Zu Gunsten des Schornsteins: Verzicht auf Leistungsspitze
Kalte Abgase sparsamer Heizgeräte werden zum Problem alter Schornsteine. Der Versottungsgefahr begegnet jetzt ein Bypass im Abgasstutzen eines Brennwertgerätes, der einen Teil des Gasstromes nicht über den Wärmetauscher, sondern gleich in den Kamin leitet.
Wer seine betagte Etagenheizung erneuern will -meist sind es Eigentümer von Mehrfamilienhäusern – stößt immer wieder auf den Begriff „Brennwertgerät“. Hinter diesem Begriff stecken besonders leistungsfähige Wandkessel, auch „Thermen“ genannt, die den Brennstoff hochgradig ausnutzen. Sie entlassen die heißen Abgase nicht einfach ins Freie, sondern kühlen sie in einem Wärmetauscher weitgehend ab und führen die so zurückgewonnene Wärme wieder dem Gebäude zu. Doch dieser Vorteil hat auch eine Schattenseite. Alte, für Wärmeerzeuger hoher Abgastemperaturen ausgelegte Kamine können Schaden nehmen.
Kein Wunder: Kalte Abgase lassen einen Schornstein – vor allem, wenn er älter ist – gerne „schwitzen“ und das führt durch Säurebildung im Laufe der Zeit zur Versottung. Erkennbar ist dieser Schaden an braunen Flecken. Dahinter beginnt der Schornstein langsam zu zerbröseln. Wer ein Brennwertgerät favorisiert, sollte vorher den Schornsteinfeger fragen, der als neutraler Fachmann gerne über die Risiken aufklärt. Möglicherweise muß der Querschnitt des Kamins verkleinert werden. Das kann freilich ins Geld gehen und die Brennstoffeinsparung des Superkessels wieder kompensieren.
Das weiß auch die Industrie, und sie hat an einem Prinzip gearbeitet, um den Brennwertkessel ohne Schadensrisiko auch für alte Schornsteine fit zu machen. Junkers-Bosch-Thermotechnik stellte diese Neuentwicklung kürzlich unter dem Namen „Cerapur-Kamin“ in Wernau vor und verspricht dessen Tauglichkeit für „Kamine, die in den vergangenen 20 bis 30 Jahren gebaut wurden – ohne die Gefahr der Durchfeuchtung“.
Das Prinzip des neuen Kessels ist einfach: Die Abgaswärme wird eben nur zum Teil zurückgewonnen. Ein Bruchteil der heißen Gase wird abgezweigt und strömt direkt in den Kamin, um diesen immer auf einer Mindesttemperatur zu halten. Denn ein warmer Schornstein droht nicht zu durchfeuchten und durch Säurebildung zu versotten. Man gibt also einen kleinen Teil des Energiesparpotentials auf, um Kaminschäden, die bekanntlich teuer werden können, vorzubeugen. Man wolle dem Althausbesitzer keinen Superspareffekt versprechen, so das Resümee von Junkers, aber die Nachteile an einem anderen Ende auch nicht verschweigen. peg