Aufwindkraftwerk aus Latten und Folie
VDI nachrichten, Weimar, 18. 7. 08, rok – Seit letzter Woche steht auf dem Campus der Bauhaus-Universität Weimar das größte Aufwindkraftwerk Deutschlands. Ein internationales Studententeam aus drei Architektur- und fünf Bauingenieurstudenten hat unter Leitung von Rainer Gumpp (Entwerfen und Tragwerkskonstruktion) und Jürgen Ruth (Tragwerkslehre) das innovative Tragwerk innerhalb eines Semesters entwickelt und gebaut.
Über Fachgrenzen hinweg ist ein aufsehenerregendes Bauwerk aus dem interdisziplinären Masterprogramm „archineering“ heraus entstanden. Das Kraftwerk ist als Energielieferant zudem ein architektonisch und konstruktiv herausragender Entwurf mit einer ganz besonderen Ästhetik. Mit diesem Projekt bekräftigt die Bauhaus-Universität erneut ihr Bekenntnis zum neuen Forschungsschwerpunkt Erneuerbare Energien.
Das Weimarer Aufwindkraftwerk besteht im Wesentlichen aus drei Bauteilen: Kollektoren, Kaminröhre und Generator. Über einer Fläche von 420 m2 wurde ein Foliendach angebracht, unter dem die Luft durch Sonneneinstrahlung erhitzt wird. In der Mitte des Daches steht senkrecht eine Röhre mit Zuluftöffnungen am Fuß. Die erwärmte Luft steigt in dem 12 m hohen Turm, welcher aus einer effizienten Lattenkonstruktion und einer roten Abdichtungsplane besteht, nach oben auf und erzeugt im Kamin einen Aufwind. Über einen Generator wird dann die mechanische Energie in elektrische umgewandelt. Die Weimarer sammeln diese Energie in Akkumulatoren, die nachts sparsame LED-Leuchten speisen und das Bauwerk beleuchten.
Neben der in Thüringen bereits etablierten hochtechnisierten Photovoltaik, hat die Bauhaus-Universität damit eine äußerst günstige Form umweltfreundlicher Energiegewinnung in den Mittelpunkt von Lehre und Forschung gerückt.
Ein solches Bauwerk könnte mit einfachsten Mitteln auch aus Holz und Plastikplanen für die Kollektoren und Bambusstäben mit Lianenumschlingung für den Turm in den entlegensten Gebieten der Welt aufgebaut werden. Einzig der Generator ist als technisches Element der Umnutzung der Energie vonnöten. Die gespeicherte Energie könnte dann beispielsweise für Licht, Fernsehgeräte oder Handys genutzt werden.
Das Weimarer Aufwindkraftwerk soll aber nicht nur eine Projektpräsentation sein, sondern in den nächsten Monaten auch für strömungstechnische Versuche genutzt werden. Die bisherigen theoretischen Erkenntnisse sollen dann mithilfe der Praxis untermauert werden. Bisherige Annahmen gehen davon aus, dass mit einem 1000 m hohen Turm, wie er von dem Stuttgarter Ingenieur Prof. Jörg Schlaich geplant wird, ein Drittel der Energie eines Atomkraftwerkes erzeugt werden kann. Dazu muss dieser allerdings in einer sehr heißen Region stehen. Die Weimarer Ergebnisse werden auf dem 1. Internationalen Kongress „Bauhaus.Solar“ im November in Erfurt präsentiert.
Bis Ende September wird das Aufwindkraftwerk noch auf dem öffentlich zugänglichen Campus hinter dem Gebäude Bauhausstraße 11 stehen und kann dort besichtigt werden. BUW
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