RFID übernimmt den Datenfluss von der Fertigung bis nach Übersee
Hochfrequenzfunk per RFID (Radio Frequency Identification) spinnt immer dichtere Kommunikationsnetze in Industrie, Transport und Handel. Probleme mit der Lesezuverlässigkeit scheinen gelöst und auch die Standardisierung schreitet voran. Nur an der Kostenschraube müssen die Entwickler noch drehen.
Produktionsbetriebe, Lagerstätten und Handelsketten wie Metro und Wal-Mart setzen große Hoffnungen in die RFID-Transponder: Mit dem elektronischen Barcode auf Produkten wollen sie den Warenfluss sowie Logistikprozesse optimieren. Die intelligenten Tags tragen alle wichtigen Informationen, wie Artikelnummer, Seriennummer oder Herstellungsdatum und ermöglichen den Handelspartnern in jeder Phase der Lieferkette eine lückenlose Rückverfolgung und Ortung des jeweiligen Produkts.
„Bisher war die Kontrolle von Warenströmen zeitaufwändig, es musste viel sortiert und gezählt werden. Dank RFID entfallen diese Arbeiten künftig: Lagerhaltung, Warenaus- und eingänge lassen sich jederzeit fehlerfrei ermitteln“, so Sven Dirkling vom RFID-Projektteam des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund. Die RFID-Technik habe das Potenzial, die Logistik der Zukunft zu verändern. 4,6 Mrd. $ soll der weltweite jährliche Markt für die Funketiketten bis 2008 betragen, so die Analysten von ABI Research – in diesem Jahr sind es noch 1,8 Mrd. $.
In Deutschland ist die Metro Vorreiter bei der Einführung der schlauen Labels. Rund 700 Pampers-Paletten hat Metro-Lieferant Procter & Gamble (P&G) in seinem Distributionszentrum in Euskirchen bereits mit RFID-Labeln versehen und an die Metro Group versandt. Bei P&G freut man sich über eine Leserate von 100 % – mit einer Einschränkung: „Bei Flüssigkeiten und Produkten, in deren Verpackung Metall vorhanden ist, stellt eine 100-prozentige Leserate noch eine Herausforderung dar“, weiß Udo Scharr, IT Manager Global Customer Business Development bei P&G.
Und noch kann nicht jeder Chip mit jedem Lesegerät kommunizieren. Doch die Standardisierung macht Fortschritte: Mehr als 60 der weltweit führenden Technologieunternehmen haben sich Ende letzten Jahres endlich auf den Standard „EPCglobal UHF Generation 2“ auf Basis der Ultrahochfrequenz (UHF) um 900 MHz geeinigt, der vom EPCglobal-Aufsichtsgremium ratifiziert wurde. Die kommerzielle Nutzungsmöglichkeit der „Generation 2“ wird in Kürze erwartet.
Der Sprung von der Kennzeichnung und Überwachung von Objekten auf einem begrenzten Areal – beispielsweise Neuwagen auf dem Parkplatz eines Autumobilbauers – hin zur Verfolgung einzelner Zahnpastatuben über Landesgrenzen oder sogar über Kontinente hinweg ist groß. Er erfordert viel Geduld und sorgfältige Planung, heißt es beim Anbieter von Logistik-Softwarelösungen, SAP. Ein Problem, dass bei RFID noch gelöst werden muss, glaubt man in Walldorf, ist auf das hohe Datenvolumen zurück zu führen, dass RFID-Chips generieren, wenn alles im Betrieb piept und sendet: Denn mit dem Datenvolumen nimmt auch das Fehlerpotenzial zu. „Deshalb ist auch eher mit einer Evolution, als mit einer Revolution zu rechnen“, glaubt Dirkling. „Im Prinzip ist die Technologie bereits voll funktionsfähig, sie ist aber noch vergleichsweise teuer.“
Ein Beispiel für eine der ersten erfolgreichen RFID-Einsätze liefert Volkswagen: Der Automobilkonzern transportiert Pressteile für seine Autokarossen zwischen Wolfsburg, Brüssel und Mosel (Sachsen) in Behältern mit Funkchips. Laut Christoph Pelich, bei VW Leiter Entwicklung Visum-Middleware, wurden seit 2000 rund 13 000 Behälter mit Transponder-Tags ausgestattet. Bei zukünftigen Fertigungen sei geplant, bereits 80 000 Behälter damit zu versehen. Durch die bessere Verfolgbarkeit der Behälter konnten Kosten gespart und Prozesse optimiert werden, der Einsatz hat sich nach zwei Jahren bereits amortisiert, erklärt Pelich. Der Konzern entschied sich für aktive Transponder – sendende Tags, ausgestattet mit einer Batterie. Sie eignen sich eher für Behälter oder Paletten, statt für Kleinverpackungen.
EDGAR LANGE/KIP
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