Ontario fördert die Brennstoffzelle
VDI nachrichten, München, 4. 2. 05 – Rund um Brennstoffzellen dreht sich ein neues Entwicklungsprogramm der kanadischen Provinz Ontario. Deren Wirtschaftsminister Joseph Cordiano sieht in der Technologieförderung viele Parallelen zu Deutschland. In vielen Branchen würden innovative Verfahren zur Energiegewinnung immer wichtiger.
Wir wollen dazu beitragen, dass aus interessanten Innovationen schneller marktfähige Produkte werden“, erklärte Joseph Cordiano, Wirtschaftsminister der wirtschaftlich bedeutendsten kanadischen Provinz Ontario. Bei einem Besuch in Deutschland stellte er jetzt bei einem Pressegespräch in München ein neues Programm zur Förderung von Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen vor. Das „Ontario Fuel Cell Innovation Program“ mit einer jährlichen Investition von 3 Mio. kanadischen Dollar (ca. 1,9 Mio. €) ist Teil der umfassenden „Research Commercialization Strategy“ der Provinzregierung. 63 Mio. kanadische Dollar (ca. 39,6 Mio. €) setzt Ontario dabei ein, um die Vermarktung der besten Ideen aus Wissenschaft und Forschung voranzutreiben.
Deutschland und Ontario hätten ähnliche Schwerpunkte bei der Wirtschafts- und Technologieförderung, betonte Cordiano. Im Vordergrund stünden für beide Wirtschaftsstandorte der Automobilsektor, die Life Sciences, die Informations- und Kommunikationstechnik sowie Advanced Engineering. Dabei würden innovative Verfahren zur Energiegewinnung für die meisten dieser Branchen immer wichtiger. Deshalb könnten Deutschland und die Provinz Ontario sehr viel voneinander profitieren. Ziel seiner Reise sei, die bestehenden Kontakte mit Unternehmen, Investoren und Forschungseinrichtungen zu stärken und neue zu knüpfen.
Das Fuel Cell Innovation Program soll auf regionaler Ebene Forscher, Wirtschafts- und Finanzexperten an einen Tisch bringen, um in enger Zusammenarbeit diese Technologie von der Forschung über die Entwicklung und Prüfung bis hin zum Einsatz in Industrie, Haushalt und Wirtschaft weiterzuentwickeln.
Wie überall auf der Welt sei die Brennstoffzellen-Entwicklung jedoch sehr zeit- und geldaufwendig. Viel hänge auch davon ab, wie der Brennstoff Wasserstoff erzeugt wird und ob er räumlich ausreichend zur Verfügung steht. Ein Plan in Kanada sei beispielsweise der Aufbau von Wasserstofftankstellen alle 160 km an dem 900 km langen Highway von Windsor/Ontario nach Montreal, um dem Hauptargument der Kritiker dieser Technik, dass nicht genügend Versorgungsstellen zur Verfügung stehen, entgegenzutreten. Auch in British Columbia arbeite man an einem solchen Projekt.
Eines der bedeutendsten Unternehmen für die Brennstoffzellen-Entwicklung in Kanada mit Tochtergesellschaften in den USA, Japan und Deutschland ist Hydrogenics Corp. in Mississauga/Ontario. Hydrogenics befasst sich besonders mit der Kommerzialisierung der Brennstoffzellen-Technologie für Fahrzeuge, stationäre und tragbare Anlagen. Außerdem verfügt es über eine der größten Teststationen für Brennstoffzellen in Kanada. Brennstoffzellen-Triebwerke treiben Demonstrationsfahrzeuge des Landmaschinenherstellers John Derre oder Gabelstapler eines anderen Herstellers an.
Partner für den Antrieb von Lastkraftwagen ist General Motors Canada. Hier laufen bereits Entwicklungen u. a. für Trucks und Militärfahrzeuge. Ein weiteres Entwicklungsprojekt ist die Versorgung von Hotels, Krankenhäusern, Büros, Gefängnissen und militärischen Gebäuden mit Strom und Wärme. Aber auch an der Entwicklung von Antrieben für Busse und Pkw, z. B. mit Ford, arbeitet das Unternehmen.
Auch andere international tätige Unternehmen haben sich in der Provinz Ontario niedergelassen. So hat DuPont ein Werk in Kingston errichtet, um Prototypen und Brennstoffzellenkomponenten zu testen. DuPont Canada arbeitet dabei gemeinsam mit dem Royal Military College und dem Centre for Automotive Materials and Manufacturing an Forschungsprojekten, die mit Fördermitteln der Provinzregierung unterstützt werden. Fuel Cell Technologies Ltd. hat kürzlich ein neues Werk für stationäre Brennstoffzellen-Systeme eröffnet. Das Unternehmen hat auch Standorte in Belgien, Deutschland, Japan und in den USA.
„Wir wollen Investoren ein möglichst gutes Umfeld für die schnelle Kommerzialisierung innovativer Produkte bieten“, beschreibt Cordiano dabei die Aufgabe für die Politik. Ontario biete hervorragende Rahmenbedingungen für dauerhaften Erfolg. Hier konzentriere sich auch ein Großteil der kanadischen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen. 50 % aller Ausgaben für industrielle Forschung und Entwicklung werden in Ontario investiert. Fast 60 % aller in Kanada produzierten Exportgüter kommen aus der Provinz. In den Genuss der Fördermittel können Unternehmen kommen, die in Ontario forschen oder produzieren. „Wir wissen, dass viele deutsche Unternehmen bei Brennstoffzellen und anderen regenerativen Energietechniken zur Spitzengruppe in der Welt gehören“, so Cordiano.JOACHIM HOSPE
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