Region Bitterfeld wandelt sich zum deutschen Solar Valley
VDI nachrichten, Bitterfeld, 3. 8. 07, mg – In Bitterfeld, Sachsen-Anhalt, häufen sich neue Werke für Photovoltaikanlagen. Landeswirtschaftsminister Reiner Haseloff spricht bereits vom „Solar Valley“. Hier werde eine Fabrikeinweihung von der nächsten Grundsteinlegung abgelöst.
Vom Boom der deutschen Solarindustrie profitiert derzeit besonders der Osten. Während in Freiberg, Sachsen, das Unternehmen Solarworld wächst, entsteht bei Leipzig durch Juwi Solar das weltgrößte Solarkraftwerk mit rund 30 MW Leistung. In Frankfurt/Oder, Brandenburg, konzentriert sich mit der erst kürzlich eröffneten Fabrik von First Solar die Dünnschichttechnologie, während Thüringen mit Ersol ebenfalls einen Hersteller von Zellen aufweisen kann.
Dennoch stellt die Entwicklung der Branche in Bitterfeld, Sachsen-Anhalt, diese Ansiedlungen in den Schatten. Landeswirtschaftsminister Reiner Haseloff spricht bereits vom „Solar Valley“, in das er gern und häufig reise, ganz einfach, weil hier eine Fabrikeinweihung von der nächsten Grundsteinlegung abgelöst werde. Jüngster Anlass für den Ministerbesuch war die Einweihung der zweiten Fabrik von EverQ, mit der das Unternehmen seine Kapazität auf 100 MW pro Jahr verdreifacht. Exakt vor einen Jahr, wurde die Fab I fertig.
Landrat Uwe Schulze brachte als Gastgeschenk die Baugenehmigung für das dritte Produktionsgebäude mit. 18 Mio. € wird das Joint Venture aus Q-Cells, Evergreen Solar und Renewable Energy Corporation jetzt erneut investieren, und bis 2010 den Ausstoß erneut verdreifachen. 800 Mitarbeiter sind bisher beschäftigt, wobei EverQ als voll integrierte Fabrik den kompletten Prozess von der Siliziumschmelze bis zur Montage der Solarmodule unter einem Dach durchführt. Und EverQ ist nur eines von sechs Solarunternehmen am Rande des alten Chemieparkes – und noch nicht einmal das größte.
Anton Milner, CEO von Q-Cells, ist vor sechs Jahren nach Bitterfeld gekommen. „Berlin wollte uns nicht, Bitterfeld hat den grünen Teppich ausgerollt“, sagt Milner, der damals mit einer Handvoll Mitstreiter nicht viel mehr als hochfliegende Visionen von einem Solarzellenproduzenten hatte. „Es war schon etwas kompliziert, die ersten Millionen für den Beginn zusammen zu bekommen“, erinnert sich der Mitbegründer des inzwischen börsennotierten Unternehmens.
Wenn Milner heute über die Sonnenallee geht, an der sich überall die Baukräne drehen, zeigt er gern auf die fertigen und noch im Rohbau befindlichen Gebäude, um zu erklären, was hier entsteht. „Dort, neben EverQ, baut Q Cells seine nächste Fabrik, das Gebäude davor wird die neue Entwicklung beherbergen, dorthinein fließen 50 Mio. €“, schwärmt er. Auf 77 ha Fläche ist das Solar Valley inzwischen ausgeweitet worden, mehr als 2000 Mitarbeiter sind bereits eingestellt. „2008 werden wir eine weitere Fabrik mit einer Kapazität von 300 MW errichten und damit die magische Grenze von 1 GW allein bei Q-Cells überschreiten“, sagt Milner. „Wachstum und Geschwindigkeit sind in dieser Branche unverzichtbar, um bei der rasanten Marktentwicklung vorn zu bleiben“.
Natürlich gibt es auch Hemmnisse, räumt Milner ein. Die liegen nicht mehr beim Kapital, das inzwischen am Kapitalmarkt zur Verfügung steht. „Wir müssen geeignete Mitarbeiter rekrutieren und ausbilden, das geht leider nicht so schnell, wie wir es gern hätten“, sagt Milner. Der andere Flaschenhals ist wie überall in der Branche das hochreine und knappe Silizium, für dessen Lieferung nur mit langfristigen Verträgen ausreichende Sicherheit besteht.
Auch die Politik hat inzwischen in Sachsen-Anhalt das Potenzial der Solarbranche entdeckt und fördert neben der Ansiedlung von Unternehmen die anwendungsnahe Forschung. So kündigte Haseloff in Bitterfeld an, dass die Errichtung eines Fraunhofer-Institutes für Solartechnik im 30 km entfernten Halle beschlossene Sache sei. „Wir werden alles tun, damit sich die Investoren hier wohl fühlen und auch verstärkt die Ausbildung dieser Fachrichtungen an den Hochschulen fördern“, verspricht der Minister und fügt hinzu, dass im Osten Deutschlands die Löhne inzwischen niedriger seien, als in Taiwan oder Südkorea. MANFRED SCHULZE
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