Erfrischende Luft fällt aus schmalen Klimabändern
In den heißen Sommermonaten wissen Mitarbeiter in Bürobauten die erfrischende Wirkung von Kühldecken zu schätzen. Doch es müssen nicht immer geschlossene Kühlflächen sein.
Oft genügen Kühlbänder, die nur 10 % der Deckenfläche belegen. Ein Beispiel: das neue Bürogebäude von Danfoss in Offenbach.
Hans-Kirk-Haus heißt das neue Danfoss-Gebäude in Offenbach, das über eine Bürofläche von 2400?m2 verfügt. Eine der gebäudetechnischen Besonderheiten des Baus: Im Sommer sorgen für ausreichende Raumkühlung schmale Kühlelemente, die in den Decken zu Kühlbändern zusammengefasst sind. Der Vorteil des Systems gegenüber üblichen Kühldecken: Bei gleicher Kühlleistung werden lediglich 8 % bis 10 % der Deckenfläche beansprucht, während sonst bis zu 80 % der Decke mit aktiven Kühlelementen vollgestopft sind. Das jetzt eingesetzte System erbringe – so der Technik-Generalunternehmer – ohne Komforteinbuße einen Kostenvorteil von 43 % gegenüber einer ursprünglich geplanten Metallkühldecke.
Der sechsgeschossige Gebäudekomplex verfügt über einen massiven Kern, um den herum Treppenhaus, Büroflächen und Nebenräume angeordnet sind. Vollflächig doppelt verglast ist die Fassade (k-Wert 1,1). Für die Haustechnik des Gebäudes habe man zunächst eine Konvektionsheizung und eine Strahlungsdecke vorgesehen, erinnern sich die Architekten Andreas Conrady und Peter Linde. Doch schon bald sei allen klar geworden, dass die geplante Metallkühldecke den Kostenrahmen des Gebäudes sprengen würde. „Sie allein machte 22 % der Gesamtkosten aus,“ so die Architekten. Die Suche nach einer Alternative begann. Gefunden habe man ein Deckensystem, bestehend aus einer Mineralfaserdecke und einzeln einzuhängenden Kühlelementen, erläutert der Lieferant des Systems, Hesco. Vertriebsleiter Wolfgang Knecht: „Bei dem von uns entwickelten Element sind Kühlung und Frischluftzufuhr in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht.“ Erwärmte Raumluft werde gekühlt, mit Frischluft versetzt und wieder in den Raum abgegeben. Da das System eine Strahlungskühldecke mit separater Frischluftzufuhr beinhalte, begnüge es sich mit nur einer leichten Luftbewegung. Behaglichkeit erziele man in diesem Fall mit einer Frischluftmenge in einer Luftwechselrate zwischen 2,5 und 3.
Das Kühldeckenelement besteht aus einem dreigeteilten Gehäuse, in dessen mittlerem Teil Warmluft angesaugt und durch senkrecht stehende Kühlregister geführt wird. Gekühlt strömt sie in die beiden Seitenkästen, wo sie durch Frischluftdüsen mit Frischluft angereichert wird und durch die seitlichen Lüftungsschlitze in den Raum gelangt. Der gestalterische Vorteil des Systems gegenüber üblichen Kühldecken: die erheblich geringere Belegung mit Technik bei gleicher Kühlleistung. Dadurch können die Kühlelemente in das Gesamtdesign der Decke einbezogen werden. In Offenbach beispielsweise wurden die Kühlelemente zu einem Kühlband zusammengefasst, so dass Lichtband und Kühlungsband formal gleiche Gestaltungselemente bilden.
Neben der Möglichkeit, die Elemente unterschiedlich zu kombinieren, gebe es aber weitere Gestaltungsvorteile, betont Knecht. Durch die Integration der Frischluftzufuhr in das Kühlmodul entfalle die Notwendigkeit separater Lüftungsauslässe. Das bedeutet, es müssen weniger Elemente auf der Deckenoberfläche verteilt werden. Das gebe weitere optische Ruhe im Bereich der Deckenoberfläche und spare überdies Kosten. Da die Versorgungsleitungen in einem Modul zusammenlaufen, sei – so der Hesco-Vertriebsleiter – die Belegung des Deckenhohlraumes geringer als bei getrennten Systemen. Man könne mit einer weniger aufwendigen Unterkonstruktion arbeiteten, und es bleibe mehr Spielraum für die Positionierung von Beleuchtungselementen.
Akustik und Kühlleistung können im Deckenbereich getrennt betrachtet werden. Bei Danfoss erhalten die von Kühltechnik freien Bereiche Mineralfaserplatten. Das Material sorge mit seinen guten akustischen Eigenschaften für eine deutliche Verbesserung des Nachhalls, versichert Michael Hanel von OWA. Da das Kühlsystem in seiner Modulgröße ideal auf die Rasterdecke abgestimmt sei, ergebe sich überdies ein hohes Maß an Flexibilität für das Gesamtsystem.
Sollte sich zum Beispiel das Nutzungsprofil eines Raumes ändern, und es würden als Folge davon mehr Kühlleistung benötigt, ließe sich die Decke ohne Probleme nachrüsten. „Man nimmt zwei Reihen Mineralfaserpaneele aus der Decke und schiebt das Kühlmodul um 62,5 cm in Richtung Fensterfront,“ erläutert Hanel. Anschließend werde ein zweites Band Kühlelemente im hinteren Teil des Raumes eingesetzt, und die Kühlleistung sei verdoppelt.
Michael Edelmann von KKR, dem Technik-Generalunternehmer, der die gesamte Haustechnik inklusive der Unterdecken geplant und gebaut hat: „Es ist kein Problem, solche nachträglich eingebauten Elemente an den Wasser- und Stromkreislauf anzuschließen, da man keinen zusätzlichen Regelkreis braucht.“ Alle Antriebe könnten auf den vorhandenen Regelkreis aufgeschaltet werden. Ähnlich flexibel erwiesen sie sich, wenn man Trennwände einziehen und anschließend die Räume unterschiedlich klimatisieren wolle. Da jedes Element separat gesteuert werde, sei es – so Hersteller Hesco – kein Problem, die neu geschaffenen Räume als separate Einheiten zu behandeln. PETER GÖHRINGER
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