Heiztechnik 08.04.2003, 18:24 Uhr

Wärmende Wände: Strahlung macht die Wohnung so richtig behaglich

Sie kann auch zur Raumkühlung genutzt werden.

Warmwasserflächenheizungen bieten gleichmäßige Strahlungswärme, ein gutes Raumklima und niedrige Kosten,“ urteilt in Düsseldorf die Arbeitsgemeinschaft Flächenheizungs-Systeme (AFH). Da sich zum Beispiel die Fußbodenheizung mit einer Vorlauftemperatur von nur 45?oC begnüge, gestatte sie einen entsprechend geringen Energieaufwand bei der Wärmeerzeugung. Einen noch größeren Effekt der Brennstoffeinsparung kann die Wandheizung erbringen, da sie sich bei entsprechend großer Fläche gar mit nur 35?°C bis 40?°C begnügen kann. Kein Wunder: Das Interesse an dem „unsichtbaren Heizkörper“ wächst.
Ob die Strahlungswärme von unten kommt oder aus horizontaler Richtung: „Generell sind Komfort und Hygiene bei der Flächenheizung unübertroffen,“ so die AFH. Die Wandwärme schaffe die Behaglichkeit eines Kachelofens, und zwar ohne Staubaufwirbelung. Mitunter entscheiden sich für eine Wandheizung Bauherren, die aus innenarchitektonischen Gründen heizkörperfrei wohnen wollen, aber im Boden eine Flächenheizung nicht untergebracht werden kann. Doch laut Arbeitsgemeinschaft wird die Wandheizung meist dann favorisiert, wenn die freie Bodenfläche für die Wärmeabgabe zu klein ist – in einem engen Bad zum Beispiel, in einem Erker oder in einer Küche mit tiefer Möbelzeile. Oder im Althaus, bei dem ein Holzboden erhalten bleiben soll und die Sanierung nicht wochenlang dauern darf.
Der Installationsaufwand kann bei der Wandheizung geringer ausfallen als bei der Fußbodenheizung, so die AFH, und zwar sofern man eine „Trockenbaulösung“ wähle. Dann kommen auf die rohe Wand mit Rillen versehene vorgefertigte Dämmplatten, in die flexible Kunststoffrohre eingeschnappt werden. Die Strahlungsfläche wird anschließend verputzt oder gefliest. Estrich, der tagelang trocknen muss, entfällt. Moderne Systeme, wie sie die Firmen Wirsbo-Velta, Polytherm oder Joco offerieren, haben eine Aufbauhöhe von nur 50?mm und kommen für Wand- und Bodenheizungen gleichermaßen in Frage.
Die wasserdurchflossene Wandheizung ist im Grunde nichts anderes als ein übergroßer, unsichtbarer Heizkörper. Dabei hat die üppige Strahlungsfläche einen willkommenen Nebeneffekt: Zum Heizen genügen geringe Vorlauftemperaturen, so dass der Wärmeerzeuger mit dem Brennstoff besonders sparsam umgehen kann. Eine ideale Anwendung für den Brennwertkessel und für regenerative Wärmeerzeuger wie Wärmepumpe und Sonnenkollektoren, betonen die Anbieter.
Wand- und Fußbodenheizungen müssen nicht teurer sein als andere Heizsysteme. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Technischen Universität Berlin, in der fast 40 bundesweit eingeholte Angebote für die Installation von Fußbodenheizungen und Radiatorheizungen in einem vorgegebenen Einfamilienhaus miteinander verglichen werden. Der vom Bundesverband Flächenheizungen e.V. in Hagen in Auftrag gegebene Kostenvergleich widerlegt die vielfach in der Literatur zu findende Behauptung, Fußbodenheizungen erforderten höhere Investitionskosten als andere Heizungssysteme.
Die Kosten für Fußbodenheizungen variieren in den ausgewerteten Angeboten erheblich: Im Einzelfall können Fußbodenheizungen sogar günstiger sein als Radiatorheizungen. Selbst im Durchschnitt der Angebote liegen die Kosten für Fußbodenheizungen um einige hundert ) unter den Anlagekosten für Radiatorheizungen. Ein Grund hierfür: In den Kosten für Fußbodenheizungen sind systembedingt höhere Standards in der Wärme- und Trittschalldämmung bereits enthalten, die beim Bau einer Radiatorheizung noch hinzugerechnet werden müssen.
Wichtig sei, die Angebote für Fußboden- und Radiatorheizungen nicht von ein und der selben Firma erstellen zu lassen, rät der Flächenheizungsverband. Die Angebote sollten getrennt eingeholt werden. Grundsätzlich sei es sinnvoll, mehrere Kalkulationen anzufordern und die jeweils enthaltenen Leistungen sorgfältig zu vergleichen.
Wer möchte, kann mit der Flächenheizung im Sommer auch per Kaltwasser kühlen. Nur wenige zusätzliche Regelkomponenten sind hierfür erforderlich. Dazu zählt ein Taupunktwächter zur Überwachung der Kaltwassertemperatur am Vorlauf. Aus Behaglichkeitsgründen sollte die Fußbodentemperatur an der Oberfläche aber 19?°C nicht unterschreiten. Wie bei der Heizfunktion kommt beim Kühlen die thermische Behaglichkeit durch Strahlungsaustausch zustande. Eine Klimaanlage ersetzt die Wand- oder Bodenkühlung freilich nicht, denn sie senkt an den Hundstagen wohl die Raumtemperatur, entfeuchtet aber nicht die Luft. Systemanbieter Giacomini in Waldbröl warnt gar: Komme es zu Schwitzwasser im Fußboden oder in der Wand, müsse unter Umständen mit Bauschäden gerechnet werden.
Zur Kaltwasserversorgung ist ein Kälteaggregat oder eine Erdsonde notwendig. Besonders interessant sind solche Lösungen für glasdominierte Gebäude, wenn die Sonne im Sommer die Räume aufheizt und die Wärme aufgrund der hochwirksamen Dämmung nicht mehr abfließt.
Kombinierte Flächen-heiz-/kühlsysteme werden von den Anbietern als Komplettsysteme angeboten. Zum Einsatz kamen solche Entwicklungen aber überwiegend in industriellen, gewerblichen oder kommunalen Gebäuden. Jetzt finden sie aber zunehmend Interesse auch in privaten Wohngebäuden. P.G.

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