Scharf und günstig
VDI nachrichten, Düsseldorf, 2. 12. 05 – Gegensätze ziehen sich an – auch im Heimkino. Schärfe und Kontrast aktueller Videoprojektoren steigern sich mit jeder Generation – nur die Preise sinken ständig. Vor zehn Jahren waren röhrenbasierte Projektoren das Maß der Dinge. Heute sind sie ein Nischenprodukt, LCD- und DLP-Technik beherrschen den Markt.
Hohe Bildqualität und leises Arbeiten brauchen heute bei Projektoren nicht mehr Platz als ein Schuhkarton – also ideal fürs Heimkino. Fünf aktuelle Modelle in der Klasse von 2000 € bis 4000 € nahmen die Tester unter die Lupe. Drei der fünf Kandidaten setzen auf DLP-Technik, die Spiegeltechnik von Texas Instruments. Panasonics PT-AE900E und Sonys VPL-HS50 nutzen LCD-Panels. Das Licht durchleuchtet dabei drei LCD-Panels, für jede Grundfarbe – rot, gelb, blau – eines.
Nur der Infocus SP 5700 bringt keinen Bildwandler mit HDTV-tauglicher Auflösung mit – er beschränkt sich auf 576 x 1024 Bildpunkte. Die 1280 x 720 Pixel der Rivalen reichen aber auch noch nicht für die maximale HDTV-Schärfe: Dieser 1080i-Standard (entspricht dem Camcorderformat HDV) fordert 1920 x 1080 Pixel. Vorläufig bieten das nur deutlich teurere Beamer. Pixel sind aber nicht alles: Qualitäten wie Kontrast und Farbwiedergabe beeinflussen die Gesamtperformance.
DLP-Projektoren kennen keine Graustufen. Um Helligkeitsnuancen darzustellen, werden ihre Miniaturspiegel einfach unterschiedlich oft in oder aus dem Lichtweg geschwenkt. Bewegungen erscheinen deshalb oft unruhig und stockend. Der Techniker nennt das Problem Falschkonturenfehler (neudeutsch: false contour).
Bei den gängigen Ein-Chip-DLPs kommt eine weitere Schwachstelle hinzu: Der Bildwandler projiziert nacheinander die Farbauszüge für Rot, Grün und Blau – ein rotierendes Farbrad färbt die auf die Leinwand geworfenen Bilder passend ein. Entlang bewegter Objekte im Bild führt diese Technik zu Säumen in allen Farben des Regenbogens. Blinzelt der Zuschauer, sieht er auch auf Standbildern Farbränder.
Die Menschen reagieren unterschiedlich auf diesen Effekt: Manchen fällt er nicht auf, andere mögen DLP-Bilder ob dieser Schwäche nicht anschauen. Aktuelle DLP-Geräte zeigen diese Fehler nur dezent, dennoch gibt es klare, qualitative Unterschiede.
LCD-Modelle zeigen oft Schwächen bei der Farbwiedergabe – das Bild hat einen kleinen Farbstich. Preiswerte Modelle verraten sich häufig durch das grobe Pixelraster. Und: Dunkle Szenen wirken via LCD nicht selten milchig.
In der Praxis ergab sich ein deutlicher Vorsprung beim Gerangel um die Spitzenplätze: Diesen Kampf trugen die LCD-Kandidaten untereinander aus. Panasonic und Sony wirken der Kontrastschwäche vieler LCD-Modelle mit einer automatischen Blende entgegen. Sie regelt Restlicht fast ganz ab. Kleiner Unterschied mit großen Folgen: Die Blende des Panasonic agiert flinker und unauffälliger als die des Sony.
Beide LCD-Modelle überzeugen mit satten, weitgehend natürlichen Farben, fürs Heimkino üppige Helligkeit und ihre ruhige Arbeitsweise. Für den Panasonic spricht (neben dem günstigeren Preis) die praxisgerechte Universalfernbedienung. Zum Sony gibt es nur eine sperrige, wenig ergonomische Standardfernsteuerung.
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In Europa ist die Scartbuchse De-facto-Standard. Panasonic orientiert sich daran, alle anderen Testkandidaten nötigen den Kunden zum Adapterkauf. Also: Testsieg an den PT-AE900E. Die Japaner sollten sich auf ihrem Lorbeer aber nicht ausruhen: Zum Jahreswechsel legt Sony den VPL-HS60 nach.
Deutlich dahinter kann sich der nominell teuerste Testkandidat platzieren, der Sharp XV-Z2000. In puncto Kontrast und Farbtreue übertrifft er die LCD-Riege zwar geringfügig, DLP-typische Rauschfahnen verbeißt er sich weitestgehend. Das Farbflimmern ist zwar gering, aber vorhanden.
Die bescheidene Videosignalverarbeitung des XV-Z2000 verhindert eine höhere Platzierung. Mit Standard-Zeilensprung-Quellmaterial flimmert das Bild wie weiland auf einem 50-Hz-Röhren-TV. Der Deinterlacer dieses Projektors ist faktisch wirkungslos.
Trotz seines scharfen Bildwandlers taugt der XV-Z2000 nur im Notfall als Spielpartner eines PCs: Der Projektor vergrößert grundsätzlich den Bildausschnitt („Overscan“), die Konturen von Schrift verwischen deshalb deutlich.
Schön dagegen Ausstattung und Bedienung: Schärfe und Bildgröße lassen sich per Fernbedienung justieren mit gleich zwei Dreiersätzen Cinchbuchsen für YUV-Komponentensignale unterstreicht der XV-Z2000 seine Orientierung zu HDV und Heimkino. Für digitale Signale gibt es eine DVI-Buchse, die per Adapter auch analoge PC-RGB-Bilder entgegennimmt.
Klare Schlusslichter sind der relativ preiswerte BenQ PE7700 und der Infocus Screenplay 5700. Beide zeigen die geschilderten DLP-Schwächen noch deutlicher. Filmsequenzen mit waagerechter Bewegung verunzieren sie mit deutlichen Rauschschleppern die Konturen lösen sich stark auf.
Der BenQ zeigte im Testfeld die flausten Bilder. In dieser Hinsicht liegt der Infocus vorn, taugt aber mit seiner Auflösung nur für Standard-Pal-Bilder. Höher aufgelöstes Quellmaterial stellt er zwar ansprechend dar – aber die Details fehlen schlicht. Zudem ist er fürs Heimkino zu laut. Weiteres Ärgernis am Infocus: DVI-Quellen finden nur per aufpreispflichtigem Adapter am Projektor Kontakt. MARTIN BIEBEL