Höchstes Windrad dreht sich an der Elbe
Das höchste Windrad ragt dann direkt neben dem Kernkraftwerk Brunsbüttel gen Himmel. Das Hamburger Unternehmen Repower Systems verriet jetzt die wichtigsten technischen Details.
Die Windbranche hat in den letzten zwölf Monaten Tempo gemacht. Gleich drei Unternehmen haben mit ihren Windkraftanlagen den Sprung in die 5-MW-Klasse gewagt. Neben der bereits im Test laufenden 4,5-MW-Turbine des Herstellers Enercon und der 5-MW-Multibrid-Anlage von Pfleiderer geht Repower Systems mit der „5M“ an den Start. Sie ist mit 120 m Nabenhöhe und 125 m Rotordurchmesser mit Abstand die höchste Windkraftanlage der Oberklasse.
„Wir wollen Pionier der Multimegawatt-Klasse sein“, betonte Technik-Vorstand Matthias Schubert. Die „5M“-Anlage soll nach seinen Angaben der Anfang einer Offshore-Baureihe sein. Nur der Prototyp wird an Land getetst. Zwar gebe es auch eine 5-MW-Landversion geben, deren Standorte dürften aber eher an den dünn besiedelten Küsten Kanadas oder Schottlands zu suchen sein.
Ob an der Küste oder auf hoher See: Die Orientierung zum Meer hin hat nicht zuletzt logistische Gründe. Der Transport der 5M-Komponenten über Land stößt an seine technischen, mehr noch an wirtschaftliche Grenzen. Allein der Transport der knapp 62 m langen Rotorflügel vom dänischen Hersteller LM Glasfiber nach Brunsbüttel erfordert eine generalstabsmäßige Vorbereitung. Gleiches gilt für den Mast und die 240 t schwere Gondel des Windgiganten. Ohne Umwege und stundenlange Straßensperrungen wird es nicht gehen. Schubert glaubt deshalb, dass auch für die Onshore-Version der 5M die seeseitige Logistik stark an Bedeutung gewinnen wird.
Für den Offshore-Einsatz stehen hingegen andere Aspekte im Vordergrund. Die logistischen Fragen gelten in der Branche als weitgehend gelöst, entsprechende Systeme sind – wie auf dem dänischen Horns Rev – bereits im Einsatz. „Bei Offshore-Anlagen ist ein Schlüssel der Wirtschaftlichkeit der schwierige Anlagenzugang“, erklärt Schubert. Die Wetterverhältnisse auf See verschärfen das Problem zudem. Experten rechnen damit, dass die Offshore-Windräder, bis zu 45 km vor der Küste gelegen, nur an 200 Tagen im Jahr für Wartung und Reparatur zugänglich sein werden. In den ertragsstarken Wintermonaten ist die Belastung der Anlagen durch stürmische Winde hoch, der Zugang aber durch den Wellengang stark eingeschränkt. Anlagenschäden müssen deshalb im Vorfeld vermieden werden. In dieser Größenklasse kosten Turbinenausfälle den Betreiber mehrere Tausend Euro pro Tag.
„Hohe technische Verfügbarkeit“ lautete daher die Prämisse bei der Entwicklung der 5M. Repower setzt auf bewährte Technik. „Eher konservative Konstruktionen“, sagt Entwicklungsleiter Peter Quell zu den Einzelkomponenten der Gondel. Innovativ geht es hingegen bei der Konstruktion und Produktion des Rotors zu – dem bis dato weltgrößten. Aber darüber ist Quell kein Wort zu entlocken. „Top secret“, verlangte der dänische Rotorhersteller LM Glasfiber. JÖRN IKEN
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