HotModule von MTU und RWE
Bei der Entwicklung und Markteinführung ihres Brennstoffzellenkraftwerks HotModule bekommt MTU jetzt Unterstützung von RWE. Der Energieversorger beteiligt sich an der MTU CFC Solutions GmbH. 2006 soll die Serienfertigung anlaufen.
Wir haben unser Ziel der Serienproduktion im Jahr 2006 fest im Auge.“ Dr. Rolf Hanssen, Vorsitzender der Geschäftsführung der MTU Friedrichshafen GmbH und Leiter DaimlerChrysler Off-Highway, ließ am Dienstag in Ottobrunn keine Zweifel aufkommen. „Wir gehen davon aus, dass wir ab 2007 rund 100 Anlagen pro Jahr fertigen und die Zahl der produzierten Anlagen danach kontinuierlich steigern.“ Unterstützung bei der Kommerzialisierung ihrer Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle HotModule, mit derzeit 250 kW elektrischer und 180 kW thermischer Leistung, verspricht sich Hanssen von dem am 11. Juli unterzeichneten Joint Venture mit RWE.
Die RWE Fuel Cells GmbH beteiligt sich demnach mit 25,1 % an der MTU CFC Solutions GmbH, bislang eine 100-%-Tochter des DaimlerChrysler-Unternehmens MTU Friedrichshafen GmbH. Dr. Gert Maichel, Vorstandsmitglied der RWE AG, sieht in der Brennstoffzellentechnologie eine „sinnvolle Ergänzung“ zu anderen Strom- und Wärmeerzeugungsarten, die ideal das Zieldreieck der Energiepolitik Versorgungssicherheit – Wirtschaftlichkeit – Umweltverträglichkeit erfüllt. Seit über zehn Jahren engagiere sich RWE auf diesem Gebiet, habe u.?a. auch mit MTU zusammengearbeitet. Ein HotModule im RWE-Brennstoffzellen-Pavillon in Essen habe im Mai das erste Betriebsjahr mit über 8000 Betriebsstunden erfolgreich vollendet. Diese Kooperation erreicht mit der Gründung des Joint Ventures nun einen Höhepunkt. Es soll die Anlagen liefern, RWE übernehme die kundenspezifische Einbindung, erläuterte Maichel die Rollenverteilung. RWE wolle ein „Rundum-Sorglospaket“ bieten, ob Contracting, Energiedienstleistungen oder technischer Support.
„Wir sind europaweit Technologieführer bei Karbonat-Brennstoffzellen und haben eine hervorragende Position im Wettbewerb mit Herstellern anderer stationärer Brennstoffzellen“, unterstrich Michael Bode, Geschäftsführer der MTU CFC Solutions. Neben den allgemeinen Vorteilen von Brennstoffzellen – wie hoher Wirkungsgrad, schadstoffarmer Betrieb und hohe Stromqualität – hätte die bei Temperaturen um 600 °C arbeitende Schmelzkarbonattechnik (MCFC) gegenüber der bei etwa 90 °C arbeitenden Polymerelektrolytmembran (PEM) weitere Vorzüge: Durch den hohen Temperaturbereich eignen sich solche Anlagen auch zur Kraft-Wärme-Kopplung oder zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung. Der elektrische Wirkungsgrad der Serienanlagen soll laut Bode über 50 % liegen. Durch Nutzung der 400 °C heißen Abluft ergebe sich ein Gesamtnutzungsgrad von über 90 %.
„Die Kombination aus Strom und Druckdampf ist genau das, was in vielen Industriebetrieben und im Gesundheitssektor für die unterschiedlichsten Prozesse benötigt wird. So sind einige der weltweit 14 Feldtestanlagen in Kliniken installiert. Bei den Michelin Reifenwerken in Karlsruhe wird die Hochtemperaturwärme zur Erzeugung von Prozessdampf für die Vulkanisation der Reifen benötigt.
Noch ist jedes HotModule ein handgefertigtes Einzelstück. Derzeit arbeitet in Ottobrunn auf einer Gesamtfläche von 5000 m² ein Team von 75 Mitarbeitern. Bis 2007 soll sich diese Zahl verdoppeln. Zudem sei eine zusätzliche Fertigungs- und Montagefläche von ca. 7500 m² vorgesehen. Im Schichtbetrieb soll dann die Produktion von über 200 HotModule-Anlagen einschließlich der dafür benötigten Zellfertigung möglich sein. Den erforderlichen Investitionsaufwand bezifferte Bode auf rund 20 Mio. µ. Derzeit stammen die Brennstoffzellen noch aus einer Lizenz- und Lieferpartnerschaft mit dem US-Unternehmen Fuel Cell Energy. Wie Bode bestätigt, würden aber parallel bereits eigene Zellen entwickelt. Erste Versuche mit den eigenen Stacks seien erfolgreich. Wenn die Entwicklung planmäßig verlaufe, könne die geplante Serienfertigung bereits auf Basis der eigenen Brennstoffzellentechnologie erfolgen.
Mittelfristiges Ziel seien Kosten von 1100 €/kW bis 1500 €/kW installierter Leistung. „Mit diesem Preis wird unser HotModule im Mengenmarkt wirtschaftlich und konkurrenzfähig sein“, versprach Bode. „Wir werden diesen Preis erreichen, wenn wir im eingeschwungenen Zustand in Serie produzieren.“ Das HotModule komme mit vielen Brennstoffen zurecht, die Kohlenwasserstoffe enthalten, etwa mit Biogas, Klärgas, Deponiegas, industriellen Restgasen und Methanol. So wolle man sich nicht allein auf Erdgas-Anwendungen beschränken. Zudem sei die schrittweise Erweiterung des Leistungsbereichs bis 3000 kW geplant. Bei Bedarf könne man auch unter 250 kW gehen.
ROBERT DONNERBAUER
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