Solar 02.02.2001, 17:28 Uhr

Die Sonne aus der Steckdose

„Tanken Sie Sonnenhormone!“, „Gut gelaunt durch den Winter!“, „Solarien stärken Herz und Kreislauf!“ – nicht nur Bräune, auch Gesundheit und Wohlbefinden versprechen Sonnenstudios ihren Kunden. Indes warnen die Hautärzte vor Schwarzem Krebs.

Weil die Sonne in letzter Zeit wegen des Hautkrebsrisikos in Verruf geraten ist, bemühen sich Solarienbesitzer um Beweise: Studien werden herangezogen und so genannte Sonnenforscher zitiert. „Die künstliche Sonne hat viele biopositive Effekte, das ist nachgewiesen“, sagt Prof. Friedrich Schröpl, Hautarzt in München und Vorsitzender des Wissenschaftsrates des Fördervereins Sonnenlichtsysteme.
„Solarien haben einen rein kosmetischen Effekt – mit dem Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken“, warnt dagegen Prof. Christoph Geilen, Hautarzt am Berliner Universitätsklinikum Benjamin Franklin. Mediziner liefern sich ein heißes Gefecht: Wie gesund oder schädlich ist die (künstliche) Sonne?
Befürworter argumentieren häufig mit dem „Sonnenhormon“ Vitamin D. Dieses Vitamin, tatsächlich ein Hormon, wird durch Sonnenbestrahlung in der Haut gebildet. „Vitamin D stabilisiert den Kreislauf, stärkt das Immunsystem und normalisiert den Knochenstoffwechsel“, bestätigt Dr. Rolfdieter Krause von der Abteilung für Naturheilkunde am Berliner Universitätsklinikum Benjamin Franklin.
Dort bestrahlten die Ärzte Patienten mit künstlichem UV-Licht, das einen hohen UVB-Anteil enthält. Denn nur dieses kurzwellige UVB, nicht aber das langwellige UVA kann Vitamin D aktivieren. „Im Winter hat etwa jeder Zweite einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel“, schätzt Krause. Ob ein Besuch im Sonnenstudio dem Vitamin-D-Mangel abhelfen und damit einer Erkältung vorbeugen kann, ist jedoch fraglich: Denn die Lampen dort strahlen mit viel weniger UVB als medizinische Geräte, dafür aber mit einem sehr hohen UVA-Anteil. UVA aber bringt die begehrte Bräune, UVB dagegen den Sonnenbrand.
Der UVA-Anteil in Solarien ist etwa fünf Mal höher als bei der natürlichen Sommer-Sonne. Insgesamt strahlen die Lampen so intensiv wie die Sonne in der Karibik. Starker Tobak für die Haut, denn auch für UV-Strahlen gilt: Die Dosis macht das Gift, also die Hautschäden. Zwar gilt UVA als weniger aggressiv als UVB, doch Experten der Strahlenschutzkommission gehen davon aus: Je gebräunter die Haut, desto höher das Hautkrebsrisiko – egal, ob durch UVA oder UVB.
Hautkrebs ist mit knapp 100 000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweithäufigste bösartige Erkrankung in Deutschland. Zu den Tumoren der Haut gehören nicht nur der gefährliche schwarze Hautkrebs (malignes Melanom), sondern auch die sehr viel häufigeren Krebsformen der Oberhaut (Basaliome und Spinaliome), die selten tödlich verlaufen. Bei letzteren ist der Zusammenhang mit UV-Strahlung unbestritten, doch ob auch das Melanom durch zu viel Sonne entsteht, darüber sind sich die Wissenschaftler uneins.
„Studien haben gezeigt, dass viele Sonnenbrände in der Kindheit zu einem Melanom führen können“, betont Prof. Geilen. Weitere Hinweise: Australien, wo viele hellhäutige Menschen unter einer verdünnten Ozonschicht starker UV-Strahlung ausgesetzt sind, hat weltweit die höchste Erkrankungsrate für schwarzen Hautkrebs.
Eine Auswertung mehrerer Studien hat ergeben, dass ein 10%iger Rückgang der Ozonschicht mit einem 20%igen Anstieg der UV-Strahlung und einem 40%igen Anstieg von Melanomen einhergeht. Außerdem weiß man, dass eine erhöhte Anzahl von Leberflecken, die auch durch die Sonne entstehen, das Risiko von Melanomen erhöht.
Solarium-Befürworter halten dem entgegen, dass Sonne vor anderen bösartigen Erkrankungen schützt. „UV-Strahlen verhindern mehr Krebsfälle, als dass sie Hautkrebs provozieren“, urteilt Schröpl. US-Studien legen nahe, dass Menschen in sonnigeren Gegenden weniger an Brustkrebs, Prostata- und Darmkrebs erkranken als in Regionen, wo die Sonne weniger scheint.
Also eine Patt-Situation? Von 16 klinischen Studien, die den Zusammenhang von Solariumbenutzung und Hautkrebs untersuchten, stellten sieben ein erhöhtes Melanomrisiko fest, neun allerdings keins. Wie immer in der Medizin muss demnach jeder für sich Nutzen und Risiko abwägen – und das richtige Maß finden. Auch Sonnenanbeter Schröpl warnt: „Wer sich so oft bräunt und aussieht wie ein Indianer, schadet sich nur.“
Die Warnungen vor Sonne und Solarium sind für Krause indes übertrieben. „Die Alternative von zu viel Sonne ist ja nicht: keine Sonne. Denn wenn die UV-Strahlung wohl dosiert ist, dann hat sie durchaus positive Wirkungen.“ Prof. Geilen hält dagegen: „Man muss ein Solarium als potenziell gesundheitsschädlich betrachten und die Nutzer über die Risiken aufklären. Ab einer bestimmten Dosis verursacht UV-Strahlung Hautalterung und Hautkrebs. Es gibt aber keine einzige Dosis-Wirkungs-Studie. Und solange man die schädliche Dosis nicht kennt, entscheidet nur das Gewissen. Deshalb kann ich niemandem raten, ins Solarium zu gehen.“ ANKE NOLTE

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Richtig bräunen

Tipps fürs Sonnenstudio Suchen Sie sich ein Sonnenstudio, in dem Sie gut beraten werden – am besten ein vom TÜV geprüftes. Das sind in Deutschland allerdings nur wenige (Liste gegen einen mit 1,10 DM frankierten Rückumschlag erhältlich beim TÜV Rheinland/Brandenburg, Magirusstr. 5, 12103 Berlin).
Die Strahlenschutzkommission empfiehlt: nicht mehr als 50 Sonnenbäder im Jahr, Natur- und Kunstsonne zusammengezählt. Beachten Sie die an den Geräten, nach Hauttyp differenziert, angegebenen Anfangs- und Höchstbestrahlungszeiten. Verzichten sollten Menschen vom Hauttyp I mit rötlichen Haaren, blauen Augen und heller Haut, außerdem Kinder, Jugendliche und Menschen mit vielen Leberflecken.
Auf der Sonnenbank unbedingt eine Schutzbrille aufsetzen. Kein Sonnenschutzmittel benutzen. Kosmetika können unter UV-Strahlung Allergien oder fleckigen Pigmentierungen verursachen. Vorsicht bei Medikamenten: Antibiotika, Bluthochdruckmittel und Johanniskraut erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut.

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