Leise surrt das Brennstoffzellenheizgerät
Für Brennstoffzellenheizgeräte (BZH) beginnt eine neue Erprobungs- und Bewährungsphase. Das erste Vorserienmodell von Sulzer Hexis und das erste Feldtestgerät von Vaillant gingen in Betrieb. Die Energiewirtschaft unerstützt diese Entwicklung. Im Januar wurde die „Initiative Brennstoffzelle“ gegründet
Tatort Bergmannstraße in Gelsenkirchen, im Keller eines Siebenfamilienhauses: Leise surrt das Brennstoffzellenheizgerät (BZH) vor sich hin. Damit schreibt es Geschichte, denn es ist das erste BZH des Remscheider Heiztechnikherstellers Vaillant, das sich im Rahmen des NRW-Feldtests der Alltagspraxis stellt. 3 kWel beträgt die aktuelle Stromproduktion, wovon sich die in dem kleinen Heizungsraum versammelte Mannschaft auf einem Überwachungsmonitor überzeugen kann. Bis zu 4,1 kWel und 9 kWth seien möglich, wie Joachim Berg, Leiter Brennstoffzellen-Heiztechnik bei Vaillant, verkündet.
Da die Anlage wärmegesteuert gefahren wird, hat sich die Leistung automatisch dem aktuellen Bedarf angepasst. Draußen ist es an diesem 28. Januar relativ warm, die beiden 500-l-Warmwasserspeicher sind gut gefüllt, das für Spitzenwärmebedarf ergänzend installierte Brennwertheizgerät mit 50 kWth ruht, steht zudem bereit, bei eventuellen Problemen des BZH einzuspringen. Übersteigt die Stromproduktion den aktuellen Bedarf, so wird der überschüssige Strom ins Netz des Energieversorgers Emscher Lippe Energie (ELE) eingespeist, aus dem auch der Strom für Lastspitzen kommt. Vertreter aller Projektpartner – Vaillant, Ruhrgas, E.on Engineering, ELE und EUS freuen sich über den erfolgreichen Start. Ein zweites BZH steht bereits in der Essener Röckenstraße, ein drittes ist für ein Gewerbeobjekt in Düsseldorf geplant.
Dr. Michel Brosset, Chief Operating Officer der Vaillant-Hepworth-Gruppe, spricht vom „wichtigen Meilenstein auf dem langen Weg der Realisierung“ des gemeinsam mit Plug Power eingeschlagenen BZH-Projektes. Die mindestens dreijährige Felderprobungsphase würde noch so manche Herausforderung bereithalten und Erkenntnisse liefern, die zur Serienreife dringend benötigt würden. Laut Berg sei noch für dieses Jahr die Auslieferung der ersten 15 von insgesamt 52 BZH eines EU-Projektes geplant. Ziel ist Entwicklung und Aufbau eines virtuellen Kraftwerkes. Unterstützung findet Vaillant dabei unter anderem bei Forschungsinstituten und auch wieder bei der Energiewirtschaft. So beteiligen sich neben Ruhrgas, EWE oder E.on Energie auch der niederländische Gaskonzern Gasunie.
„Wir unterstützen die Hersteller von Brennstoffzellengeräten, um möglichst schnell die Serienreife zu realisieren“, bekräftigt Dr. Werner Brinker, Vorstandsvorsitzender des Oldenburger Energieversorgers EWE. Gemeinsam mit MVV Energie, VNG Leipzig und Ruhrgas hat EWE dazu jetzt auch die „Initiative Brennstoffzelle“ gegründet. Sie soll prinzipiell allen interessierten Unternehmen offen stehen. Am 11. Januar hat Brinker das erste Vorserienmodell von Sulzer Hexis im EWE-Zentrum für Aus- und Weiterbildung vorgestellt. Insgesamt 155 BZH von Sulzer Hexis (1 kWel und 2,5 kWth) will EWE bis 2003 bei interessierten Kunden installieren und so unter realen Einsatzbedingungen testen. „Dabei ist die Nachfrage größer als unser Geräteangebot.“ Ab 2003 sollen noch 150 BZH von Vaillant hinzukommen. Buderus hat bereits Laborgeräte aus der Kooperation mit UTC Fuel Cells im Test. Feldtestgeräte (rund 5 kWel) plant man für das kommende Jahr. European Fuel Cell (EFC) – ein Unternehmen von HGC Hamburg Gas Consult und Dais Analytic Power – plant, etwa 100 Stück seiner neu konstruierten „Beta-Unit“ (1,5 kWel und 8 kWth) ab Ende dieses Jahres auszuliefern.
Das von RWE angekündigte Joint Venture mit Nuvera Fuel Cells steht unmittelbar vor der Gründung. Das erste BZH (3,5 kWel) ist seit Mitte Januar im hauseigenen Brennstoffzellen-Pavillon in Essen zu bewundern. 25 dieser Feldtestanlagen sollen noch im Laufe dieses Jahres in Essener Privathaushalten zum Einsatz kommen.
ROBERT DONNERBAUER
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