Bau 09.07.1999, 17:22 Uhr

Schnäppchenjagd im Netz

Das sächsische Neugersdorf will online historische Baumaterialien verkaufen. Bei einer Internet-Auktion sollen jetzt Türen, Natursteine, Treppen und Metallgitter-Fenster eines ehemaligen Produktionsbetriebes neue Liebhaber finden.

Die außergewöhnliche Vermarktungsstrategie hat ihre Ursache in der großen Menge, etwa an Ziegeln im historischen Klosterformat. Interessenten erwartet die Stadt aus Kreisen des Denkmalschutzes, aber auch von privater Seite. Bürgermeister Michael Krannich: „Wir brauchen einen bundesweiten oder gar europäischen Markt, um realistische Preise zu erzielen“. Schon heute vermitteln die Internet-Seiten einen ersten Überblick über das Angebot der Stadt. Zu sehen sind sie unter: www.Neugersdorf.de . Die großen Mengen an Baumaterial verdankt die 7000-Einwohner-Stadt der „Gummierung“. Hier wurden Stoffe beschichtet, u.a. für die Automobilindustrie. 1862 begann die Herrmann Herzog & Co. AG mit dem Weben von Stoffen. Ab 1924 gummiert die Firma auch Textilien. Hauptprodukt wurden Verdeckplanen, das „Herzog-Cabrio“ wurde zur gefragten Marke. Nach der Enteignung wurde das Unternehmen zum VEB Textil- und Gummierwerk. Mit den Produkten vergrößerte sich auch das Firmenareal. Bei der Stillegung 1990 bestand die „Gummierung“ aus 27 Einzelbauten mit rund 50 000 m3 umbautem Raum. 1994 kaufte die Stadt Neugersdorf das zentrale Areal von der Treuhand, um dort neue Wohnbebauung und Dienstleistungsbetriebe zu errichten.
Dieser ehemalige Produktionsbetrieb nahe des Stadtzentrums wird derzeit selektiv zurückgebaut. Nicht Bagger und Abrißbirne beseitigen also die Industriebrache, sondern Fachkräfte, die sorgfältig Stein um Stein abtragen. Ziel ist die Wiederverwendung des geborgenen Materials auf derselben Wertstufe. Diese Vorgehensweise ist aufwendig und damit teurer als der konventionelle Abriß. Durch den Verkauf und durch eingesparte Deponiegebühren sollen die Mehrkosten weitgehend aufgefangen werden.
In welchem Umfang dies gelingt, wird die benachbarte Fachhochschule für Technik, Wirtschaft und Sozialwesen in Zittau/Görlitz wissenschaftlich auswerten. Diese Dokumentation soll künftig auch anderen Kommunen und Privat-Investoren Anhaltspunkte dafür geben, wann sich der selektive Rückbau finanziell lohnt. Daß er aus historischen und ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll ist, wird zwischenzeitlich auch von Fachleuten bestätigt.
Der selektive Rückbau der Gummierung ist ein Pilotprojekt der Europäischen Union. Sie unterstützt dieses Vorhaben mit 1,25 Mio. Euro (etwa 2,5 Mio. DM). Ziel ist die Entwicklung innovativer Methoden, um Industriebrachen kostengünstig zu beseitigen. Dabei soll auf eine Deponierung weitgehend verzichtet werden auch ein Downcycling auf eine tiefere Wertstufe ist unerwünscht.
Die Stadt Neugersdorf will mit der modernen Vermarktungsstrategie über das Internet reproduzierbare Ergebnisse erreichen. Ein bundesweiter Verkauf und die Einbeziehung der europäischen Nachbarschaft sollen verhindern, daß die Stadt auf den mühsam geborgenen Materialien sitzenbleibt. Schließlich soll der Verkauf kein Selbstzweck sein: Er dient vielmehr der Wissenschaft. Nur wenn realistische Preise erzielt werden, kann ein reproduzierbarer und vor allem verläßlicher Leitfaden auch für andere Projekte erarbeitet werden.
Es gibt bereits eine Reihe von Unternehmen, die sich den Erhalt historischer Baustoffe und Bauteile zur Aufgabe gemacht hat und z.T. auch davon lebt. Allein 38 Firmen sind im Unternehmerverband Historische Baustoffe (UHB) zusammengeschlossen. Der Verband wurde 1992 gegründet und neben Information und Betreuung der Mitglieder sowie Sensibilisierung der Öffentlichkeit möchte er auch, so der Geschäftsführer Christoph Freudenberger, durch die Wiederverwendung alter Materialien seinen Teil zur Verringerung des Ressourcenverbrauchs beitragen. wip
www.neugersdorf.de
www.Historische-Baustoffe.de
Gut erhaltene Holztüren gehören zu den besonderen Schnäppchen unter den historischen Baustoffen.
Alte Ornamente lassen sich dekorativ in neue Elemente, z.B. als Fenster- oder Türsturz oder auch als Gartenbegrenzung, integrieren.
Alte Zierbeschläge machen aus jedem neuen Bauteil sofort ein unverwechselbares Unikat.

 

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Ein Beitrag von:

  • Wilma Preiss

    Redakteurin VDI nachrichten. Fachthemen: Hoch- und Tiefbau, Bautechnik.

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