Geothermieatlas zeigt Potenzial an Erdwärme auf
Bauherren, Planer und Anlagenbauer können auf einen Mausklick feststellen, ob sich bei dem geplanten Haus der Einsatz von Wärmepumpen lohnt. Ein neuer Atlas auf CD-Rom gibt detaillierte Auskunft zur Ergiebigkeit der Erdwärme.
Auf mehr als 70 % der Fläche Nordrhein-Westfalens könnte nach einer neuen Studie des Geologischen Dienstes NRW umweltfreundliche Erdwärme genutzt werden. Die im Auftrag der Landesregierung erstellte „Geothermische Potenzialstudie Nordrhein-Westfalen“ zeigt für jedes Grundstück im Land, mit welcher Wirtschaftlichkeit Erdwärme eingesetzt werden kann. Die Übersicht, die ab Ende Juni auf CD-Rom zu erhalten ist, konzentriert sich vor allem auf die bis zu 100 m tiefen Erdschichten. Diese oberflächennahen Schichten nutzen fast 90 % der heute installierten Anlagen. Vor allem Ein- bis Zweifamilienhausbesitzer werden nach Ansicht von Claudia Holl-Hagemeier, Leiterin des Projektes beim Geologischen Dienst, von der Studie profitieren. „Die Daten sind aber auch für größere Objekte geeignet“, so die Wissenschaftlerin.
Auf der Karte können Bauherren, Architekten, Bauplaner und Anlagenbauer ablesen, wie ergiebig der Grundstücksboden aus geothermischer Sicht ist. Per Mausklick können sie zusätzliche Angaben wie die ideale Tiefe der Erdsonden abrufen. Mit der neuen Studie hofft die Landesregierung, der umweltfreundlichen Erdwärmenutzung neuen Schub zu verleihen. Bislang kommt die Geothermie nur auf einen Anteil von 0,02 % der Wärmeversorgung in Deutschland. Vorbild ist die Schweiz, wo bereits 40 % aller Neubauten mit einer Wärmepumpe beheizt werden. Seit 1990 gibt es aber auch in Deutschland verstärkte Anstrengungen, indem mehr als 65 000 Wärmepumpen installiert worden sind. In NRW entsteht derzeit mit dem Neubaugebiet Fürstenhof in Werne Europas größte Erdwärmesondensiedlung. Rund 130 Sondenbohrungen mit einer Tiefe von je 120 m bis 150 m versorgen künftig eine entsprechende Zahl von Wohnhäusern.
Ein Vergleich der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW zwischen der Heizung mit modernem Niedertemperatur-Ölkessel, Gasbrennwertkessel und Erdsonden-Wärmepumpe zeigt: Bei den Investitionskosten liegt die Erdwärmetechnik für eine 150 m2 große Neubauwohnung ohne Warmwasseraufbereitung mit rund 17 400 $ deutlich über den Kosten der konventionellen Heiztechnik, die bei rund 12 500 $ liegen. Doch kann die Förderung der Erdwärmewärmetechnik durch den Bund die jährlichen Wärmegestehungskosten auf ein vergleichbares Niveau von rund 12 $/m2 drücken. Das war zumindest bis vor Kurzem so.
Inzwischen seien aber Bundesfördermittel für die Nutzung der oberflächennahen Geothermie nicht mehr vorgesehen, so der Grünen-Bundestagsabgeordnete und forschungspolitische Sprecher Hans-Josef Fell. „Hintergrund der Entscheidung ist, dass der Strom für den Wärmepumpenbetrieb zumeist aus konventionellen Kraftwerken stammt. Das aber bringt keine echten Vorteile für die Nutzung regenerativer Energien“, so Fell. Stattdessen setze die Bundesregierung nun verstärkt auf technische Fortschritte bei der Tiefengeothermie, also unterhalb von 400 m.
Damit beschäftigt sich auch ein kleiner Teil der neuen Geothermie-Studie für NRW. Bereits in 3000 m Tiefe kann in Mitteleuropa die für Großprojekte interessante Temperatur von 100 °C erreicht werden.
„Der Einsatz der Tiefenerdwärme ist ein wirklicher Beitrag zum Umweltschutz, denn sie kann von modernen Turbinen effektiv zur Stromerzeugung genutzt werden. Mit der Abwärme lassen sich zudem Wohnungen und Treibhäuser beheizen“, sagt Fell. Zwar gebe es kein eigenständiges Förderprogramm des Bundes für den Ausbau der Tiefengeothermie, doch stünden hierfür auch Mittel aus dem so genannten Marktanreiz-Programm bereit, das mit einem Volumen von insgesamt 200 Mio. $ im Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt ist.
SILVIA VON DER WEIDEN
Die CD-Rom kann ab Ende Juni beim Geologischen Dienst NRW angefordert werden. Telefon: 02151/897–210. Die Normalversion kostet 10 $, die Spezialversion 348 $.
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