Energie 24.09.2004, 18:33 Uhr

Lernen vom Marktführer: Auf Qualität setzen und Trends frühzeitig erkennen

„Gut geführte Firmen bekommen immer gute Fachkräfte.“

Welche Herausforderung sehen Sie wirtschaftlich auf sich zukommen?
Mennekes: Bei sich veränderndem, ja verschärfendem Wettbewerb durch Globalisierung, EU-Erweiterung, das Internet wird sich das Problem der Produktionskosten zuspitzen.
Vor allem die Bruttolohnkosten lähmen die Unternehmen. Die Anbindung der Beiträge für die Sozialversicherung an die Erwerbsarbeit, die Praxis der starren, pauschalen Flächentarife zu Löhnen und zur Arbeitszeit, sodann das rigide Arbeitsrecht, das alles passt nicht mehr in eine Zeit, die von strukturellen Umbrüchen geprägt ist.
Ein wirklicher Befreiungsschlag durch den Gesetzgeber jedenfalls ist nicht in Sicht. Somit werden wir weltweit in Abstiegszonen gedrängt.
Welche Herausforderung sehen Sie im technologisch-wissenschaftlichen Bereich auf sich zu kommen?
Mennekes: Zum Beispiel die preiswerte und unabhängige Versorgung mit regenerativer Energie.
Welche Herausforderung sehen Sie im gesellschaftspolitischen Bereich auf sich zukommen?
Mennekes: Immer weniger Menschen werden immer mehr produzieren. Intelligente Maschinen werden menschliche Arbeitskraft ersetzen. Dieser Prozess beschleunigt sich in Deutschland dann, wenn zum Beispiel der Arbeitsmarkt nicht dereguliert wird. Zugleich werden wir es besonders mit den problematischen Folgen der demographischen Entwicklung sowie denen eines Ausbildungsnotstandes zu tun bekommen. Die staatlich organisierte Ausbildung verliert an Qualität, weil sie von Voraussetzungen lebt, auf die sie selbst keinen Einfluss hat: Sie lebt von der Erziehung der Kinder und Jugendlichen in intakten Familien, sie lebt davon, dass es in der Gesellschaft eine verlässliche Orientierung an Grundwerten gibt. Dafür sind alle Anzeichen nicht besonders gut.
Welche ist in Ihren Augen die wichtigste Erfindung des 20. Jahrhunderts?
Mennekes: Auto, Internet, elektronische Technologie, Nanotechnologie.
Wie beeinflussen die EU-Osterweiterung und die Globalisierung Ihr Geschäft?
Mennekes: Neue Märkte sind immer Herausforderung und Chance zugleich. Wir sehen eher die Chance, uns so zu positionieren, dass wir uns im Wettbewerb behaupten.
Senden einige Unternehmen zu schlechte Botschaften, vermiesen sie sich ihr Image und den Bürgern den positiven Blick in die Zukunft?
Mennekes: Ja! Obgleich man doch das Bild, welches ein Unternehmen bietet, selbst mitgestalten kann und muss. Das beginnt beim Chef und endet fast nirgendwo.
Haben Sie bereits wegen Fachkräftemangel, wie er von Verbänden immer wieder erwähnt wird, Entwicklungen nicht oder nur verzögert in Deutschland durchführen können?
Mennekes: Nein! Gut geführte Firmen bekommen immer gute Fachkräfte. Die guten Fachkräfte bleiben dann im Unternehmen, wenn gut und besser ausgebildet wird.
Welcher guten Sache würden Sie Ihr letztes Hemd opfern?
Mennekes: Der Ausrottung von Hungersnöten und Kriegen.
Welche Innovationen werden Arbeitsplätze schaffen?
Mennekes: Langlebige Innovationen, die Nutzen stiften und den Menschen dienen.
Was wünschen Sie der nächsten Generation?
Mennekes: Alle Chancen, durch eine gute Ausbildung einen sicheren und den eigenen Fähigkeiten entsprechenden Arbeitsplatz zu erhalten für einen auskömmlichen Lebensstandard.
Wann startet in Ihrer Branche das virtuelle Unternehmen? Bedeutet: Einer hat die Idee und hält den Markennamen, andere übernehmen Konstruktion, Produktion, Vertrieb und Marketing.
Mennekes: So früh wie nötig – so spät wie möglich = rechtzeitig. Wer den Markt kennt, bestimmt den Zeitpunkt.
Wie wichtig sind Markennamen für einen Produkterfolg?
Mennekes: Unverzichtbar. Vor allem in Zeiten, in denen in der Branche gleichartige – wenn auch nicht unbedingt gleichwertige – Produkte hergestellt werden. Dem Produkt als Marke erst gelingt es, den Kunden zu überzeugen und zu binden. Marke ist alles. Ohne Marke ist alles nichts.
Wie lassen sich technische Kompetenz und die des Unternehmens wirksam an Investoren kommunizieren?
Mennekes: Durch wirkliche Innovationen Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Braucht eine Führungsmannschaft zunehmend Medien-Kompetenz, um Investoren und Anleger zu überzeugen?
Mennekes: Auf jeden Fall. Generelle Öffnung und Transparenz bringen Akzeptanz und schaffen Vertrauen.
Wird es künftig immer weniger Branchenkonjunkturen, dafür aber mehr Firmenkonjunkturen geben?
Mennekes: Ganz sicher. Selbst bei völliger Gleichheit der Startchancen in einer Branche entsteht Ungleichheit im Ergebnis. Das bringt schon der funktionierende Wettbewerb mit sich. Sind die Produkte einer Branche gleichwertig, dann kommen eben andere Leistungen ins Spiel: Service, Marketing, Qualität usw. Dieser Trend wird sich verstärken. So ist z.B. das „Made in Germany“ längst nicht mehr die Erkennungsmelodie für kollektive Markenproduktion. Marke unterliegt einem Individualisierungsprozess.
Kommt es immer weniger darauf an, wie man etwas macht, sondern dass man es vor dem Wettbewerber macht, den Markttrend setzt?
Mennekes: Ja, aber die Qualität entscheidet. Unternehmen, die Qualität bieten und zugleich früh auf den neuen Trend setzen, werden Marktführer.
Ist kurzfristiges Share-Holder-Value-Denken das Ende von Traditions- und Technologie-Firmen?
Mennekes: Ja. Das ist eine Konsequenz der Marktwirtschaft. Man mag das bedauern oder nicht. Aber: nur Share-Holder-Value-Denken oder Tradition, die zum Traditionalismus führt, sind keine Basis für ein zukunftsfähiges Unternehmen. Ein ortsansässiges, traditionsreiches, zudem florierendes Unternehmen mit motivierten Mitarbeitern kurzfristig wegen eines äußerst günstigen Angebots an einen Konzern zu verkaufen, ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch ein ethische Frage.
Würden Sie noch einmal den gleichen Ausbildungsweg gehen wollen?
Mennekes: Im Prinzip ja. Ich würde mich aber früher und länger durch Auslandsaufenthalte internationalisieren.
Fachkenntnisse sind gut für Konstrukteure und Forscher, aber wer ein Unternehmen an die Weltspitze bringen oder dort halten will, braucht mehr Qualifikationen?
Mennekes: Vor allem solche, die nicht unbedingt in Ausbildungsgängen vermittelt werden: Ideen, unternehmerischen Instinkt, Vorurteilslosigkeit, diplomatisches Geschick, Durchsetzungsvermögen, Kontaktfreudigkeit, Empathie, Urteilsfähigkeit – kurz, die Professionalität, die wesentlich eine ausgeprägte Persönlichkeit kennzeichnet Charisma.
Welche drei Bücher haben Sie am meisten geprägt?
Mennekes: „Der Schatz im Silbersee“ von Karl May. „Auf der Suche nach Spitzenleistungen“ von Thomas J. Peters / Robert H. Waterman. „Was zählt“ von Jack Welsh.
Wie könnte man Ihren Umgang mit Mitarbeiter/Innen charakterisieren?
Mennekes: Offen und fair.
Was ist Ihr Lieblingssport?
Mennekes: Fußball.
Was sollte Ihr Nachfolger einmal anders machen?
Mennekes: Ausgleichender und teamorientierter.
Wo tanken Sie auf?
Mennekes: Beim Urlaub in Kanada.
Unter welchen Umständen würden Sie in die Politik gehen?
Mennekes: Wenn nach kurzer Diskussion entschieden und dann das Umsetzen folgt.
Welche moralischen Werte sind besonders aktuell?
Mennekes: Aufrichtigkeit und Neidlosigkeit.
Welche moralischen Werte halten Sie für überholt?
Mennekes: Ich kenne keine.
Was ist Ihr Lebensmotto?
Mennekes: Tun. Carpe Diem.
Welche Entscheidung würden Sie gern mal treffen?
Mennekes: Kriminellen Strukturen eine überlegene, schlagkräftige Organisation entgegenzustellen. fl/rus

Walter Mennekes studierte Maschinenbau, Fachrichtung Allgemeine Fertigungstechnik, an der Fachhochschule Paderborn/Meschede. Nach dem Tod des Vaters Aloys Mennekes brach er das Studium ab, trat ins väterliche Unternehmen ein (1974). Er brachte die Firma an seinem Geburtsort nicht nur zur Weltgeltung, sondern ist auch gefragter Experte in Organisationen. Die Liste seiner Ehrenämter ist lang: Mitglied des Vorstandes des Elektro-Brachenverbandes ZVEI, Vorstandsmitglied im Ausstellerbeirat der Hannover Messe, Vorstandsmitglied des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Mitglied im Ostasiatischen Verein, Hamburg, stellvertr. Vorsitzender und Beirat Lewa Attendorn (Ausbildungszentrum), Vorsitzender von Sauerland Initiativ und Beirat des St. Elisabeth Hospizes in Lennestadt. rus

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Ein Beitrag von:

  • Rudolf Schulze

    Chefredakteur VDI nachrichten. Fachthemen: Elektronik, Politik, IT.

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