Messung macht Gasversorgung transparent
VDI nachrichten, Rheine, 13. 1. 06, mg – Der größte Teil des in Deutschland verbrauchten Erdgases durchströmt ein weites Pipeline-Netz. Eine genaue Gasmessung ist Basis für Abrechnungen und Prognosen. Sie kann Engpässen entgegenwirken.
Die jüngsten Ereignisse haben uns hellhörig werden lassen. Erdgas kommt nicht einfach so aus der Leitung. Der überwiegende Teil hat einen weiten Weg durch ein verzweigtes Hochdruck-Rohrleitungsnetz über Verdichterstationen sowie unzählige Mess- und Regeleinrichtungen zurückgelegt. Hierbei kommt einer genauen Gasmengenmessung eine besondere Bedeutung zu. Neben der Gasbeschaffenheitsanalyse bildet sie die Basis für eine korrekte Abrechnung. Gleichzeitig ist eine genaue Kenntnis der ins Rohrnetz eingespeisten Gasmassen nötig. Nur wer die physikalischen Eingangsgrößen für sein Rohrleitungssystem kennt, kann die Gasverteilung prognostizieren und drohenden Lieferengpässen entgegenwirken.
Eine genaue Gasmengenmessung ist eine Herausforderung. Drei Messprinzipien sind heutzutage im internationalen Geschäft der Gasmessung üblich. Neben den Turbinenradzählern sind die Ultraschallzähler und – im osteuropäischen Raum – die Drosselgeräte zu nennen. Mit diesen Einrichtungen wird der aktuelle Betriebsvolumenstrom gemessen, also das pro Zeit durch die Rohrleitung strömende Gasvolumen. Zusätzlich müssen die Gastemperatur und der Gasdruck erfasst werden.
Üblicherweise werden in einer Rohrleitung bei der Großgasmessung zwei unterschiedliche Messprinzipien in Reihe geschaltet. Durch eine Überwachung des Gleichlaufs zwischen diesen Mengenmessungen (Differenz der angezeigten Massenströme) können Fehlfunktionen unmittelbar erkannt werden. Die in der Praxis auftretenden Gleichlaufabweichungen einer einwandfreien Messstation liegen meist unter 0,3 % bezogen auf den aktuellen Durchsatz. Bei größeren Abweichungen empfiehlt es sich, Maßnahmen zur Verbesserung der Lage zu ergreifen.
Jedes Messprinzip hat seine spezifischen Vor- und Nachteile. Unter Prüfbedingungen – also bei optimalen Strömungsverhältnissen – zeigen die Geräte durchweg ein hoch genaues Messverhalten. Auf den Gasmess- und Regelstationen werden diese idealisierten Bedingungen jedoch nicht immer erreicht. Es kommt zu einer Beeinflussung der Mengenmessung durch die Anlage. Ursache hierfür sind z. B. verformte Strömungsprofile, Strömungsdrall oder pulsierende Strömungen.
Bekannt sind die qualitativen Auswirkungen für die verschiedenen Messprinzipien. Turbinenradzähler zeigen z. B. in pulsierenden Strömungen oder bei einem Strömungsdrall in Drehrichtung des Flügelrads einen zu großen Volumenstrom an. Auch an Drosselgeräten führt eine Pulsation zu einem positiven Messfehler. Ein uneinheitliches Bild zeigen Ultraschallzähler, die eher eine geringe Gasmenge anzeigen.
Grundsätzlich versucht jeder Hersteller seine Geräte möglichst unempfindlich gegen diese Störeinflüsse auszuführen. Gleichzeitig bestehen entsprechende Auflagen für die Ausführung von abrechnungsrelevanten Gasmessstationen. Bei der Großgasmessung kommt es daher eher selten zu relevanten Messabweichungen. Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist jedoch anzuraten, sofern auf einer Station größere Gleichlaufabweichungen sowie ungewöhnliche Geräusche oder Schwingungen beobachtet werden.
Über die Großgasmessung, Messgeräte und Durchflussmessstellen können sich Interessenten auf dem Kötter Workshop Gasmengenmessung 2006 informieren.
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