regel, mit 20 % Ermäßigung ist zu rechnen. Eventuell ist die Erstanalyse, also ob überhaupt noch etwas zu retten ist, kostenlos. Weitere Infos bei den Hotlines. swe
Quellen: Convar/Ibas/Ontrack/Vogon
Hotlines:
Convar: 06331/268168
Ibas: 0800/4227112
Ontrack: 0800/10121314
Vogon: 089/3235030

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Energie, Energierohstoffe, Klimaschutz, CO2-Handel, Drucker und Druckmaschinenbau, Medien, Quantentechnologien

Themen im Artikel

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