Heiztechnik 15.09.2000, 17:26 Uhr

Brennstoffzelle im Keller baut Brücke zum Wasserstoff

Die Energiemärkte sind im Umbruch, aber noch haben alternative Energien den Durchbruch nicht geschafft. Die Lücke könnten Brennstoffzellen-Minikraftwerke füllen, die schon in ein bis zwei Jahren im Mehrfamilienhaus einsetzbar sind.

Noch sorgt Erdöl in vielen deutschen Haushalten für wohlige Wärme in der Wohnung. Doch die Zeiten preiswerter fossiler Energieträger neigen sich dem Ende zu. Für Wasserstoff als umweltfreundliche Alternative fehlt aber noch die Infrastruktur, die ihn zu einem konkurrenzfähigen Energieträger macht. Als Brücke ins Wasserstoffzeitalter bietet sich die Brennstoffzellentechnik an, da sie auf den bewährten, wasserstoffreichen Energieträger Erdgas zurückgreifen kann und so Vertrauen und Akzeptanz beim Endverbraucher für die neue Technik schafft. Das Brennstoffzellenkraftwerk für den Hausgebrauch im Keller, das neben Wärme auch noch Strom liefert, ist ein Konzept, das zugleich Heiztechnikbranche und Energiewirtschaft elektrisiert.
„Die Idee kommt einer Revolution gleich, weil die Kunden ihre eigenen Energieerzeuger sind“, ist Fritz Varenholt vom Vorstand der Deutschen Shell AG überzeugt. Auch die Stromwirtschaft müsste ihre Rolle auf dem Markt neu definieren. Dass sie bereits darüber nachdenkt, bestätigt Jörg Heinen, beim Energieversorger RWE in Essen zuständig für die Konzernentwicklung: „Unser Dienstleistungsangebot wird sich künftig von der Brennstofflieferung, Montage, Wartung bis zum Lastmanagement erstrecken.“
Die Heiztechnikbranche will mit dem Konzept von Wärme- und Stromerzeugung für den Privatkundenbereich in ein neues Geschäftsfeld vordringen. Konkurrenz für die traditionelle Energieversorgung sieht der RWE-Manager aber noch nicht: „Wir sehen das System der zentralen Stromversorgung in der nahen Zukunft nicht in Frage gestellt.“
Das Remscheider Wärmetechnikunternehmen Vaillant will schon 2003 mit einem voll ausgereiften Kleinstkraftwerk für den heimischen Keller auf den Markt kommen. Gemeinsam mit seinen US-Partnern GE Fuel Cell Systems und Plug Power Systems, die Brennstoffzellen und Reformertechnik liefern, hat das Unternehmen ein erdgasgespeistes Brennstoffzellen-Heizgerät entwickelt. Es ist mit 4,6 kW elektrischer und 50 kW thermischer Leistung zunächst für den Betrieb in Mehrfamilienhäusern konzipiert. Als Abnehmer hat Vaillant zunächst Wohnungsbaugesellschaften im Auge, später auch kleinere Wohneinheiten.
Die Technologie basiert auf der PEM-Brennstoffzelle, die in einer Art umgekehrten Elektrolyse elektrischen Strom und Wärme erzeugt. Das Temperaturniveau liegt bei rund 80 °C und eignet sich damit ideal für Heizzwecke in privaten Haushalten. Das Brennstoffzellensystem ermöglicht jedoch keinen autarken Betrieb. Die Haushalte bleiben deshalb am Stromnetz angeschlossen. Für den Spitzenwärmebedarf besitzt es einen Zusatzbrenner.
Vaillant schätzt den Markt für Ein- und Mehrfamilienhäuser auf mindestens 100 000 im Jahr 2010, europaweit sogar auf 250 000. „Bei voll angelaufener Serienfertigung dürften die Kosten für das Brennstoffzellen-Heizgerät bei nicht mehr als 20 000 DM liegen“, rechnet Produktmanager Kai Klinder vor. Zuvor stehen jedoch noch umfangreiche Feldversuche an. Im Raum Essen und im niederländischen Groningen will Vaillant 500 Brennstoffzellen-Heizgeräte ab dem kommenden Jahr erproben. „Für die Akzeptanz ist entscheidend, dass wir mit voll ausgereiften Systemen auf den Markt kommen“, erläutert Klinder. SILVIA VON DER WEIDEN

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