Optoelektronik 31.01.2003, 18:23 Uhr

Physiker mit der richtigen Optik

Lässt ihm sein Beruf die Zeit dazu, dann betätigt sich Dr. Wolfgang Vollrath gern als Fotograf. Mit einem solchen Hobby ist der 1949 in Bad Neuenahr geborene Physiker und Vater zweier Söhne natürlich richtig bei Leica, seinem Arbeitgeber. Als „Chief Scientist Optics“ der Leica Microsystems AG beschäftigt sich Vollrath allerdings beruflich nicht mit Fotokameras, sondern mit Hightech-Präzisionssystemen für die Analyse von Mikrostrukturen. Jetzt erhielt die in Wetzlar ansässige Firma den Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft in der Kategorie Mittelstand für die Entwicklung des höchstauflösenden Mikroskopobjektivs Leica DUV AT für die Halbleiterindustrie.

Das Spezialgebiet Optik war Vollrath keineswegs in die akademische Wiege gelegt: Promoviert hat er 1979 in Elementarteilchenphysik bei dem späteren Nobelpreisträger Prof. Wolfgang Paul in Bonn. Aber gute Karriereaussichten führten ihn direkt von der Uni zum Branchenwechsel: Gleich nach der Promotion ließ er sich im Optikmesslabor des Geschäftsbereiches Foto der damaligen Ernst Leitz GmbH anstellen. Über die Jahre und den Namenswechsel zu Leica Microsystems hinweg blieb Vollrath der Firma treu und stieg kontinuierlich auf. Eine Tätigkeit, die dem sportlichen 53-Jährigen übrigens auch privat nicht fremd ist: Neben dem Fotografieren (natürlich mit einer Leica-Kamera) ist das Bergsteigen sein zweites Hobby.
Dem Elementaren widmet sich Vollrath auch als Optiker: Er arbeitet daran, das fast Unsichtbare sichtbar zu machen. Die mit dem Innovationspreis ausgezeichnete Optik ist Bestandteil eines Gerätes, mit dem bis zu 80 nm kleine Strukturen auf Halbleitern dargestellt werden können. Dazu lässt sich nur tiefultraviolettes Licht mit einer Wellenlänge von 248 nm oder darunter verwenden. Dieses sehr energiereiche Licht hat allerdings einen Nachteil: „Der Kitt, der die einzelnen Linsen der bislang benutzten Objektive miteinander verklebt, bekommt davon den Sonnenbrand“, erklärt Vollrath. Schon nach wenigen Monaten werden die gut 15 000 ® teuren Spezialoptiken unbrauchbar. „Wir haben etwas geschafft, was die Fachwelt als eigentlich unmöglich bezeichnet hat“, freut sich Vollrath: ein Objektiv für tiefultraviolettes Licht in „Airspace Technology“, das heißt ohne Kitt und somit mit unbegrenzter Lebensdauer.
Neben seinem Beruf steckt Vollrath viel Engagement in die Arbeit für Verbände wie der Deutschen Gesellschaft für angewandte Optik (DgaO), deren Vorstand er angehört. Als Vertreter der DGaO sitzt er auch im Programmausschuss für optische Technologien des Bundesforschungsministeriums. T. FINKEMEIER

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