Mechatroniker brauchen zielgerichtete Weiterbildung
VDI nachrichten, 27. 8. 04 –
Nicht erst seit Pisa nehmen Unternehmen aus der Industrie die Ausbildung in die eigene Hand. Theodor Niehaus, Geschäftsführer Festo Didactic, und Hermann Klinger, Leiter Learning Network bei Festo in Esslingen, machen deutlich, worauf es bei Lösungen in der Automatisierungstechnik ankommt.
VDI nachrichten: Warum wurde mit Festo Didaktik ein eigener Unternehmensbereich für Qualifizierung gegründet? Sie hätten doch sicher auch bestehende Ausbildungsstätten und Hochschulen unterstützen können?
Theodor Niehaus: Schon 1955 wird „Bewegen mit Luft“ das grundlegende Prinzip für das Unternehmen. Aber die Pneumatik ist als neue Technologie in Europa zu der Zeit nahezu unbekannt. Deshalb wollte Festovon Anfang an Kunden praxisnah in der neuen Technologie schulen und für die neuen Möglichkeiten, die sich damit bieten, begeistern. Das Prinzip „Weiterbildung“ führte deshalb bereits 1969 zur Gründung der Festo Didactic.
VDI nachrichten: Welche Ausbildungsbereiche sprechen Sie damit an?
Theodor Niehaus: Neben Unternehmen unterstützte Festo Didactic als Vorreiter in der Pneumatik zunächst Berufsschulen und später zunehmend auch Hochschulen sowie andere universitäre und öffentliche Bildungseinrichtungen. Heute bringt Festo seine Kompetenz aus über 200 Branchen in die Didactic ein und engagiert sich insbesondere im universitären Bereich. In diesem Segment bündelt das Unternehmen ein umfassendes Angebot von Lernsystemen für die industrielle Aus- und Weiterbildung ¿ von Seminaren, Trainings und Beratung in 26 Sprachen über E-Learning bis hin zur schlüsselfertigen Ausrüstung von Lernzentren. Mit unseren mechatronischen Lernsystemen sind wir Weltmarktführer.
VDI nachrichten: Welche Branchen betrifft das ?
Theodor Niehaus: Alle Branchen, in denen Automatisierungstechnik zum Einsatz kommt – z. B. Automobil-, Nahrungsmittel- und Verpackungs-, Elektronik- und Prozessindustrie.
Eher exotische Branchen sind dagegen die Unterhaltungsbranche, z. B. mit bewegten Kinostühlen oder in animierten Figuren, aber auch die Möbelindustrie, welche mit pneumatischen Komponenten Dauertests für Stühle durchführt.
VDI nachrichten: Gefordert sind in der Automation sowohl Spezialisten mit Detailwissen aber auch Generalisten, welche die Gesamtstruktur komplexer Automationsnetze überblicken und deren Wirtschaftlichkeit einschätzen können. Wie werden Sie diesem Anspruch gerecht?
Theodor Niehaus: Die Lernsysteme für die Automatisierung sind modular aufgebaut und ermöglichen von Seminaren, über Software und Hardware bis hin zu kompletten „Lernfabriken“ Angebote für den Generalisten wie auch für den Spezialisten.
Ein Beispiel dafür ist die MPS-Station – ein „Modulares Produktions-System“: Diese ermöglicht es, industrielle Vorgänge in einem breiten Ansatz zu vermitteln. Der Spezialist kann hier jedoch auch in die Tiefen der SPS-Programmierung eintauchen.
VDI nachrichten: Wie ist Ihr „C-Master“-Programm in der Ausbildung positioniert?
Hermann Klinger: Das C-Master-Programm richtet sich gezielt an das mittlere Management, an Projektleiter sowie zukünftige Führungskräfte. Ziel ist es vor allem, das im Unternehmen vorhandene Wissen in neue betriebliche Zusammenhänge zu stellen und produktivitätssteigernd umzusetzen. Somit wird generalistisches Wissen vermittelt, jedoch praxisnah. Gleichzeitig wird vorhandenes Wissen, also auch Spezialistenwissen, neu und nutzbringend für das Unternehmen zugänglich gemacht.
VDI nachrichten: Worin liegt der Unterschied zwischen einem „C-Master“ und einer klassischen Facharbeiterausbildung mit anschließendem Studium?
Hermann Klinger: Die C-Master-Methode generiert eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Mitarbeiter. Über die Lösung aktueller Aufgaben und Problemstellungen lassen sich wichtige strategische Unternehmensziele umsetzen. Der Mitarbeiter erwirbt dabei anerkannte Karrierebausteine „on the job“. Wie bei den Produkten der Automatisierungstechnik kommt das modulare Baukastenprinzip von Festo auch in den Konzepten zur Weiterbildung zum Tragen mit daraus generierten maßgeschneiderten Lösungen für den jeweiligen Kunden. MARTIN CIUPEK
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