Energie 20.02.2004, 18:28 Uhr

Stromversorger auf der Suche nach dem richtigen Weg

Einerseits haben sie zu viel Personal an Bord – wenn es denn nach den ehrgeizigen Sparplänen der Firmenleitungen geht. Andererseits suchen die Unternehmen qualifizierte Nachwuchskräfte.

Schon im laufenden Jahr droht den Stromversorgern ein alarmierender Engpass beim Fach- und Führungskräfte-Nachwuchs. „Die Zahl der Studierenden in den technischen Zukunftsfächern reicht nicht mehr aus, um den gesamtwirtschaftlichen Bedarf zu decken“, erklärt Prof. Dr. Klaus Vogt, Dekan des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik der Technischen Fachhochschule (TFH) Georg Agricola für Rohstoff, Energie und Umwelt zu Bochum.
Auch die Teilnehmer des Cired-Kongresses, der Tagung des Europäischen Verbands der Netzbetreiber in Barcelona, waren sich einig: Europaweit gibt es einen Engpass bei Ingenieuren der Elektro- und Energietechnik. „Es klemmt beim technischen Nachwuchs“, berichtet Carl-Heinrich Kruse, der bei der RWE AG in Essen für die Personalentwicklung zuständig ist. Trotzdem zieren sich die großen Energieversorger wie E.ON Energie AG (München) oder EnBW AG (Stuttgart), die Frage zu beantworten, ob sie aktuell Ingenieure einstellen – zunächst müssten die internen Personalabbau-Programme umgesetzt werden, heißt es. Allerdings, so fahren die Personalfachleute im vertraulichen Gespräch fort: Personaleinsparung hört auf, sobald es um die Aufgabenfelder der Techniker geht.
Nachwuchskräfte sichern sich die Stromversorger auf verschiedenen Wegen. Die TFH Georg Agricola aus dem Ruhrgebiet, eine staatlich anerkannte private Hochschule, sorgt beispielsweise für diese Spezialisten. Die Fachhochschule zeichnet sich nach eigenen Angaben durch enge Kontakte zur Energiewirtschaft aus. Ein Ergebnis ist eine Qualifizierung von Schulabgängern unter dem Titel „Ausbildung plus Studium“. RWE-Unternehmen sowie die Deutsche Steinkohle AG (DSK AG/Herne) bieten gemeinsam mit der FH ein kombiniertes Paket aus Berufsausbildung und Studium an. Innerhalb sehr kurzer Zeit – in der Regel schon nach dreieinhalb Jahren – haben die Absolventen einen IHK-Abschluss als Energieelektroniker/in in der Fachrichtung Betriebstechnik oder als Mechatroniker sowie ein FH-Diplom in der Tasche. Während der gesamten Ausbildung erhalten die Absolventen dazu eine – schmale – Vergütung.
27 Studenten gingen zum 1. September 2002 mit der Kombi-Ausbildung an der TFH Georg Agricola an den Start, rund 30 weitere Ausbildungs- und Studienplätze waren für das Wintersemester 2003/04 vorgesehen. „Für die beteiligten Unternehmen hat die Ausbildung plus Studium Vorteile“, erklärt TFH-Dekan Vogt. „Die Firmen sorgen selbst für qualifizierten Ingenieurnachwuchs. Unseren Partnern ist bewusst, dass schon in relativ kurzer Zeit mit Ingenieurmangel zu rechnen ist.“
Auf der Suche nach qualifiziertem Ingenieurnachwuchs ist auch der Hagener Regionalversorger Mark-E AG – und das, obwohl das Unternehmen bis 2006 noch rund 250 der derzeit 1200 Stellen abbauen muss.
„Zwischen Arbeitnehmervertretung und Unternehmensleitung besteht Konsens, dass es rund 60 offene Stellen gibt, die größtenteils nicht ohne Qualifizierungsmaßnahmen mit entsprechenden Fachkräften aus dem Unternehmen besetzt werden können“, erklärt Mark-E-Sprecher Uwe Reuter. Neben interner Qualifizierung setzten die Hagener auch auf Ingenieur-Nachwuchs von außen. Per Aushang und in Gesprächen mit Unis und Forschungseinrichtungen wurden vier Ingenieure gefunden, die – zunächst befristet für zwei Jahre – als Trainees im Unternehmen arbeiten. Drei von ihnen sind am Kraftwerkstandort Werdohl im Einsatz: Dort feuert Mark-E 2 Steinkohleblöcke, hat aber auch Gasturbinen umgerüstet, die Regelenergie erzeugen. „Wir brauchen frisches Wissen im Unternehmen“, so Reuter.
Die RWE Rhein-Ruhr AG (Essen), Tochter des RWE-Konzerns, pflegt in Trier die Zusammenarbeit mit der dortigen FH. Ab September werden mehrere Nachwuchskräfte eine Ausbildung beginnen, die ihnen nach drei Jahren den Abschluss des Energieanlagen-Elektronikers vor der IHK, nach vier Jahren den Bachelor of Electrical Engineering an der FH Trier bringt. „Nach einem weiteren Jahr könnten sie sogar den Master of Mechatronic draufsatteln“, berichtet der Trierer Rhein-Ruhr-Sprecher Walter Lorig.
Während die großen Unternehmen derzeit eine zurückhaltende Einstellungspraxis fahren, nehmen kleinere Stadtwerke und Spezialfirmen den Ingenieur-Nachwuchs meist mit offenen Armen auf. Einen wahren Einstellungsboom registrierte etwa die Harpen AG (Dortmund), die sich neben Immobilien auf die dezentrale und regenerative Energieerzeugung und Fernwärme spezialisiert hat. Auf rund 200 Mitarbeiter – weitestgehend Ingenieure – ist beispielsweise die Berliner Harpen-Tochter EKT angewachsen. Sie betreut mit Schwerpunkt neue Bundesländer vor allem Nahwärme-Projekte und sicherte sich jetzt den Auftrag, die Gropius-Stadt in Berlin zu versorgen. „Ingenieurgetrieben, mit einem jungen Team motivierter Fachleute, die etwas bewegen wollen und können“, so Harpen-Sprecher Thomas Kemper, gehe man ans Werk. Die EKT-Schwesterfirma HEC in Dortmund beispielsweise betreut inzwischen die gesamte Energie- und Heizversorgung der Universität Heidelberg.
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Stromversorger
Massiver Personalabbau
Die Stromwirtschaft hat seit Jahren, vor allem aber mit Beginn der Liberalisierung der Energiemärkte, einen fast beispiellosen Personalabbau verfolgt. Waren 1993 noch 204 400 Männer und Frauen bei den deutschen Stromversorgern beschäftigt, so sank ihre Zahl bis 2001 auf nur noch 130 507 – ein Minus von knapp 74 000 Beschäftigten oder rund 30 %. Die größten Abbauraten bei den Belegschaften gab es in den Jahren 1998 mit minus 6,2 %, 1999 mit minus 5,8 % und 2000 mit minus 8,1 %. Wie der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW/Berlin) erklärt, wurden 2000 vor allem Frühpensionierungen und Abgänge aus Sozialplänen wirksam. Genaue Zahlen über den Abbau von Ingenieur-Stellen existieren nicht. Allerdings wurden überproportional Arbeitsplätze von gewerblichen Arbeitnehmern gestrichen: Ihr Anteil an der Gesamtbelegschaft sank von 48 % im Jahr 1993 auf 40 % im Jahr 2000, die Angestellten-Jobs nahmen entsprechend anteilig zu.  MR

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