Kleinst-Biogasanlagen werden für Einsatz in Tansania optimiert
Fünf Personen, ein Rind und rund 1,2 ha Bananenplanta-ge – das charakterisiert eine tansanische Durchschnitts-Bauernfamilie. Um die mit Energie zu versorgen, soll eine kleine, äußerst einfache Biogasanlage ausreichen. Die muss für maximal 400 $ mit vor Ort vorhandenen Baumaterialien errichtet werden können. Die Hilfsorganisation „Ingenieure ohne Grenzen“ (IoG) hilft dabei. VDI nachrichten, Düsseldorf, 2. 10. 09, swe
„Kostengünstig, sauber und technisch einfach 2 m3/Tag produzieren – das reicht für zwei Mahlzeiten und vier Stunden Licht. Der Mehrwert einer Biogasanlage: Die Überreste der vergorenen Materialien können als hochwertiger Dünger in der eigenen Plantage verwendet werden“, beschreibt Projektleiter Philipp Becker von „Ingenieure ohne Grenzen“ (IoG) den Sinn des Ganzen.
Was einfach klingt, ist im Detail schwierig: Es gab bereits einige Versuche, Kleinst-Biogasanlagen in Afrika zu verbreiten. Diese hatten einen hohen Wartungsaufwand und fielen deshalb oft aus. IoG und Ökoenergiewissenschaftler der Uni Hohenheim wollen das nun in einem Forschungsprojekt in den Griff bekommen.
„Hauptprobleme der alten Anlagen waren die Verwendung metallischer Gegenstände sowie die unzureichende Schulung der Betreiber. Die Kleinbauern konnten bei Störfällen weder eingreifen noch einen Neustart der Anlage durchführen“, haben die IoG-Fachleute von ihren tansanischen Partnern erfahren. Auch spielten die oft niedrigen Temperaturen während der Regenzeit den Anlagenbetreibern einen Streich.
Im August bauten Studierende und Wissenschaftler der Uni Hohenheim die erste Pilotanlage. Die steht, um das Klima in Tansania zu simulieren, in einem Gewächshaus auf dem Stuttgarter Campus. Einen zweiten Prototyp bauen Ingenieure ohne Grenzen in Berlin auf. Die Testphase mit Optimierung in Deutschland läuft bis Ende 2009 im Frühjahr 2010 ist die Errichtung der ersten Anlage in Tansania geplant.
Was bereits feststeht: Als Futter („Substrat“) für die Mikroorganismen werden täglich etwa 60 kg Bananenblätter, Rinderdung und Küchenabfälle in den Gärbehälter kommen. Genau das, was die Kleinbauern in Tansania zur Verfügung haben. Daraus produzieren die Bakterien Biogas, eine Mischung hauptsächlich aus Methan und Kohlendioxid.
In Tansania sind die 280 Mitglieder des Vereins Mavuno die Partner von IoG. Charles Parati und seine Mitstreiter brachten den gemeinnützigen Ingenieurverein erst auf die Idee. Die Mavuno-Leute baten die Deutschen um Hilfe. Oft gehen Hilfsaktivitäten von den Fremden aus, die Akzeptanz bleibt dann auf der Strecke. Hier waren die Tansanier die Initiatoren.
Die tansanischen Bauern sollen die Biogasanlagen über Mikrokredite finanzieren
Bei diesem Projekt werden im Ausbildungszentrum von Mavuno Konstrukteure und Biogasexperten herangebildet, welche den Nutzern „mit Fachwissen unterstützen und beiseitestehen. Doch auch die Betreiber selbst – in der ersten Projektphase Mavuno-Mitglieder – werden geschult“, erläutert Philipp Becker. „Für die einfache Technik braucht es keine afrikanischen Ingenieure“, erläutert er, nur bei den ersten Anlagen werden IoG-Leute vor Ort sein.
Zu Beginn wollen IoG durch Sponsorengelder einige Systeme in Tansania errichten. Später, so der Plan der Hilfsorganisation, sollen die Bauern ihre Biogasanlagen durch Kleinstkredite selbst finanzieren. Das Geld für die Rückzahlung soll durch den eingesparten Kauf von Holzkohle oder Lampenöl aufgebracht werden. Damit wird laut Mavuno heute vielfach in Tansania gekocht und Zimmer beleuchtet – wenn überhaupt. HEINZ WRANESCHITZ
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