Wasserwirtschaft 25.04.2008, 19:34 Uhr

Istanbuls Wasser riecht stark nach Chlor  

Das Trinkwasser wird knapp, die Umweltbelastung nimmt zu. Das Land benötigt zeitgemäße Technologien zur Trinkwasseraufbereitung, Abwasserbehandlung und Müllentsorgung.

Laufstege führen durch das Halbdunkel, Säule um Säule taucht auf, es gurgelt geheimnisvoll. Dann geht an einem der Stege das Licht aus. Kurze Zeit später ist das riesige Gewölbe in warmes orangerotes Licht getaucht. Die Touristen bleiben andächtig stehen und starren durch die Säulenreihen.

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Ohne den Besuch der Yerebatan-Zisterne, die von der Kommune gekonnt mit Lichteffekten in Szene gesetzt wird, ist ein Besuch in Istanbul nicht komplett. Das Wasserreservoir, das auch „versunkener Palast“ genannt wird, wurde von Kaiser Justinian im 6. Jahrhundert nach Christus erbaut. 336 Säulen mit einer Höhe von 8 m stützen die Decke. Das Fassungsvermögen: 80 000 m3 Wasser, das über Aquädukte aus dem nahen Belgrader Wald kam.

Noch heute liefern die Wasserleitungen des Oströmischen und später Byzantinischen Reichs der Stadt Wasser. Allerdings reicht heute eine Quelle schon lange nicht mehr aus, um die Megacity zu versorgen. Hervorgegangen aus Konstantinopel, wuchs die Einwohnerzahl Istanbuls von 680 000 (im Jahr 1927) auf 1,3 Mio. (1955), im Jahr 2006 zählte man rund 10 Mio. Menschen.

Woher stammt also das Leitungswasser der Metropole, von dem die Besucher sagen, es rieche stark nach Chlor, und deswegen würden sie es lieber nicht trinken? Dazu muss man hinausfahren. Ziel ist Ömerli, etwa 40 km östlich von Istanbul gelegen. Dort betreibt der kommunale Versorger „Istanbul Sewage and Water Works“, kurz ISKI genannt, ein Wasserwerk. Halil Uzun, der Technische Leiter, führt die Gäste durch die Anlage. Er zeigt auf einen Stausee unterhalb des Geländes. Dort wird Regenwasser gesammelt.

Das Reservoir ist etwa zur Hälfte gefüllt. „Der Regen im Winter war nicht ergiebig genug, wie überhaupt in den vergangenen Jahren“, sagt Uzun bedauernd. Wer aufmerksam den Blick über das Areal schweifen lässt, wird eine weiße Pipeline entdecken. ISKI zapft zusätzlich den 170 km entfernten Melen-Fluss an und pumpt das Wasser nach Ömerli, um ausreichende Mengen des lebenspendenden Elements vorrätig zu haben.

„Ömerli besteht aus insgesamt vier Anlagen und bereitet täglich insgesamt 1,5 Mio. m3 Trinkwasser für den asiatischen Teil der Stadt auf“, erläutert Halil Uzun. Das sei aber immer noch nicht genug. Denn die ehemalige ost- römische Hauptstadt benötige über 2 Mio. m3/Tag. Auf der europäischen Seite arbeiten deshalb drei weitere Wasserwerke, die täglich 1,5 Mio. m3 täglich liefern.

Die Aufbereitung durchläuft in der Regel mehrere Stufen. Zunächst wird das Wasser durch Luftzufuhr vorbehandelt, dann folgt eine Ozon-Oxidation. Eine gängige Methode, um das Wasser zu entfärben, den Geschmack und Geruch zu verbessern und um die Bildung von krebserregenden Chlorkohlenwasserstoffen zu verhindern. Anschließend durchläuft das kostbare Nass mehrere chemische Reinigungsstufen.

Danach folgen eine Sandfiltration und schließlich eine letzte Desinfektionsstufe, bevor das aufbereitete Wasser dem Verteilernetz zugeführt wird. Nun erfährt der Gast aus Deutschland, warum Istanbuls Leitungswasser nach Chlor riecht: Im Wasserwerk wird pro Liter Flüssigkeit 1 mm der Substanz zugeführt.

Der „Wasserwirtschaftlichen Marktstudie Türkei“ der Wasserwirtschaftsinitiative NRW zufolge „besteht hinsichtlich des Umweltschutzes Handlungsbedarf“ in der Türkei. Ein Marktpotenzial also für deutsche Anbieter von Umwelttechnik, weshalb auf der Umweltfachmesse IFAT Anfang Mai in München die Türkei eine der Schwerpunktregionen sein wird.

Nicht nur in Ballungszentren, im gesamten Land wächst der Trinkwasserbedarf. Die Anschlussquote ans Trinkwassernetz beträgt nach Angaben des Auswärtigen Amts in den Städten nahezu 100 %. Auf dem Land liegt sie bei 85 %. Obwohl die Türkei über ausreichende Wasserressourcen verfügt, wird in einigen Gebieten die Wasserversorgung häufig unterbrochen.

Die Schwachstellen entstanden nach Angaben der Bundesagentur für Außenwirtschaft (Bfai) teilweise aufgrund des zunehmenden Tourismus im Süden und Westen des Landes. Dagegen sind der Osten und der Südosten weitgehend durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Der Bedarf an Wasser ist dementsprechend groß. Die Regierung versucht, mit einer Reihe von Staudämmen, Bewässerungsanlagen und Kraftwerken die Infrastruktur zu verbessern und Abhilfe zu schaffen.

Auch im Abwassersektor besteht erheblicher Aufholbedarf. Das Statistik-amt der EU (Eurostat) gibt den Anschlussgrad der Bevölkerung an eine Kanalisation für kommunales Wasser von 100 % an (2001). Nach Angaben von Frost & Sullivan und des Statistik- amts der Türkei (TÜIK) wird jedoch nur das Abwasser von 35 % der Bevölkerung gereinigt.

Bevölkerungswachstum, die fortschreitende Industrialisierung und die Urbanisierung führen mittlerweile zu einer Reihe von Umweltproblemen. So verfügen nur 16 von 58 Industrieregionen über eine ausreichende Anzahl an Kläranlagen. Von den 3225 Städten und Gemeinden besitzen rund 3000 keine Abwasseraufbereitungsanlagen.

Defizite auch bei der Müllentsorgung: Nur zwölf der 3225 Gemeinden verfügen über ordnungsgemäße Mülldeponien. Besonders große Defizite bestehen bei Giftmüll. Die einzige Anlage, die Industrie- und Krankenhausabfälle fachgerecht entsorgt bzw. behandelt, ist Izaydas (Izmit).

Wegen der hohen Gebühren, heißt es in einer Bfai-Marktstudie, werde diese vom Privatsektor nur wenig in Anspruch genommen. „In den nächsten Jahren werden in verschiedenen Landesteilen acht neue Zentren für die Entsorgung von Giftmüll entstehen“, erklärt Izaydas-Chef Bilal Sengün. Ob die wirklich realisiert werden? Laut Sengün „ist die Türkei ein großes Land, da gibt es genügend Platz für weitere Deponien“. EVDOXIA TSAKIRIDOU

Acht neue Giftmüllzentren für die Türkei

Ein Beitrag von:

  • Eve Tsakiridou

    Eve Tsakiridou ist Journalistin und Podcasterin. Sie hat Biologie und Philosophie studiert und im Bereich Hirnforschung promoviert. Das redaktionelle Handwerkszeug lernte sie bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören u.a. Technologie und Wissenschaft.

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