Flottenverbrauch ist von großer Bedeutung
Der Mini kommt aus Großbritannien. Der alte wie nun auch der neue. Das starke Pfund erhöht seine Fertigungskosten im Vergleich zum Euro-Raum. Der BMW-Konzern muss sich in Schlüsselmärkten positionieren, sagte Vertriebschef Michael Ganal gegenüber den VDI nachrichten, „weil wir meinen, dass sich langfristig die Währungseffekte ausbalancieren“.
Ganal: Entscheidend ist die neue Markterscheinung, dass „Premium“ klassenlos wird. Wir sind nicht die einzigen, die den Premium-Segmenten in den unteren Fahrzeugklassen das stärkste Wachstum zubilligen. Natürlich ist auch der Flottenverbrauch für einen Hersteller von großer Bedeutung. Dazu kam, dass wir den Mini in der Hand hatten. Das waren die Argumente, die die Entscheidung leicht gemacht haben.
VDI nachrichten: Kann BMW mit Autos, die im Hochlohnland Großbritannien gebaut werden, überhaupt Geld verdienen?
Ganal: Großbritannien ist ja nicht per se ein Hochlohnland, sondern nur währungsbedingt derzeit in eine etwas kritische Position geraten. Aber ein Unternehmen wie BMW, das 70 % seiner Produktion exportiert, muss sich in den Schlüsselmärkten positionieren. Großbritannien ist für uns ein Schlüsselmarkt. Wir produzieren auch in den USA unabhängig von der Stärke des Dollars, weil wir meinen, dass sich langfristig die Währungseffekte ausbalancieren. In keinem Land ist eine Währung dauerhaft falsch bewertet. Das kann einfach in unserem System nicht eintreten…
VDI nachrichten: … aber es kann lange dauern und viel Geld kosten…
Ganal: Es gibt aber auch immer kompensierende Effekte. Wir verkaufen ja auch sehr gut BMW-Fahrzeuge nach England und haben aus diesem Geschäft sehr positive Rückflüsse. Da wir dauerhaft erfolgreich sein wollen, ist es für uns eine Maxime, in den Schlüsselmärkten präsent zu sein.
VDI nachrichten: BMW lebt von den Gut-, Besser- und Bestverdienenden. Kommt man im Unternehmen nicht ins Grübeln, wenn die Reichen auf dieser Welt immer reicher werden?
Ganal: Sicher denken wir auch über gerechte Einkommens- und Wohlstandsverteilung nach. Ich glaube, wir leben immer noch in einem Wirtschaftssystem, wo diejenigen, die mehr leisten, mehr Kaufkraft haben. Von diesem Phänomen machen wir Gebrauch.
VDI nachrichten: In Deutschland steigen die Belastungen für Autofahrer ständig. Kann es auch einmal einen Punkt geben, wo die weniger gut Verdienenden ihrer Kundschaft auf etwas Billigeres umsteigen?
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Ganal: So etwas wird erwartet, seit es das Auto gibt. Mittlerweile haben wir weltweit gelernt, dass die individuelle Mobilität nicht nur ein Luxus ist, sondern auch etwas unheimlich Begehrenswertes ist. Außerdem wollen sich die Menschen unterscheiden. Beides führt dazu, dass ein Hersteller wie BMW erfolgreich ist. Sie dürfen auch nicht vergessen: Wir bauen ständig Arbeitsplätze auf, auch in Deutschland, und zwar in erheblichem Maße. BMW treibt den ganzen Kreislauf sicherlich sinn- und wertvoller als ein Unternehmen, das an der Null-Linie herumkrebst. RALF MÜLLER
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