Konsumelektronik 17.11.2000, 17:27 Uhr

Zwerge für Hi-Fi-fähige Aufnahmen

Mini ist in – im letzten Jahr wurden hierzulande über 330 000 Minidisk-Geräte verkauft. Damit macht die kleine Scheibe dem analogen Tonband das Leben schwer. Auch im Auto ist die neue, Platz sparende Technik nicht zu schlagen.

Gerade einmal so groß wie ein zusammengefalteter Hundertmarkschein, so passen Minidisk-Rekorder, kurz MD-Rekorder, in jede Hemdentasche. Der dünnste Teilnehmer des Tests – der Sony MZ-R91 – ist mit 20 mm nicht einmal so dick wie drei Minidisks in ihrem Schutzbehälter. Die Preise bewegen sich auf bezahlbarem Niveau: Minis mit Aufnahmefunktion gibt es schon ab 350 DM.
In der Praxis erwiesen sich MD-Minis als wahre Alleskönner: Lange Aufnahme- und Wiedergabespielzeiten im Akku-Betrieb sowie ein externes Batteriefach für Alkali-Mangan-Zellen (Größe: AA/AM3) garantieren auch weitab von Steckdosen den Betrieb. Außerdem testeten wir noch den Aiwa AM-C75, Panasonics SJ-MR100, den Sharp MD-SR70 und Sonys MZ-R70.
Lange Spielzeiten sind besonders wichtig im stromfressenden Aufnahmebetrieb, wenn die MD-Minis als Rekorder für Mitschnitte von Konferenzen und Vorträgen oder Interviews verwendet werden. Trotz kleinster Abmessungen und weniger als halbem Preis gegenüber batteriebetriebenen Profi-Kassettenrekordern wie dem Sony Professional oder Büro-Diktiergeräten, sind Aufnahmequalität und -komfort der Kassettentechnik weit überlegen.
Besonders beim Mitschneiden von Interviews erwiesen sich die MD-Winzlinge als praxisgerechter: Ununterbrochene Aufnahmezeit in Stereo 80 min (bei Kassetten max. 60 min), in Mono sogar 160 min – da kann man die Mitschnittmaschine während einer langen Sitzung getrost vergessen.
Automatisch setzen die Geräte beim Aufnahmestart – und der Panasonic sowie der Sharp zusätzlich alle 3 min, 5 min oder 10 min (Aiwa: alle 5 min) – Startnummern. Die Aufnahmen sind so automatisch unterteilt, und man zappt leicht und einfach durch das aufgenommene Programm.
Das funktioniert im Batteriebetrieb nur mit allerbesten Batterien oder frisch aufgeladenen Akkus. Am längsten spielten in der Praxis Energizer Hi Energy Lithium-Zellen. Alkali-Mangan (Universal) von Varta waren schon nach Bespielen einer 74-min-MD mit dem Sharp MC-SR 70 leer.
Sonys MZ-R 70 und MZ-R91 setzen Titelmarkierungen nur bei Aufnahmebeginn. Mit den Editier-Funktionen „Divide“ und „Combine“ können später bei Wiedergabe weitere Titelmarkierungen hinzugefügt werden (max. 254/MD), es lassen sich getrennte Nummern zusammenfassen und Titel/Nummern mit unwesentlichen Inhalten wieder löschen. Anstelle der Titelnummern können auch Titelnamen eingegeben werden. Das ist wegen der fehlenden Tastatur sehr mühsam.
Die so entstandenen Aufnahmen lassen sich problemlos auf digitalem Weg vom CD-Rekorder aufzeichnen, um eine überall abspielbare CD-R selbst zu erzeugen.
Bei den MD-Rekordern ohne automatische Aussteuerung (Panasonic, Sharp, Sony MZ-R70) ist eine zuschaltbare Limiterschaltung wünschenswert, die bei Mikrofonaufnahmen Übersteuerungen verhindert. Bei digitalen Aufnahmegeräten muss sehr vorsichtig ausgesteuert werden. Schon kleinste Übersteuerungen sind deutlich als hässliche Verzerrungen zu hören.
Auch vorsichtig ausgesteuerte Aufnahmen lassen sich später noch beim Überspielen auf andere Tonträger aufwerten. Da MD-Rekorder selbst vernachlässigbar wenig rauschen, wird nur das Eigenrauschen der Mikrofone – ebenfalls vernachlässigbar – verstärkt. Das Bandrauschen einer Magnetbandaufnahme ist erheblich stärker.
Mit mehreren Mini-Stereo-Mikrofonen war auch unter ungünstigen Umständen mit viel zu großem Mikrofonabstand (etwa 6 m zum Sprecher) die Sprache eines Konferenzmitschnittes noch sehr gut im Kopfhörer wieder zu erkennen. Die Hörqualität, fast auf Hi-Fi-Niveau mit zwei auf den Tisch gelegten ECM-2002 MD war erstaunlich gut, die Sprache erheblich besser verständlich als vom Mikro-Kassettenrekorder, der mit sehr viel mehr Rauschen, nur in Mono und mit stark eingeengtem Telefon-Frequenz-umfang aufzeichnete.
Erschütterungen verträgt der MD-Rekorder beim Aufnehmen nicht. Er reagiert mit merkwürdigen Piepstönen und steigt nach wenigen Sekunden aus – die Aufnahme wird gestoppt. Die „Antistoßschaltung“ nützt nur bei Wiedergabe. REINHARD FRANK

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