Im Keller flüstert ein kleines Kombikraftwerk
Im eignen Heim auf Erdgasbasis gleichzeitig Strom zu erzeugen, soll mit einer neuen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage möglich sein. WhisperGen heißt die neue Mikro-KWK-Anlage des neuseeländischen Herstellers Whisper Tech. Seit Anfang 2007 führt die Berliner Gaswerke AG (Gasag) Feldtests durch und kommt jetzt mit diesen Geräten auf den Markt. VDI nachrichten, Düsseldorf, 20. 2. 09, rok
Die kleinen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (Mikro-KWK-Anlagen) haben die Größe von Geschirrspülern, sollen aber nicht Teller und Gläser reinigen, sondern helfen, die Umwelt ein kleines bisschen sauberer zu halten. Laut Gasag kann der Nutzer des neu entwickelten WhisperGen bis zu einer Tonne CO2 und rund 10 % der Primärenergie im Jahr im Vergleich zur getrennten Wärme- und Stromproduktion einsparen. Der selbstproduzierte Strom wird je nach der aktuellen Bedarfssituation des Gebäudes selbst genutzt. Überschüsse werden ins Stromnetz eingespeist Bei großflächigem Einsatz bestehe zukünftig auch die Option, etwa über virtuelle Kraftwerke, bei denen über eine intelligente Software die WhisperGen-Anlagen zusammengeschaltet werden, die deutschen Stromnetze zu entlasten.
„WhisperGen-Geräte sind zur Massenproduktion geeignet“, ist Andreas Prohl, Gasag-Vorstand für Vertrieb und Technik, sicher. Das Thema Energieeffizienz solle nicht nur zum Spielfeld für Idealisten werden, sondern für viele Verbraucher wirtschaftlich wie ökologisch von Nutzen sein. Dr. Guido Bruch, Abteilungsleiter für Umwelt und Technologie der Gasag, benennt als Konkurrenzprodukte zur WhisperGen-Technologie die klassische Gasbrennwerttechnik, die Stromwärmepumpe und die Holzpelletheizung.
Der Feldtest mit dem kleinen Kraftwerk lieferte gute Ergebnisse
„Im Gasbereich stellt der WhisperGen ein Produkt dar, das die erforderliche Marktreife erlangt hat“, sagt Bruch. Andere in der Entwicklung befindliche Gasanwendungstechnologien wie die Gaswärmepumpe oder die Brennstoffzelle seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus technischer Sicht noch nicht ausgereift.
Seit Anfang 2007 führt die Gasag einen 22 WhisperGen-Anlagen umfassenden Feldtest in Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Kleingewerbebetrieben durch. Darüber hinaus sind 10 dieser Geräte im Rahmen eines EU-Projektes (EU-DEEP) zur Erprobung von virtuellen Kraftwerken im Bereich Mikro-KWK-Anlagen im Einsatz. „Auf Basis der guten Ergebnisse des Feldtests gehen wir nun auf den Markt“, sagt Bruch.
2008 hat Whisper Tech Ltd. zum Aufbau der Serienproduktion ihres WhisperGen-Gerätes in Europa ein Joint Venture mit der spanischen Mondragón Corporation, der größten Unternehmensgruppe des Baskenlands, gegründet. Die neu geschaffene gemeinsame Produktionsgesellschaft heißt Efficient Home Energy (EHE) mit Sitz im baskischen Tolosa nahe dem berühmten Badeort San Sebastian. Das Fabrikgebäude mit einer Grundfläche von 2700 m2 steht auf dem Gelände einer ehemaligen Papierfabrik. Die Gesellschaft hat 6 Mio. € in Produktentwicklung, Werkzeuge und Produktionsanlagen investiert.
Mehr als 400 WhisperGen-Anlagen sind bereits europaweit installiert und in Betrieb, und viele Energieversorger haben laut EHE Interesse am Vertrieb von WhisperGen angemeldet.
Für den Umstieg auf den WhisperGen gibt es Geld vom Bund. Der Förderbetrag ist abhängig von der elektrischen Leistung und der Zahl der Nutzungsstunden. Der WhisperGen könnte bei 5000 Vollnutzungsstunden jährlich einen einmaligen Förderbetrag von max. 1650 € erhalten, rechnet die Gasag vor. Man geht beim WhisperGen aber von realistischen 2500 Vollnutzungsstunden pro Jahr aus, die zu einem Förderbetrag von 825 € führen könnten. Der ins öffentliche Netz eingespeiste Strom wird derzeit mit 6,8 Cent/kWh vergütet. Zusätzlich erhalten die Betreiber von BHKW für den gesamten damit erzeugten Strom einen „KWK-Bonus“ von 5,11 Cent/kWh auf zehn Jahre garantiert. Arbeitet die Anlage länger als 70 % seiner Einschaltzeit im Kombi-Modus, erzeugt also Strom und Wärme gleichzeitig, gibt es zusätzlich eine Erstattung auf die Energiesteuer von 0,55 Cent/kWh. LARS WALLERANG
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