Im Auto boomt die Software
Mit der „Intelligenz“, also der Elektronik, des Autos wachsen Masse und Komplexität seiner Software. Untersuchungen zeigen, dass sich ihr Umfang alle 18 Monate verdoppelt. Gleichzeitig steigt damit exponentiell auch das Risiko von Fehlern, so Fachleute. Schon heute entfallen je nach Modell und Ausstattung 50 % bis 70 % der Entwicklungskosten im Bereich Elektronik auf die Software.
Dezentrale, intelligente und vernetzte Elektroniksysteme werden im Fahrzeug der Zukunft mit einer zunehmend stärker vernetzten Umwelt, zum Beispiel dem Internet, kommunizieren können. Gleichzeitig wird das Auto der Zukunft seine Umwelt deutlich intensiver und selektiver wahrnehmen“, erklärte Willibert Schleuter, Elektronik-Chef bei Audi, kurz vor dem Beginn der 59. IAA in Frankfurt/Main. Seiner Meinung nach erhält das Fahrzeug dadurch die Möglichkeit, Situationen zu erkennen, zu beurteilen und gegebenenfalls unter Einbeziehung des Fahrers darauf zu reagieren. Mit dieser differenzierteren Umweltwahrnehmung werden sich laut Schleuter vielfältige Möglichkeiten für weitere Produktinnovationen eröffnen, wie beispielsweise Fahrzeugassistenzsysteme, Bestimmung der Fahrzeugposition oder die Ferndiagnose.
In Zukunft werden laut Audi 90 % der Innovationen im Fahrzeug von der Elektronik geprägt sein, wobei ein entscheidender Anteil dieser Innovationen über die Software abgebildet wird. Deshalb stellt diese zunehmend einen entscheidenden Anteil bei der Realisierung von Elektronik-Innovationen dar. Für den Fahrzeugkäufer werden damit neue Funktionalitäten oder auch die Fahrzeugwerterhaltung über eine höhere Lebensdauer möglich, so Schleuter: „Denkbar sind beispielsweise Software-Updates/-Upgrades für Motorsteuerung, Fahrwerk oder Telematik. Aus Sicht eines Automobilherstellers muss damit die Software-Entwicklung eine zusätzliche Kernkompetenz werden.“
Die Komplexität der Software steigt jedoch in erheblichem Maße an. Untersuchungen ergaben laut Schleuter, dass sich der Umfang der Software alle 18 Monate verdoppelt und dass damit das Risiko von Software-Fehlern exponentiell ansteigt. Dies spiegele sich auch in einem steigenden Anteil an den Entwicklungskosten für Software wider. Schon heute ist davon auszugehen, dass je nach Modell und Ausstattung 50 % bis 70 % der Entwicklungskosten im Bereich Elektronik auf Software entfallen, so Schleuter.
Das zukünftige Automobil ist nicht nur ein bewegtes Objekt, sondern ein Knoten im globalen Netz. Die Mitfahrer können im Auto arbeiten, sich weiterbilden oder sich unterhalten lassen. Der Fahrer steuert einige Systeme per Sprache, relevante Informationen lassen sich auch per Sprache ausgeben.
Audi und das Stuttgarter IT-Unternehmen IBM arbeiten eng beim Thema „Internet im Auto“ zusammen. Erstmalig im automobilen Umfeld wird für die Kommunikation aus dem Fahrzeug heraus zunächst ein „virtuelles privates“ Netzwerk, eine Art Intranet, zwischen dem Fahrzeug und dem Audi-Portal aufgebaut, um eine Einwahl Unberechtigter in das Fahrzeug zu verhindern. Über Gateways im Audi-Portal erhält der Fahrer dann den Zugriff auf viele Internet-Dienste. Zum Aufbau der Kommunikation müssen sich beide Seiten dabei erfolgreich gegenseitig identifizieren. Die eigentliche Datenübertragung erfolgt anschließend verschlüsselt und zur Optimierung der begrenzten Bandbreiten beim Einsatz der Techniken GSM, HSCSD und GPRS komprimiert. Nach einer eventuellen Störung der Kommunikation beim Durchfahren eines Tunnels oder einer Häuserschlucht wird die Verbindung von der eingesetzten Software innerhalb weniger Sekunden wieder aufgebaut.
Neben den vielfältigen Services des Internets können mit diesem Konzept Aktualisierungen der Software im Automobil über Funk erfolgen. Auch der Service für den Kunden lässt sich damit dynamisch erweitern, ohne dass eine Änderung an der Hardware notwendig wird. Ein Internet-Server als Teil des Fahrzeug-Netzwerks lässt sich ebenfalls realisieren. Mit Standard-Internet-Browsern kann der Service von der Ferne auch auf technische Daten im Fahrzeug zugreifen, ein Durchbruch für die zukünftige Fahrzeugdiagnose. ACHIM SCHARF/WOP
Ein Beitrag von: