Erneuerbare Energien 09.09.2024, 13:44 Uhr

Unfairer Wettbewerb aus China: IG Metall warnt vor Risiken für die deutsche Windkraftindustrie

Chinesische Hersteller drängen zunehmend entschlossener in den europäischen Windkraftmarkt. Ein bedeutender erster Auftrag zur Ausstattung eines Windparks vor Borkum hat dabei nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die IG Metall aufgeschreckt.

Windkraft

IG Metall und der Kampf gegen unfairer Wettbewerb: Die Bedrohung für deutsche Arbeitsplätze durch chinesische Anbieter.

Foto: PantherMedia / XiXinXing

Die IG Metall und Arbeitnehmervertreter von Siemens Energy fordern stärkeren Schutz vor unfairem Wettbewerb aus China im Bereich des Windkraftanlagenbaus. Hintergrund ist ein Vorvertrag für 16 große Turbinen, der nach einer Ausschreibung an den chinesischen Hersteller Ming Yang vergeben wurde. Laut Angaben des Investors Luxcara sollen die riesigen Windräder, mit einem Rotordurchmesser von 260 Metern, bis 2028 im Windpark Waterkant vor der Insel Borkum installiert werden. Das Projekt soll genügend Strom liefern, um 400.000 Haushalte zu versorgen.

Die Hamburger Gesellschaft Luxcara teilte mit, dass bei der Ausschreibung auch die EU-Vorgaben zu Nachhaltigkeit und Cybersicherheit beachtet worden seien. Ming Yang habe zugesichert, dass die Turbinen vollständig mit erneuerbaren Energien produziert werden und wesentliche Komponenten von europäischen Zulieferern stammen.

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Ernsthafte Folgen für den Industriestandort Deutschland

Die IG Metall und Arbeitnehmervertreter von Siemens Energy warnen vor unfairer Konkurrenz aus China, die ernsthafte Folgen für den Industriestandort Deutschland haben könnte.

Es geht dabei nicht nur um den Erhalt hochwertiger Arbeitsplätze in der Windkraftbranche, sondern auch um die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende und die langfristige Sicherung der Energieversorgung. Die Bundesregierung müsse nun mit gezielten industriepolitischen Maßnahmen reagieren, während Windparkbetreiber ihre Beschaffungsstrategien überdenken und verantwortungsvolle Unternehmensentscheidungen treffen sollten. Die Arbeitnehmervertreter fordern insbesondere eine zügige Umsetzung des europäischen Net-Zero-Industry-Act, um heimische Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu schützen.

Einem unfairen Wettbewerb zum Opfer fallen

„Nach der Solarbranche setzen wir eine weitere Zukunftstechnologie der Gefahr aus, einem unfairen Wettbewerb zum Opfer zu fallen. Das darf nicht passieren. Wenn Deutschland den Anspruch hat, Spitzenreiter in Sachen grüner Technologien zu sein, dann müssen wir dies mit klarem politischem Willen ausgestalten, wird Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall in einer Pressemitteilung zitiert. „Wir dürfen die Kontrolle über kritische Infrastruktur – und dazu gehören die Energiesysteme – nicht verlieren“, appelliert er.

Die IG Metall erwarte, dass beim Bau die Sicherheit des Systems höher bewertet werde, als günstige Komponenten zu beschaffen. Sowohl die Windparkbetreiber als auch die Politik stünden in der Verantwortung, wobei letztere die Ausschreibungsbedingungen entsprechend anpassen müsse.

Tausende Arbeitsplätze gefährdet

Robert Kensbock, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens Energy, erklärte, man könne den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht vermitteln, wie es industriepolitisch zugelassen werde, dass tausende Arbeitsplätze durch unfaire Praktiken gefährdet würden. Zudem verstehe man nicht, warum politisch nicht viel entschlossener für faire und transparente Wettbewerbsbedingungen, ein sogenanntes „level-playing-field“, eingetreten werde. Die Beschäftigten erwarteten, dass sie vor unfairen Praktiken geschützt würden.

„Die Politik muss sich um den Schutz der Windenergie kümmern, um zehntausende Jobs nicht zu gefährden. Allein bei Siemens Gamesa Renewable Energy, die zu hundert Prozent zu Siemens Energy gehört, arbeiten ca. 27.000 Beschäftigte für die Windenergie weltweit, davon ca. 3.500 in Deutschland. Europaweit sind ca. 300.000 Beschäftigte direkt oder indirekt in der Windindustrie tätig. Vor allem dürfen wir uns nicht der Möglichkeit berauben, die Energiewende selbständig umzusetzen. Neue Abhängigkeiten müssen unbedingt vermieden werden“, sagt auch Horst Hakelberg, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens Gamesa Deutschland.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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