RFID 19.02.1999, 17:20 Uhr

Bummeln im digitalen Supermarkt

Immer mehr Abläufe im Handel werden automatisiert. Nach Scannerkassen und Strichkodierungen kommen nun elektronische Regaletiketten in die Supermärkte.

Wenn Edeka-Marktleiter Ralf Schindowski um 6.30 Uhr früh an seinen Arbeitsplatz kommt, reicht ein Blick auf das Display an seiner Bürotür – und ein Teil seiner Arbeit ist bereits getan. „Früher mußten wir die neuen Preise aus der Zentrale jeden Morgen in den PC eingeben, ausdrucken und schnellstmöglich verteilen“, erinnert sich Schindowski. In der hektischen Phase vor Öffnung der Supermarkttore sei es dabei häufig zu fehlerhaften Preisauszeichnungen an der Ware gekommen.
Ein Display an der Bürotür zeigt dem Marktleiter jetzt jeden Morgen an, ob die Preisänderungen aus der Edeka-Zentrale an die Rechner in der Filiale Bottrop-Kirchhellen übertragen worden sind. Der Zentralrechner im Supermarkt gibt die Preisänderungen über ein Funksystem an die neuen elektronischen Regaletiketten weiter – und alle Preise sind automatisch auf dem richtigen Stand.
Im November letzten Jahres hielt die Zukunft Einzug in den Edeka-Markt Bottrop-Kirchhellen. Inhaber und Edeka-Lizenznehmer Heinz Zurheide hat sein Geschäft renoviert und dabei das gesamte Etikettensystem umgestellt. Mit dem NCR-System „Decisio Net“ modernisierte er den Laden innerhalb von drei Wochen. „Wir haben ein Regal nach dem anderen an das System angeschlossen“, erklärt Zurheide. „Wir wollten nicht riskieren, daß es durch Startfehler zu Umsatzeinbußen kommt.“
Die Umstrukturierung verlief reibungslos. Durch die neuen Regaletiketten haben sich die Arbeitsabläufe im Markt stark verändert – zum Vorteil, wie die Angestellten finden. Bevor es die elektronischen Anzeigen mit den digitalen Displays gab, mußten 200 bis 300 Produktgruppen mit neuen Preisen ausgezeichnet werden. Die Etiketten wurden an die Regale geheftet, zusätzlich gab es ein Klebeetikett für jedes Teil. Zusammen mit dem täglichen Einsortieren der Frischware an jedem Morgen ein immenser Arbeitsaufwand. „In der gesparten Zeit können wir uns nun um die Regalpflege und um die Kunden kümmern“, erläutert Marktleiter Schindowski.
Den Kunden fällt das neue System erst auf den zweiten Blick auf. Für Geschäftsinhaber Zurheide bringen die neuen Regaletiketten dagegen spürbare Vorteile. Durch eine direkte Verbindung zwischen Etikettiersystem und Scannerkassen habe sich beispielsweise die Preissicherheit deutlich erhöht, schwärmt Zurheide. Ein integriertes Diagnose-System meldet Differenzen zwischen Regalpreis und Kassenpreis oder Defekte auf den Anzeigen am Regal. Unregelmäßigkeiten erscheinen als Fehlermeldung auf dem Bildschirm des Zentralrechners. „So erhöhen wir die Kundenbindung“, erklärt Zurheide. „Die Kunden sollen auch noch in einem Monat ein bestimmtes Produkt an der gleichen Stelle wiederfinden und immer wissen, daß sie an der Kasse den richtigen Preis bezahlen.“
Heinz Zurheide rechnet damit, daß sich seine Investitionen in rund fünf Jahren ausgezahlt haben. Rund 10 DM bis 15 DM müssen Händler für ein elektronisches Regaletikett und die Halteschienen zahlen. Allein im Edeka-Markt Bottrop-Kirchhellen gibt es bereits rund 7500 Anzeigen. Auf dem grau-schwarzen LCD-Display können maximal zwölf Zeichen dargestellt werden. Für die Kunden erscheint der Preis in DM und abwechselnd in Euro. Die Verkäufer können zudem zwei weitere Speicherplätze aufrufen. Per Knopfdruck am Regaletikett lassen sich zusätzlich Wareninformationen oder Anweisungen zum Auffüllen der Regale ablesen. Ein Timer sorgt für die pünktliche Weiterleitung der Informationen. „So sparen wir erneut Zeit und Wege“, erklärt Marktleiter Schindowski.
Über eine Basisstation an der Hallendecke werden die Informationen zu den Anzeigen gesendet. Die Daten werden im Bereich von 2,4 GHz übertragen. Eine Basiseinheit kann eine Ladenfläche von 10 000 m2 abdecken. Mit dem System können nach Angaben von NCR 5000 Preise pro Stunde geändert werden.
Die elektronischen Regaletiketten von NCR stehen nicht nur in Konkurrenz zum Papieretikett. Die Vorteile von digitalen Anzeigen macht sich auch das amerikanische Unternehmen Telxon zunutze, das ein Infrarot-System auf den Markt gebracht hat. „Unsere Etiketten sind billiger als die funkgesteuerten Anzeigen“, nennt Stephan Roloff, Marketingleiter Deutschland der Telxon, einen der Vorteile der Infrarot-Übertragung.
Roloff ist überzeugt von den neuen Etikett-Varianten. „Die digitalen Anzeigen sind besonders nützlich im margenintensiven Frischebereich, der für den Handel immer wichtiger wird“, sagt Roloff. Während Frischeprodukte früher schneller abgeschrieben wurden, könnten die Händler die Preise über die digitalen Anzeigen nun viel flexibler senken. Der Haken an der Infrarot-Lösung: Wird der Infrarotstrahl auf seinem Weg von der Sendestation zum Etikett unterbrochen, beispielsweise durch große Angebotstafeln, erscheint im ungünstigsten Fall kein Preis mehr auf dem Bildschirm. Doch auch die NCR-Etiketten haben noch Schönheitsfehler. Sind die Anzeigen zum Beispiel im falschen Winkel an den Regalen angebracht, können die Kunden die Zahlen durch den geringen Kontrast nicht lesen.
Mängel dieser Art stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den Marktchancen der digitalen Anzeigen. Theoretisch können die Händler schon heute über die Zweiwege-Funkverbindung auch vom Regal aus Informationen weiterleiten. So ist die Anbindung an Data Warehouse-Systeme für Lagerprüfungen, Bestellungen und Inventuren nur noch eine Frage der Zeit. Ohne großen Aufwand sind zudem Sonderaktionen realisierbar. So können Produkte für einen bestimmten Zeitraum heruntergezeichnet werden. „Wir werden sogenannte Happy Hours einführen, in denen wir morgens Frühstücksprodukte billiger anbieten oder vor großen Fußballspielen das Bier zum Sonderpreis verkaufen“, plant Zurheide, der noch eine zweite Filiale zu einem Supermarkt der Zukunft umrüsten will.
SIMONE ZELL
Supermarkt der Zukunft: Elektronische Regaletiketten helfen Händlern und Angestellten bei der Regal- und Preispflege. Die Kunden profitieren im Idealfall von einem besseren Service.

 

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Ein Beitrag von:

  • Simone Fasse

    Freie Journalistin und der Kopf hinter der Kommunikationsagentur Verbia in München. Simone Fasse besuchte die Georg-von-Holtzbrinck-Schule und arbeitete als Volontärin und Redakteurin bei VDI Nachrichten, bevor sie als in die Unternehmenskommunikation des Pay-TV-Senders Premiere (heute Sky Deutschland) wechselte. Seit 2007 schreibt sie freiberuflich mit den inhaltlichen Schwerpunkten Digitalisierung, Neue Technologien, New Work, Diversity/Women in Tech. Sie wurde mit dem „Medienpreis Technik“ ausgezeichnet und moderiert Events und Paneldiskussionen.

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