Gentechnik 25.10.2002, 18:22 Uhr

Körnige Erfolgsgeschichte

Die Hoffnung deutscher Saatguthersteller heißt Spanien. Als einziges Land in der EU baut es auf 20 000 ha genmanipulierten Mais kommerziell an. Den Bauern bringt das wirtschaftliche Vorteile. Deutschland hingegen zeigt sich reserviert.

Der Bauer Francisco Armengol schüttelt den Kopf. Gentechnik-Gegner, die seine Ernte zertrampeln? Nein, so etwas habe er hier nicht erlebt, sagt er. „Ich wüsste auch nicht, warum.“ Auf den Feldern seiner 40-ha-Farm nahe der nordspanischen Stadt Lérida recken gentechnisch veränderte Mais-Pflanzen munter ihre Stängel gen Himmel. Goldgelb leuchten lange Kolben in dem grünen Dickicht, reif für die Ernte. „Wenn es mehr transgenes Saatgut gäbe, würden hier noch viel mehr Felder so aussehen“, sagt Armengol.
Spanien ist das einzige Land der EU, in dem Gen-Mais zu kommerziellen Zwecken angebaut wird. Seit 1998 säen und ernten Bauern im Nordosten des Landes auf rund 20 000 ha die Maissorte „Comba CB“, die ein Gen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) enthält. Der Bt-Mais des Agrar-Multis Syngenta produziert in seinen Zellen ein Eiweiß, das die Pflanze vor dem gefräßigen „Mais-Zünsler“ schützen soll, ohne dass der Bauer dafür Insektizide versprühen muss.
Herkömmliche Agrarchemie hilft kaum gegen die Schädlinge. Die Spritzmittel wirken nur im Kontakt mit frisch geschlüpften Larven. Sobald sich die Tierchen in die Pflanzen gebohrt haben, und das ist spätestens nach ein paar Tagen der Fall, sind sie vor der chemischen Keule geschützt. Die ausgehöhlten Pflanzen sind schwach, sie brechen im Wind ab, ihre Kolben bleiben klein. Bis zu 40 % der Ernte vernichtet der Schädling. „Mit Pestiziden versuchen wir ihn gar nicht mehr zu bekämpfen“, sagt Armengol.
Dank gesparter Spritzmittelkosten und höherer Erträge bringt der Bt-Mais Gewinne. Eine jüngst erschienene Studie des britischen Agrar-Beraters Graham Brookes über den Anbau von Bt-Mais in Spanien hat ermittelt, dass das Einkommen der Landwirte auf durchschnittlich 150 #/ha gestiegen ist. „Wären von allen wichtigen Maiszuchtsorten Bt-Varianten verfügbar, könnte sich in Spanien der Anbau von transgenen Pflanzen auf bis zu 36 % der Maisfelder lohnen“, sagt Brookes. Das wären 176 000 ha, eine Fläche fast doppelt so groß wie Berlin.
Bisher ist der Anbau von Gen-Mais in Spanien beschränkt. 1998 erklärte die EU ein Moratorium für die Zulassung transgener Pflanzensorten. Zu dem Zeitpunkt hatten die spanischen Behörden bereits den Anbau von Syngentas „Comba CB“ erlaubt. Um die Diskussionen um das Für und Wider der grünen Gentechnik nicht weiter anzustacheln, beschlossen die Syngenta-Manager, transgenes Saatgut vorerst nur begrenzt in den Handel zu bringen.
Die EU steht indes kurz davor, neue Regeln für Freisetzung und Kennzeichnung gentechnisch veränderter Pflanzen und Rohstoffe zu erlassen. In der nächsten Sitzung im November könnte auch das Moratorium für die Zulassung neuer transgener Sorten kippen – und der Bt-Mais in Spanien seinen Siegeszug feiern.
Viele Landwirte hoffen darauf seit langem. „Unsere Gesellschafter wollen heute schon mehr Bt-Mais anbauen, als wir ihnen Saatgut geben können“, sagt José Victor Nogués Barraguer, Präsident der bäuerlichen Kooperative „Los Monegros“ in Sariñera, in der sich rund 500 Bauern zusammengeschlossen haben.
Auch in Spanien stehen die Verbraucher gentechnisch veränderten Lebensmitteln skeptisch gegenüber. So weigert sich die spanische Stärke-Industrie, den Bt-Mais zu verarbeiten. Doch Futtermittel-Hersteller kaufen die umstrittenen Körner gern. „Der Genmais ist weniger mit Schimmelpilzen belastet, die sonst oft die angefressenen Stellen besiedeln“, sagt Ricardo Miguelañez vom spanischen Verband der Futtermittelhersteller CESFAC.
Spanische Biologen zerstreuen die ökologischen Bedenken. Ramón Albajes von der Universität Lleida untersucht in den Maisfeldern von Lérida, ob das Bt-Gift in den Pflanzen neben dem Maiszünsler auch anderen Insektenpopulationen schadet. „Nach unserem Erkenntnisstand ist die Natur nicht gefährdet“, sagt er. Für die Sorge, der Maiszünsler könnte gegen das Bt-Gift resistent werden und so zu einem noch gefährlicheren Schädling mutieren, fand Albajes ebenfalls kein Indiz.
Laut Graham Brookes berichten Bauern sogar von einer positiven Wirkung des Bt-Mais auf die Umwelt. Beim Einsatz herkömmlicher Spritzmittel werden nicht nur Maiszünsler, sondern auch viele Nützlinge vernichtet. Das führt dazu, dass der Mais stärker von Spinnmilben befallen wird, denen die Bauern dann mit einer weiteren Giftdusche zu Leibe rücken. LUCIAN HAAS

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