KKW Krümmel erhält zwei neue Transformatoren
Bevor das Kraftwerk wieder ans Netz gehe, würden zwei Transformatoren des Kraftwerks durch neue ersetzt, teilte Vattenfall am Dienstag mit. Die Störung von Transformatoren im konventionellen Teil der Anlage lässt die Diskussion um den deutschen Ausstieg aus der Atomkraft wieder aufflammen. VDI nachrichten, Hamburg, 10. 7 .09, rus
„Beschaffung und Austausch der Trafos werden mindestens mehrere Monate in Anspruch nehmen. So lange wird das Kernkraftwerk nicht wieder ans Netz gehen“, heißt es beim Kraftwerksbetreiber Vattenfall.
Krümmel war nach zwei Jahren Stillstand erst Ende Juni wieder in Betrieb genommen worden. Grund für die Stilllegung war ein Störfall, der durch den Brand eines Maschinentransformators ausgelöst worden war. Vermutlich löste ein Kurzschluss in einem zweiten Transformator den Störfall am Samstag dem 4. Juli aus. Jetzt werden beide Trafos ausgewechselt.
Erster Störfall am Mittwoch: Schon am 1. Juli um 14.46 Uhr sprach bei Volllastbetrieb der Anlage der Drucküberwachungsschalter eines Eigentransformators an, der das Kraftwerk mit Strom versorgt. Ursache war ein nicht ordnungsgemäß geöffnetes Ventil, über das bei Wärme sich ausdehnendes Öl abgeleitet wird. Der Eigentransformator wurde abgeschaltet, die Stromversorgung des Kraftwerks wurde über das externe Stromnetz aufrecht erhalten. Mit der Trennung des defekten Trafos vom Betriebsnetz wurde die Reaktorleistung automatisch auf ca. 15 % reduziert.
Außerdem kam es zu einem Problem mit der Steuerung an einer der drei Speisewasserpumpen. Nach Angaben der Atomaufsicht tauschte Vattenfall die defekte Elektronik-Baugruppe in der Pumpe aus. Der reparierte Transformator sei am Freitag wieder in Betrieb genommen worden.
Laut Vattenfall wurde die Anlage am Freitag um 19.15 Uhr wieder ans Stromnetz angeschlossen und die Leistung auf 50 % gesteigert.
Zweiter Störfall am Samstag: Am 4. Juli folgte um 12.02 Uhr der zweite Störfall. Die Atomaufsichtsbehörde des Landes, das Sozialministerium in Kiel, wurde davon nicht von Vattenfall, sondern vom Lagezentrum des schleswig-holsteinischen Innenministeriums informiert.
Nach der Panne war es am Samstag zu schweren Störungen im Stromnetz von Teilen Schleswig-Holsteins und Hamburgs gekommen. In Hamburg waren 1500 von 1800 Ampeln ausgefallen, teilte Vattenfall mit.
Laut Ernst Michel Züfle, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH, hatte die Objektsicherung des Kraftwerkes die Landespolizei in Geesthacht informiert, die Polizei leitete die Informationen an das Innenministerium weiter. Von dort sei die erste Information des Sozialministeriums erfolgt, das die Aufsicht über die Anlage führt. Züfle: „Ich sage ganz deutlich, dass dies völlig inakzeptabel ist. Unser Anspruch ist es, das Sozialministerium über alle wichtigen Ereignisse in unseren Kraftwerken als Erste zu informieren.“
Nach bisherigen Erkenntnissen soll es zu einem Kurzschluss in Innern von einem der beiden Betriebstransformatoren gekommen sein. Sie speisen den erzeugten Strom ins Netz ein, versorgen aber auch das Kraftwerk selbst.
Vattenfall-Geschäftsführer Züfle sagte am Sonntag : „Für die Ursache des neuen Kurzschlusses haben wir bisher keine Erklärung.“ Nach dem Kurzschluss in dem anderen Transformator vor zwei Jahren seien an dem diesmal betroffenen Trafo umfangreiche Prüfungen und Analysen durchgeführt worden.
Durch den Ausfall des Transformators sei es zu einer Unterspannung an zwei von vier Eigenbedarfsschienen (Stromverteilern) gekommen, was eine automatische Abschaltung des Kraftwerkes bewirkt habe, erklärte das Sozialministerium in Kiel. Jetzt will das Ministerium die Zuverlässigkeit des Betreibers Vattenfall prüfen lassen.
Am Dienstag, drei Tage nach der Notabschaltung des Atomkraftwerks, wurde ein neues Versäumnis des Betreibers Vattenfall bekannt: Eine vorgesehene Überwachungseinrichtung des betroffenen Maschinentransformators, die sogenannte Teilentladungsmessung, war vor dem Wiederanfahren des Kraftwerks nicht installiert wurden.
Unfall jetzt Chefsache: Vorstandschef Tuomo Hatakka machte den Unfall in Krümmel zur Chefsache. Als erste Konsequenz aus der neuen Sicherheitspanne räumte der Kraftwerkschef in Krümmel seinen Stuhl.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) plant drakonische Maßnahmen gegen die Atomindustrie. Das Atomgesetz biete die Möglichkeit, alte Atomkraftwerke schneller abzuschalten und die Laufzeiten auf jüngere, sicherere zu übertragen. Da dies bislang nicht genutzt wurde, will Gabriel dies mit einer Verschärfung des Atomgesetzes erzwingen. Außerdem will er mit einer bundeseinheitlichen Atomaufsicht die Kompetenzen der Länder beschneiden.
Hier meldete nicht nur Bayern, sondern auch die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein sofort Widerstand an. Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) verwies Gabriel auf die Aufsichts-Zuständigkeiten, die er jetzt schon hat. ap/rts/rus
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