Methanhydrat: Mengen an Energie, die aus der Tiefe kommt
Hohe Ölpreise wecken das Interesse an Alternativen. Riesige Vorräte von Methanhydrat sind auf dem Meeresgrund und dem arktischen Festland aufgespürt worden. Doch vor einer Förderung türmen sich Probleme auf.
Was immer man als „pro“ oder „contra“ über die fossile Energiewirtschaft sagen mag, eins steht unumstößlich fest: Sie ist endlich. Binnen der kommenden 60 Jahre werde es sogar mit der Erdgas-Herrlichkeit der bekannten Lagerstätten vorbei sein, warnt Georg Engelhard vom Solarenergie-Förderverein in Aachen. Dabei sei noch nicht einmal ins Kalkül gezogen, dass der Verbrauch erheblich schneller als angenommen ansteigen wird. Dann ist der Ofen eben noch früher aus.
„Gashydrate sind zurzeit ein heißes Thema „, urteilt Dr. David Völker kühl. Der Meeresgeologe an der Freien Universität Berlin spricht davon, dass am Grund der Ozeane „Methanhydrat“ in solchen riesigen Mengen geortet worden sei, dass damit sämtliche Lagerstätten von Kohle plus Erdöl plus Erdgas bei weitem übertroffen würden. So ganz korrekt ist es nicht, von „Hydrat“ zu sprechen, denn das ist eine Verbindung von Wasser mit anderen Ionen oder Molekülen. Zutreffend ist der sperrige Begriff „Clathrat“, also Einschlussverbindung, wobei bei geringer Temperatur und unter dem großen Druck der Meerestiefe Wassermoleküle komplexe Strukturen mit großen Hohlräumen bilden.
Ausgerechnet Methan füllt diese Strukturen äußerst dicht gepackt, wobei 1 m3 Methanhydrat soviel von diesem Edelgas enthalten kann, dass an der Erdoberfläche bis zu 164 m3 Methan entweichen. Das weckt natürlich die Begehrlichkeit der Prospektoren, die verstärkt beispielsweise an den Rändern der Kontinentalsockel bohren. Tektonisch aktive Zonen, so hat sich gezeigt, weisen eine deutlich höhere Methanhydrat-Konzentration auf als passive. Dr. Thomas Wiersberg, Geochemiker am GeoForschungs-Zentrum in Potsdam konstatiert eine günstige Energiebilanz für Methan: „Bei der Verbrennung wird erheblich weniger Kohlendioxyd freigesetzt als bei Kohle und Öl.“
So häufen sich die positiven Meldungen. In der Nankai-Senke vor Japan, wo sich Ozeanboden unter Ozeanboden schiebt, wurde eine 16 m dicke Schicht erhöhter Porösität gefunden, zu phänomenalen 80 % mit Hydraten gesättigt. Vor Guatemala hat man einen Bohrkern mit einer 1 m dicken massiven Hydratschicht geborgen, und auch im arktischen Permafrostboden wurde man fündig. Hier sollen die Lagerstätten zwar erheblich seltener, dafür aber einfacher abzubauen sein.
Da verwundert es auch nicht, dass bislang lediglich das sibirische Messojachska-Feld wirtschaftliche Daten liefert. Hier wird durch das Einbringen von Methanol in die unterste Schicht freien Gases zusätzliches Hydrat „abgeschmolzen“ und zutage gefördert. Ähnliches hat man im Delta des Mackenzie-Rivers in Kanadas Norden im Sinn. Auf dem Meeresschelf ist man noch nicht so weit, aber immerhin haben die USA das Jahr 2015 als Förderdatum fest ins Auge gefasst, und auch Japan lassen die gigantischen Vorkommen vor seiner Haustür nicht mehr ruhen.
Vielversprechend erscheinen beim „Ozeangas“ zwei Ausbeutungstechniken, erläutert Georg Engelhard. Man könnte die tieferen Hydratschichten aufschmelzen und das frei werdende Methan über Rohre abführen. Technisch noch kühner wäre das mechanische Abtragen bodennaher Schichten, um das Methan anschließend in riesigen umgestülpten Trichtern aufzufangen. Dabei liegt auf der Hand, dass die Fortführung der fossilen Energiewirtschaft auf diese Art auch seine Tücken hat: Marine Ökosysteme wären gefährdet, unterseeische Erdrutsche könnten enorme Flutwellen auslösen, und die Destabilisierung der Abbaufelder könnte zu plötzlichen Ausbrüchen mit massiver Gasfreisetzung führen.
Es wird sogar spekuliert, dass so etwas besonders häufig im Bermudadreieck geschieht. KLAUS NIEHÖRSTER
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