Kernkraft in Deutschland: Fragen und Antworten
Wie viele Kernkraftwerke gibt es in Deutschland und wie lange dürfen sie noch laufen?
Derzeit haben 17 Reaktoren eine Betriebserlaubnis. Der älteste ist Biblis A, der seit 1975 am Netz ist. Der jüngste ist Neckarwestheim 2, der seit 1989 Strom liefert. Im Atomkonsens zwischen Bundesregierung und Kraftwerksbetreibern wurde im Jahr 2000 der Ausstieg aus der Kernenergie vereinbart. Das letzte KKW müsste danach 2021 stillgelegt werden. Wegen längerer Pausen aufgrund von Wartungsarbeiten oder Pannen dürfte dieser Zeitplan inzwischen überholt sein. Genaue Zeitangaben sind laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nicht möglich.
Welchen Anteil hat Strom aus Kernkraft in Deutschland?
Im vergangenen Jahr stammten 11,6 % der in Deutschland verbrauchten Primärenergie aus Kernbrennstoffen.
Wie stellen sich die Parteien die Zukunft der Kernenergie vor?
Neue Kernkraftwerke will keine Partei bauen. CDU/CSU wollen die Laufzeiten so genannter sicherer Meiler verlängern, bis es genügend Strom aus alternativen Quellen gibt. Auch die Liberalen befürworten die Kernenergie als Übergangstechnologie. Die SPD hält dagegen an dem bis 2021 geplanten Ausstieg fest. Die Grünen wollen die alten Meiler so schnell wie möglich abschalten und schon 2040 nur noch Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen. Die Linkspartei will die Kernkraftwerke ebenfalls sofort stilllegen.
Was bedeutet der Atomausstieg für den Klimaschutz?
Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen um 40 % gegenüber 1990 zu verringern. Erreicht werden soll dies dank höherer Energieeffizienz und verstärkter Nutzung erneuerbarer Energien. Kritiker argumentieren, dass bei einer Abschaltung der Kernkraftwerke andere fossile Energiequellen genutzt werden müssten und damit der CO2-Ausstoß erhöht würde. Das Umweltbundesamt rechnet dagegen vor, die derzeit aus Kernenergie gewonnene Strommenge könne eingespart oder ersetzt werden. Dazu müsste u.a. die Kraft-Wärme-Kopplung auf Erdgas- und Biomassebasis weiter vorangetrieben werden.
Welche Risiken gehen von Kernkraftwerken aus?
Hintergrund des Atomkonsenses ist die Einschätzung, dass das mit Kernkraftwerken verbundene Risiko nur noch für eine begrenzte Dauer verantwortbar ist. Gefahren sehen Gegner der Kernkraft beim Uranabbau, bei der Endlagerung und beim Betrieb der Reaktoren. Die Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 mit der großflächigen radioaktiven Verseuchung der Umwelt hat die Gefahr von Unfällen verdeutlicht. Aber auch im Normalbetrieb von Kernkraftwerken sehen Kritiker der Technologie Gesundheitsrisiken. Auch der mögliche Einsatz von Abfallprodukten aus der zivilen Nutzung der Kernkraft in atomaren Waffen gilt als erhebliche Gefahr.
Warum gibt es kein Endlager?
Weltweit gibt es derzeit noch immer kein Endlager für die hochradioaktiven und damit Zehntausende Jahre strahlenden Abfälle. Grund sind zum einen technische Probleme. Wie im deutschen Gorleben gibt es aber an vielen geplanten Standorten vor allem heftige Proteste der Bevölkerung. In Deutschland ist der Staat für die Endlagerung verantwortlich und per Gesetz muss in Deutschland angefallener Atommüll auch hier endgelagert werden. Als geeignete Lösung wird die Einlagerung in tiefe Bergwerke und deren dauerhafter Verschluss angesehen. Ein Endlager muss nach deutschen Bestimmungen für eine Million Jahre sicher sein. rts
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