Mit Innovation gegen den Markttrend
Während der Heizungsmarkt in Deutschland insgesamt rückläufig ist, boomt der Absatz von Brennwertkesseln. Im Vorfeld der vom 27. bis 31. März in Frankfurt/M. veranstalteten Messe ISH wurden jetzt neue Modelle vorgestellt, die sich durch Sparsamkeit und Bedienkomfort auszeichnen.
Ihren Umsatz macht die Heizungsindustrie derzeit überwiegend mit Gaswandgeräten. Weltweit wurden im Jahr 2000 nach Einschätzung von Bosch-Thermotechnik rund 19 Mio. Gas- und Öl-Heizgeräte sowie Warmwasserbereiter im Wert von 15 Mrd. DM verkauft. Rein mengenmäßig betrachtet legte der Weltmarkt dabei um 1 % zu, erläutert Klaus Huttelmaier, Geschäftsleiter Marketing und Vertrieb. Doch Überkapazitäten hätten zu einem hartem Verdrängungs- und noch stärkerem Preiswettbewerb geführt. Während die Märkte in Nord- und Südamerika sowie Asien (besonders China) gewachsen sind, habe Europa als größter kontinentaler Einzelmarkt stagniert.
Probleme bereitet den deutschen Heizungsbauern besonders der Heimatmarkt. „Attraktive Wachstumschancen bietet vor allem das Ausland“, konstatiert Huttelmaier. Denn der von hohen Überkapazitäten geprägte deutsche Markt war seit 1994 jetzt bereits im sechsten Jahr in Folge rückläufig. „Die schwierige Baukonjunktur und fehlende steuerliche Anreize sind hierfür verantwortlich.“ Der Bosch-Manager geht für das Jahr 2000 von einem Nachfragerückgang von fast 10 % aus, was bedeutet, dass nur noch 810 000 Öl/Gas-Heizgeräte in Deutschland neu installiert wurden. Dass dabei die Zahl der Ölkessel auf 230 000 sank, verdeutlicht den Trend zum Erdgas. Von den 580 000 Gasheizgeräten (Boden und Wand) seien bereits über 240 000 in Brennwert-Ausführung. Demnach wurden mehr Gasbrennwert- als Ölkessel verkauft.
Die Vorteile von Brennwert: Die Geräte kühlen die Abgase soweit ab, bis sich der darin enthaltene Wasserdampf verflüssigt. Durch diese Kondensation wird auch die noch im Dampf enthaltene Wärme gewonnen und für die Heizung genutzt. Die nutzbare Wärmemenge erhöht sich dadurch bei Erdgas um 11 %. „Wer zögert, verschenkt Geld“, urteilt auch die Stiftung Warentest in ihrem „test“-Heft 11/2000. Bei der Untersuchung von 14 Gas-Brennwertkesseln (mit Wärmeleistungen zwischen 3 kW und 26 kW) schnitten alle Heizkessel mit „sehr gut“ oder „gut“ ab, wobei alle Geräte bei der Energieausnutzung ein „sehr gut“ schafften. Alle getesteten Brennwertkessel eignen sich für raumluftunabhängigen Betrieb, bei dem die Verbrennungsluft über ein Zuluftsystem von außen und nicht aus dem Aufstellraum zugeführt wird. Die überwiegend als Wandgeräte ausgeführten Brennwertkessel sparen nicht nur Platz, sondern können auch in Küche, Diele, Bad oder auf dem Dachboden aufgestellt werden, wodurch ein separater Heizungsraum überflüssig wird.
„Der Nutzen rückt immer mehr in den Vordergrund“, beschreibt Vaillant-Geschäftsführer Dr. Michel Brosset die aktuellen Entwicklungen. „Deshalb erwarte ich, dass bereits zur ISH die traditionellen Grenzen zwischen Kessel, Wandgerät, Speicher und Kombigerät immer mehr verschwimmen.“ Mit weit über 1 Mio. Wandheizgeräten (nach Übernahme von Hepworth) führt Vaillant dieses Marktsegment in Europa klar an. Für die ISH hat das Unternehmen denn auch schon eine neue Brennwertgeräte-Palette angekündigt, die sowohl den gestiegenen Anforderungen sowohl des Handwerks als auch der Kunden genügen soll. Neben den Modell-Reihen Eco-Tec und Eco-VIT fällt besonders das neue Konzept der Eco-Compakt-Standgeräte auf. „Bestehend aus Heizgerät, Speicher und Heizungsregelung, gilt der Eco-Compact als das am schnellsten montierbare Komplettsystem“, heißt es.
Das große Marktpotenzial der Brennwerttechnik will Bosch-Thermotechnik durch die neuen Geräte Cerapur und Cerasmart sowie Erweiterung der Suprapur-Baureihe ausschöpfen. Nachdem die Energieverbräuche optimiert und die Emissionen bis an die Nachweisgrenze reduziert worden seien, konzentrierte man sich besonders auf den Bedienkomfort und die Einbindung in bestehende Systeme. „Die Cerapur ist eines der leisesten Gasgeräte“, so das Unternehmen. Ermöglicht wurde dies u.a. durch Einsatz einer Kennfeldpumpe. „Sie garantiert bei geringem Verbrauch einen leisen Betrieb und verhindert bei richtig ausgelegter Anlage pfeifende Thermostatventile.“
Nach Erkenntnis von Jan de Vries, Geschäftsführer von Atag Verwarming aus den Niederlanden, ist die Zahl der Anbieter von Brennwertkesseln in Deutschland bereits rapide gestiegen: Gab es vor zehn Jahren erst fünf Anbieter, so sind es mittlerweile schon über 40. Allein auf die vier Marktführer würden dabei 70 % des Marktes entfallen. Auch das auf Gas-Brennwertkessel spezialisierte Unternehmen (rund 130 Mio. DM Umsatz in 2000) drängt auf den deutschen Markt. In den Niederlanden sei man mit 15 % Marktanteil im Segment der Brennwertkessel fest etabliert, betont de Vries. Auf dem deutschen Markt konnte Atag im vergangenen Jahr bereits 7000 Kessel verkaufen. Für dieses Jahr hat Atag zwei neue Produkte angekündigt: Ein „Sonnen-Gas-Kombi“, mit eigens entwickelter Steuerelektronik für die effiziente Nutzung der Solarenergie zur Erwärmung von Heiz- und Brauchwasser, und ein „Twin 120“. Dahinter verbirgt sich ein Brennwertkessel, der aus zwei 60-kW-Edelstahl-Wärmetauschern als Standgerät in einem kompakten Gehäuse ausgeführt ist. Die Leistung kann von 10 kW bis 120 kW moduliert werden, d.h. diese Lösung deckt einen Modulationsbereich von 1:12 ab. ROBERT DONNERBAUER
Deutschlands Heizungsbauer als „global Player“
Wenn Deutschlands Heizungsbauer ihren Umsatz steigern, so ist dies angesichts des schrumpfenden Inlandsmarktes zumeist einer Ausweitung des Exports zu verdanken. Bei Branchenriese Buderus erreichte der Auslandsanteil im vergangenen Geschäftsjahr 36 % (Vorjahr 33 %) am Konzernumsatz von 3,56 Mrd. DM für Heizungsprodukte und Bauerzeugnisse. Der Umsatzanstieg von 6 % auf 2,3 Mrd. DM im Konzernbereich Heizungsprodukte sei denn auch, so berichtete Vorstandsvorsitzender Hans-Ulrich Plaul, „vor allem auf die zunehmende Internationalisierung unseres Geschäftes sowie auf die Erstkonsolidierung unserer belgischen Vertriebsgesellschaft zurückzuführen.“
Bosch-Thermotechnik ist laut Dr. Joachim Berner, Sprecher der Geschäftsleitung, weltweit auf 185 Märkten aktiv. Neben den Weltmarken Junkers und Bosch vertreiben die Schwaben auch unter den Ländermarken e.l.m. Leblanc (Frankreich), Worcester (Großbritannien) und Vulcano (Portugal). Zudem werden regionale Spezialmarken Radson und Geminox eingesetzt. Der Umsatz stieg in 2000 um 4 % auf weltweit 1,8 Mrd. DM. Dabei erhöhte sich der Auslandsanteil von 74 % auf 78 %.
Mit dem Hasen-Logo ist Vaillant nach Aussage von Geschäftsführer Dr. Michel Brosset die bekannteste europäische Heiztechnik-Marke. Der Umsatz von 1,7 Mrd. DM (1999) wurde zu 55% im Ausland gemacht. Als Erfinder der wandhängenden Gasheizgeräte halte Vaillant besonders in diesem Marktsegment mit einem Absatz von über 500 000 Geräten europäische Spitzenpositionen. November 2000 wurde Bongioanni Pensotti Kalore (Italien) übernommen. Derzeit läuft die Übernahme der britischen Hepworth PLC. Ihren Umsatz von rund 1,8 Mrd. DM machen die Briten zur Hälfte mit Heiztechnik (Rest: Baustoffe und Haushaltsprodukte). Europaweit über 500 000 Wand-Heizgeräte werden unter den Marken Glow-worm, Saunier Duval, AWB und Protherm verkauft. RODO
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