Strom satt – auch unterwegs
VDI nachrichten, Salem, 13.8.04- In der Urlaubszeit drängeln sich in Salem die Wohnmobile – nicht vor der Elite-Schule, sondern auf dem Hof der Meyer Solar Technologie (MSTE). Dort rüstet Benno Meyer Expeditionsfahrzeuge, Caravans und Segelboote mit seinen leistungsfähigen Solaranlagen aus.
Doch Meyer installiert nicht einfach nur Solaranlagen, sondern seine selbst entwickelten Systeme. Und die haben es in sich: Durch eine spezielle Technik wird die Stromausbeute der Solarmodule um bis zu 30 % erhöht, was den Mobilheimen oft die entscheidende Leistungsreserve bringt.
Meyer hat als erster und bislang einziger deutscher Solaranbieter das sog. „Maximum Power Point Tracking“ (MPPT) für Gleichspannungsanlagen (DC-DC) konsequent umgesetzt und serienmäßig am Markt etabliert. Die MPPT-Laderegler werden eingesetzt in Solaranlagen, die nicht am Stromnetz hängen, sondern an einer Batterie. Das Verfahren sorgt dafür, dass die höhere Spannung der Solarmodule (17 V bis 18 V) verlustarm an die Spannung der Batterie (12 V bis 14 V) angepasst wird.
Das Zuviel an Spannung – und der damit einhergehende Strom – wird vom Transistor eines konventionellen Ladereglers in Verlustwärme umgewandelt, die Energie wird nutzlos „verbraten“. Solche Verluste treten leider nicht nur bei Überschussspannung auf, sondern auch im „Normalbetrieb“ bei trübem Wetter. Meyers Regler hat nun einen besseren „Wirkungsgrad“. Der Regler braucht weniger Spannung für sich, gibt bei sinkender Eingangsspannung vom Solarmodul länger 12 V bis 14 V an die Batterie ab als herkömmliche Konstruktionen. Voll entfalten kann sich dieser Vorteil vor allem in „ungemütlichen Zeiten“, also bei niedriger Temperatur und wenig Sonne.
Das MPPT-Verfahren, für Wechselstromanlagen lange üblich, war zwar nach der physikalischen Theorie auch für DC-DC-Wandler schon immer möglich, die Umsetzung galt jedoch lange Zeit als zu komplex und zu kostenaufwändig. In vielen Lehrbüchern war die technische Zeichnung zum Aufbau des MPPT-Reglers daher mit dem Vermerk „nicht umsetzbar“ sehen. Das hat Meyer gereizt.
Der Ingenieur, der zuvor viele Jahre in der Automobil- und Weltraumtechnik tätig war, hat lange getüftelt und 1992 schließlich das Umsetzungsproblem geknackt. Ein Jahr später kamen seine ersten kompakten Regler auf den Markt. Die hat sich der Erfinder unter dem Markennamen MPT schützen lassen – heute hat sich der Begriff „MPT-Regler“ als Synonym für MPPT in der Solarbranche etabliert. „Wir haben das Verfahren geprägt“, Meyer ist stolz.
Das belegt auch die Alleinstellung, die sein Unternehmen selbst nach zwölf Jahren immer noch im Markt hat. Seine Entwicklung hat Meyer nicht etwa durch Patente, sondern durch einen „nichtkopierbaren Chip“ abgesichert. „In unserem Fall war dies die bessere Alternative“, erklärt Meyer. Denn durch eine Patentanmeldung hätte er „zu viele technische Details offen legen müssen“. Dennoch gibt es mittlerweile Nachahmer. Zwei Unternehmen in den USA und Australien haben jüngst ähnliche Regler auf den Markt gebracht – die „unseren Geräten nicht unähnlich sind“, schmunzelt Meyer. „Und irgendwann,“ da hat er keine Illusionen, „kommen dann die Geräte aus China“.
Doch bis dahin hat der Pionier vom Bodensee den wirtschaftlichen Einsatz der Solartechnik entscheidend vorangebracht. Etliche tausend seiner Regler hat er bislang installiert, meist in Wohnmobilen und auf Booten. Drei Weltumsegler sind gerade mit seiner Technik unterwegs. Und auf dem Bodensee und in Ulm werden mit seinen Modulen ganze Solarfähren ohne fossile Energie angetrieben.
Als sich Meyer mit seinem Unternehmen 1992 in der Region westlicher Bodensee niederließ, fand er hier für seine Entwicklungen und Produkte ein ideales Umfeld vor. 2003 zog er mit seinem Unternehmen in den Gewerbepark Salem, neben eine Reihe weiterer High-tech-Firmen. „Wenn ich heute vor der Entscheidung stünde, würde ich wieder diesen Standort wählen“, sagt Meyer. Die Lebensqualität sei sehr hoch, die Nachfrage aufgrund günstiger klimatischer Bedingungen überdurchschnittlich, und im Umkreis von 40 km säßen fünf Solarfirmen, die zu den wichtigsten der Republik gehörten.
Das, glaubt Iris Geber von der zuständigen Wirtschaftsförderung (WFG-West), ist kein Zufall: „In unserer Region sind viele Unternehmen aus der Luftfahrt- und Weltraumtechnik angesiedelt. Sie sorgen für eine hohe Konzentration an technischem Know-how. Dadurch werden Innovationen in neuen Forschungsfeldern wie der Solartechnik überhaupt erst möglich.“
Visionär Meyer denkt indes schon weiter, rüstet Telekommunikationsanlagen oder Außenleuchten mit seiner Technik aus. „Früher wurde die Solarenergie auf vielen Gebieten als unwirtschaftlich abgetan“, sagt Meyer. „Heute eroblert sie immer neue Lebensbereiche, vom Parkautomaten bis zur Sonnenuhr.“ Den Wohnmobil-Fahrern fällt der Weg zu Meyer Solar Technologie nicht schwer, viele von ihnen machen bei der Gelegenheit gleich Urlaub am Bodensee. SILVA SCHLEIDER
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